Schaufenster auf den Lago di Serraia, Herz "Altopiano di Piné"
Alpen,  Südtirol-Trentino,  Touren

ALP-2024-TiSA-17
Bergflanken und Täler der Valsugana in den südwestlichen Fleimstaler Alpen

Meine Route verläuft nunmehr etwas oszillierend zwischen mehreren Alpenregionen. So kehre ich zunächst kurz auf die Hochebenen von Folgaria und Asiago zurück, verbleibe aber in einer Randlage, die zugleich zur Valsugana gehört. Die Valsugana beschreibt ein breites Hochtal um den Fluss Brenta samt einiger Nebentäler nach Norden hinein, gleichwohl bereits Teil der Fleimstaler Alpen, im Osten Teil der Dolomiten. Hier fand ich Voralpentäler, die teils schon mit der Weinregion des Etschtal verschmelzen.

Die Pause am Rio Cavallo konnte ich nicht ganz auskosten, die nächste Gewitterfront drohte. Die Lage blieb labil bis in den Abend, doch für ein Unwetter wie am Vorabend reichten die Wolken nicht aus. Die Passage nach Mattarello erledigte ich auf der viel befahrenen Staatsstraße, ein Umweg über den Radweg machte keinen Sinn. Der Verkehr schwindet allerdings kaum auf der fortführenden Straße in die Alta Valsugana – sogar bis weit in die Dunkelheit hinein. Die Ursache zeigt sich indes, wenn man die agrarische Hochebene bei Vigolo Vattaro erreicht. Dichte Besiedlung überzieht das Tal ebenso wie plantagenartiger Anbau von Obst und Gemüse.

[Sa 3.8.] Vattaro – Pian dei Pradi – Valico della Fricca (1183/1110 m) – via alte Straße (offiziell gesperrt) – Cascata della Fricca – Carbonare – Virti – (Chiesa) – Lanzino – Bertoldi – Slaghenaufi – via Sentiero della Pace – Passo Cogiole (1370 m) – Spiazzo Alto/Monte Menador (Monterovere) – Caldenazzo – Calceranica al Lago – via Seeradweg – San Cristoforo al Lago – Pergine Valsugana – Masetti

52 km | 895 Hm

In Vattaro endet die dichte Wirtschafts- und Wohnzone, weil sich das Haupttal zuvor über einen flachen Sattel zum Caldenazzo-See hinunterzieht und sich bei den Seen fortsetzt. So ganz einsam ist der Valico della Fricca dennoch nicht, denn die Straße bildet einen von drei wichtigen Zugängen, zu Hochebenen von Folgaria und Lavarone. Die felsige Altopiano della Vigolana macht indes Spaß und könnte als Vorstufe der Piccole Dolomiti interpretieren.

In einer der Lavarone-Fraktionen beginnt eine Waldpiste, die mich alternativ zur bereits befahrenen Straße nach Monterovere bringen sollte (vgl. Kap. 15). Ein lokaler Bikepark-Betreiber mit Radverleih in Slaghenaufi versprach mir wenig Schotter und viel Asphalt. Gut kann er die Strecke nicht kennen, denn der Schotter wurde zunehmend gröber, von Asphalt keine Spur. Als Teil des sogenannte Friedensweges dringt dieser immer tiefer in den Wald ein, um einen nahezu unbekannten Pass zu überwinden. Der Weg fällt dann auf den höchsten Punkt der Kaiserjägerstraße ab, wo sich die Menador-Helden nahe dem Weiler Monterovere zu ihrem Auffahrtserlebnis gratulieren.

Die Kaiserjägerstraße (Strada del Menador) folgt einer durch österreichische Pioniere im Rahmen des Ersten Weltkriegs tief in den Fels gehauenen, eng gestaffelten Straßentrasse mit schwindelerregenden Kehren. Weit reicht der Blick in die Valsugana mit Zweiseenblick. Indes ist der spektakuläre Teil der Straße recht kurz, sodass ich ob des ikonischen Radlerhypes um die Strecke etwas ernüchtert war.

Vom Lago di Caldenazzo erhält man am Südufer Richtung Pergine nur wenig Eindrücke, obwohl ein Radweg sehr ufernah geführt ist. Schilf und Bäume verhindern meist die Ausblicke. Pergine befindet sich bereits jenseits vom See, überzeugt aber mit einer ansehnlichen Altstadt. Außenrum muss ich hingegen starke Verkehrsströme und die typische, aber nicht unbedingt landschaftsfreundliche Agrarnutzung der Valsugana bemängeln. Aber irgendwo muss das Essen ja auch wachsen. Eher verschwiegen ist dahingegen der Anstieg zum Örtchen Masetti mit Blick auf das Castel Pergine und mit einem schönen Kirchlein.

[So 4.8.] Masetti – Sella di Vignola (557 m) – Levico Terme – Passo del Compet (1383 m) – Rifugio Panarotta (1766 m) – Malga Montagna Granda – Tingler/Thingerla

34 km | 1305 Hm

Vom Levico-See hat man als Radler wenig bis wenige Aussichtspunkte von oben. Der See selbst ist weitgehend Naturschutzufer und Zugang besteht über ein paar Hotspotstrände am südöstlichen Ufer, quasi unterhalb der Stadt Levico Terme gelegen. Indessen lohnt ein Gang durch Levico mit Gassen voller Leben und den Lockmitteln vieler Spezialitäten der Region. Neben der historischen Seite hat die Kurstadt auch Sinn für moderne Kunstobjekte im öffentlichen Raum.

Die Anfahrt zum Compet-Pass führt über mehrere weiten Kehren, auch mal mit Rastplatz mitten drin, stets Ausblicken auf die weit ausgebreitete Valsugana. Der Verkehr ist teils auch stärker, sodass es Sinn macht, sich über alternative Anstiege Gedanken zu machen, z.B. die von mir gewählte Abfahrtsseite. Nicht zuletzt erschließt die Straße auch den hoch gelegenen Thermenort Vetriolo, der gemeinsam mit Levico touristisch vermarktet wird.

Der Exkurs zum Straßenende am Rifugio Panarotta ist verzichtbar, entscheidender ist der Abzweig von dieser Straße zur Malga Montagna Grande. Noch in vielen Karten nicht als durchgehend asphaltiert eingetragen, kommt man auf einer recht einsamen Route bis hinunter ins Fersental, an diesem Tage aber nur bis zu einem Rastplatz nahe dem Gasthof Tingler.

[Mo 5.8.] Tingler/Thingerla – Kamaovrunt/Kamauz – Roveda – Frassilongo/Auserpèrg – Drazeri – via Radweg – Canezza – Portolo – Mala – Sant’Orsola Terme – Palù del Fersina – Passo del Redebus (1453 m) – Regnana

34 km | 1005 Hm

Das Fersental gehört zu einer der vielen zimbrischen Sprachinseln im Südalpenraum, hier eine Variante des Altbairischen mit Tiroler Einschlag. Im Zweifel kann man auf alle drei Sprachen treffen (inkl. Hochdeutsch). Die Ortsnamen sind schon eine eigene Touristenattraktion, so exotisch klingen sie. Das Fersental (deutsch) lautet in der zimbrischen Eigensprache Bersntol, im Italienischen Valle del Fersina oder eher Valle dei Mocheni. Einige Orte hier leiden an Bevölkerungsschwund, die Jungen gehen, die Alten sterben – so zumindest war mein Eindruck in Kauz/Kamaovrunt, wo sich gerade noch ein Gasthof als Dorftreffpunkt halten kann.

In Frassilongo zweigt ein kleines Sträßchen ab, dass nur mit Mühe auf Karten zu erkennen ist, keine Beschilderung vor Ort. Fast zugewachsen ist der steile Asphaltweg hinunter zur Brücke über die Fersina, wo sich auch gut im Fluss baden lässt. Zur anderen Seite gelangt man auf eine Lokalstraße bzw. Radroute, die man in der Talsohle gänzlich durchradeln kann als eine von drei Strecken, auf denen das Fersental recht unterschiedlich zu erkunden ist.

Ich fuhr zunächst abwärts, da die Rampe zur oberen Dorfstraße unbarmherzig steil war. Der so ungeplante Umweg über Canezza entpuppte sich als Glücksfall. Das Museo del Paracarro direkt am Radweg bei Canezza ist ein liebevoll zusammengestelltes, kostenfrei zugängliches Freilichtmuseum mit Leitsteinen. Die ca. 200 Exponate stammen von Straßen der Region, der Alpen insgesamt, aber auch aus anderen Regionen wie den Pyrenäen und sogar bis hin zu Kambodscha, Vietnam oder Peru. Jeder Leitstein ist ferner einer Radsportgröße gewidmet, ohne dass zwingend ein Zusammenhang bestehen muss.

Die Auffahrt über die steil in den Hang verteilten Orte hebt die weiteren Schätze des Tals hervor – ehemalige Bergbauregion, ein kleiner Thermenort und Anbaugebiet von Beerenfrüchten. Am Talschluss, wo die Straße in einer weiten Kehre zur Gegenseite zurück ebenfalls als Hangroute führt, habe ich das Tageslicht bereits aufgebraucht. Über den Passo del Redebus gelangte ich also bereits in die Dunkelheit, sodass ich eine bedeutende historische Ausgrabungsstätte sträflich übersah.

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