Kuhweide vor Bergkulisse, teils in Wolken am Passo di Campogrosso
Alpen,  Südtirol-Trentino,  Touren,  Venetien

ALP-2024-TiSA-16
Schroffe Bergwelten und wilder Kurvenrausch durch die Piccole Dolomiti bis ins tiefe Etschtal

Die Piccole Dolomiti (Kleine Dolomiten) bilden eine spannende Brücke zwischen typischen Voralpen und den Hochalpen. Dabei gehören sie zu den nördlichen Vizentiner Alpen und nicht zu den Dolomiten i.e.S. Tatsächlich bestehen mehr landschaftliche Ähnlichkeiten zu den Dolomiten als zu den meisten anderen Teilen der Vizentiner Alpen. Da die Region vergleichsweise klein ist, fügt sich eine kurze Rückkehr über die Hochebene von Folgaria ebenso an wie eine schnelle Abfahrt ins flache Etschtal.

[Mi 31.7.] Passo Zovo – Monte Magrè – Magrè – Schio – Pievebelvicino – Torrebelvicino – Valli del Pasubio – Staro – Passo Xon (668/671 m) – Cischele – Recoaro Terme – Giorgetti – Frizzi di Sotto/di Sopra – Rifugio Piccole Dolomiti alla Guardia

40 km | 1140 Hm

Am nur tagsüber offenem Rifugio mit einem Biergarten fand sich dann ein Platz für das Zelt, obwohl auch die Passhöhe recht dicht bewaldet ist. Eine erneute Durchfahrt durch Schio wollte ich eigentlich vermeiden, was mir aber nicht so recht gelang. Zu sehr sind die Straßen auf das Zentrum ausgerichtet, Alternativen verfügen über keine Wegweisung. Zum Einkaufen kann man auch noch die nördlichen Vororte nutzen.

Das Val Leogra erleuchtete in der Morgensonne bei schon großer Tageshitze. So schön hatte ich das Tal gar nicht in Erinnerung, aber war 2006 im abendlichen Talrausch auch ziemlich unreflektiert abgefahren. Im sehenswerten wie malerisch gelegenen Valli del Pasubio zweigt die Strecke zum Passo Xon ab, über den man ins obere Valdagno gelangt – also ein Anschluss zum Vortag auf Umwegen. Der insbesondere auf der Südseite imponierende Serpentinenpass nähert sich aussichtsreich auf das in einer Talmulde eingeflochtene Recoara Terme.

Recoara Terme hat wie viele andere Kurorte seine Glanzzeit hinter sich, jedoch gelang es viele Standbeine für bleibenden Tourismus zu festigen. Als Tor zu den Piccole Dolomiti lockt Recoara sowohl Sommer- wie Winterbergfreunde an. Wollte ich die Auffahrt zum Passo di Campogrosso dramatisieren, läge es nahe, Friedrich Nietzsches Gedanken zum Übermenschen zu bemühen, da Nietzsche in Recoara Terme seine Inspirationen zum „Zarathustra“ gefunden haben soll. Der Anstieg ist mit knapp 10 % Durchschnitt auf ca. 1000 Hm Mitglied der härteren Pässeklasse, wenngleich nicht die Teufelsklasse und damit die Nietzsche-Projektion allenfalls dezent streift.

Der Berg zehrte doch meine Kräfte stark auf, sodass ich bald das Ziel aufgegeben musste, noch die Passhöhe an dem Tag zu erreichen. Ohnehin wäre das keine gute Idee gewesen, fasziniert die dolomitische Aura besonders im oberen Teil der Strecke, wofür man gutes Licht haben sollte. Das Rifugio Piccole Dolomiti all Guardia kam mir da gerade recht und verführte mich zur Einkehr. Pasta Funghi mit Rotwein und zum Espresso noch eine Nusstorte waren doch eine gute Einstimmung für den nächsten Tag, die Panoramalage neben dem Rifugio ohnehin großartig gelegen für Bergzelten in der Premiumklasse.

[Do 1.8.] Rifugio Piccole Dolomiti all Guardia – Passo di Campogrosso (1464 m) – Passo Pian delle Fugazze (1163 m) – SP46/Strada delle Xomo – Passo di Xomo (1058 m) – Zamboni di Sopra – Posina – Ganna – Passo della Borcola (1207 m) – Zoreri – Puechern – Piazza (Terragnolo)

50 km | 1240 Hm

Die Steigung zum Pass nimmt in den oberen Etagen etwas ab, sodass ich die Morgenstimmungen umsop besser genießen konnte. Nunmehr kamen auch etliche Rennradler den Berg hinauf. Beim Rifugio auf der Passhöhe findet sich ein Dokumentationszentrum/Ecomuseo zur Kriegsgeschichte der Region. Zum Passo Pian delle Fugazze sollte man unbedingt wenig nach der Passhöhe den rechten Abzweig nehmen – ein kleines, für Autoverkehr gesperrtes Sträßchen über eine mitreißende Hochweidelandschaft in der weit gezogen Bergarena am Horizont.

Um den Passo Pian delle Fugazze schwärmen viele Wanderer aus und manche lege sich gerne irgendwo auf einer Bergwiese in die Sonne. Zum Xomo-Pass muss man zunächst ein Stück ins Val Leogra abfahren und auf einen scharfen Abzweig achten, der gleich in einen steilen Gegenanstieg überläuft. Zur anderen Seite fallen die Blicke weit hinunter auf Posina, das sich mit einem künstlichen See ein liebliches Angesicht verliehen hat.

Die erfrischende Pause am Bachlauf hatte der Wetterkoch im Himmel ausgenutzt, um eine Reihe von Wolken so aufzuschieben, dass ich bald in tagestrister Düsternis fahren musste. Hin und wieder tröpfelte es, doch war größeres Ungemach zu befürchten. Dass ich beim großen Regen bereits Terragnolo mit dem Ortsteil Piazza erreichte, verdankte ich einer achtlosen Schussfahrt vom Pass entlang der felsigen Riffe, Kanten und Überkopfgewölben. Leider bekam ich so kaum ein gutes Bild vom Passo della Borcola, dessen Nordwestseite man unter besseren Umständen als atemberaubend bezeichnen darf. Im wilden Gewittersturm suchte ich gehetzt noch dem einzigen Gasthof des Ortes auf für Tagliatelle mit einer Sugo Salsiccia sowie einer Zuppa inglese im süßen Nachgang. Das sollte für das eher schwierige Nachtlager etwas entschädigen.

[Fr 2.8.] Piazza – Scottini – Sella di Serrada (1256 m) – Mezzaselva – Folgaria – Mezzomonte – Molini/Cascata Zambel – Calliano – via SS12 – Mattarello – Novaline – Valsorda – Vigolo Vattaro – Vattaro

48 km | 1190 Hm

Das Gewitter hatte alle Wolken nachhaltig entleert. Vom Panoramablick über das Val Terragnolo wandelt der Pass mit dem Ort Serrada zum Balkonausblick auf den Monte Baldo, die Brenta-Dolomiten und Adamello-Alpen weit jenseits des Etschtals im Westen. Im Ort haben sich Künstler mit runden oder rechteckigen Malwerken verewigt, die an Hausfassaden hängen und traditionelles Leben der Region mit Zukunftsvisionen im modernen Pinselstrich verbinden sollen.

Folgaria ist schnell erreicht, mein Wiedersehen bleibt kurz. Es gibt zwar einen engagierten Buchladen, in dem sich trefflich über Literatur schmöckern lässt, aber schnöde Landkarten hat er nicht. Die Straße stürzt sich weiter in imposanten Kurven ins Tal, passiert das gewaltige Castello Beseno, eine Wehranlage und adliges Schloss, dessen Bau bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht. Die Mittagshitze kann ich am Rande der Talsohle am Rio Cavallo wegspülen, wo sich einige Bademöglichkeiten bei der Cascata Zambel ergeben, beliebte Duschwanne für Familien und Hundehalter.

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