Alex Wilson
Anglo-Cubano
Candid/Big City BCCD 79205
Kaum treffender könnte der Titel ausfallen: Ein Angelsachse trifft Musiker aus Kuba, teils in Havanna, teils in London aufgenommen. Das neue Pianotalent sorgt auf seinem zweiten Album mit überwiegend Eigenkompositionen für eine spezifische Mischung von Songs und Instrumentals, die sich aus der Londoner Latinszene speist – ein wenig angelehnt auch an den Acid Jazz zehn Jahre zuvor. Jazzige Phrasierung und Soul-Elemente, etwa Lauren Darymple als Vokalistin mit einem Hauch Sade in der Stimme, lassen so etwas wie Salsa-Jazz erklingen. Die kubanischen Musiker bringen hingegen die Perkussion des kubanischen Son Montuno mit den perkussiven Begleitakkorden Wilsons zusammen, der mehr den Pianostil aus Puerto Rico à la Palmieri pflegt. Dabei setzt er weniger auf extrovertierte Ausflüge als auf integratives Spiel, mit dem er Improvisationen anregt und zurückhaltend aber gezielt steuert. Deswegen bleiben auch die tanzbaren Arrangements dem Charakter nach Stücke intimer musikalischer Kommunikation. Sehr gelungen ist auch Stings „Englishman in New York“ als Guaguancó arrangiert wie denn die eigenständigen, stets geschmackvollen Arrangements die eigentlich eigene Note dem Album verleihen.
publ. Jazz Podium 4/2001
Beitragsbild Porträt Alex Wilson: Gabriela Salgado photography