Blick auf Felsen am Gardasee mit Ponale-Straße
Alpen,  Lombardei,  Südtirol-Trentino,  Touren

ALP-2024-TiSA-18
Seenreiche Bergwelten und wilde Panoramarouten in den Gardasee-Alpen mit einer Brise Parco regionale dell’Adamello

Das Etschtal liefert eine markante Grenze, mit der ich zum südwestlichen Teil meiner Tour übergehe. Die Gardasee-Alpen (auch Gardasee-Berge) umfassen die Alpenregion um den Gardasee – östlich, nördlich, westlich. Zwar endet diese Alpengruppe bereits beim Val Trompia bzw. am Passo del Maniva, jedoch füge ich hier noch die kurze Passage durch die südlichen Adamello-Presanella-Alpen an, die mich in das Val Oglio bzw. Valcamonica mit der Grenze zu den Bergamasker Alpen bringt. Trubelige Hotspots und mystische Ruheoasen liegen eng beieinander, wie sich auch geschmeidige Hügel mit schroffen Gipfeln und bizarren Abbruchkanten mischen, in die sich einige große und kleine Seen einfügen.

[Fr 9.8.] Maso Pedrotti/Strada del Monte Bondone (~360 m) – Sardagna – Candrial – Vaneze – Vason – Monte Bondone (1650 m) – Viote – Garniga Vecchia Superiore – Garniga Terme – Covelo – Bellaria – Lago di Cei

47 km | 1680 Hm

Noch hatte ich abends die Ausfahrt aus der Stadt Trento in der Nacht gewagt. Dem Verkehr entkommt man erst nach dem Abzweig zur Monte-Bondone-Straße, weiter erlaubt die Hauptstraße eh nicht. Irgendwo fand ich noch eine verwaiste Einfahrt für eine Rast. Die meisten Aussichtsmomente beschränken sich auf den unteren Teil der Auffahrt, oben ist die Route auf dieser Seite wenig spektakulär.

Die Passhöhe am Monte Bondone, legendäres Kultziel in der Radsporthistorie, enttäuscht dann noch mehr als die nur durchschnittliche Auffahrt. Seltsam verbaut wirkt der Sattelort mit den üblich verdächtigen Wintershops, die ihr Warenangebot für Sommergäste nur bedingt anzupassen vermögen. Der prägnante Cima Palon mit Sendemast lässt sich eigentlich erst später von der Westseite ins Auge fassen, zu ungünstig ist der Sichtwinkel an der Passhöhe.

Auf der Hochebene verteilten sich Ausflügler zum Picknick und Sonnenbaden. Ganz gegenteilig zur Passhöhe dreht sich hier die Welt ins Einsame, nur noch wenige Autos benutzen die südöstliche Anfahrt von Garniga Terme aus. Verwinkelt in atemberaubenden Kurven fällt die Straße zunächst auf ein Zwischenplateau bei Garniga Terme, dann weiter über Covelo ins Tal ab.

Geradezu jäh musste ich in die Eisen treten, um nicht den spitzen Winkel zur Auffahrt zum Lago di Cei zu verpassen. Auch der Lago di Cei ist eine Sattelhöhe, die nicht explizit als Pass verzeichnet wird. Im abendlichen Dunkel konnte ich von dem Kleinod allerdings noch nichts erkennen.

[Sa 10.8.] Lago di Cei – Selve – Passo Bordola (1253 m) – Ronzo-Chienis – Passo Santa Barbara (1169 m) – Exkurs Malga Zanga (abgebrochen) – Bolognano – Arco – San Tomaso – Riva del Garda – Terrazza panoramica del Ponale (Riva del Garda)

49 km | 760 Hm

Das romantische Morgengedicht am See weckte gleich alle Sinne ein Morgenbad gehört dazu. Am See hat sich auch ein Hotel platziert, weiß sich aber unauffällig in die romantische Kulisse einzufügen.

Noch zwei weitere Pässe führen hinüber ins Sarca-Tal. Dazwischen liegt wieder ein Bergplateau, das für Ausflügler zum Picknicken beliebt ist. Für kurz verfolgte ich die Idee einer Almeinkehr. Die gesuchte Alm versteckte sich dann aber jenseits einer nahezu unfahrbaren Betonrampe, sodass ich den Exkurs abbrach.

Die typische Gardasee-Kluse mit dem Monte Brione und der goldene Schimmer der Seefläche leuchteten weithin zur wilden Kehrenorgie hinauf. Arco gilt als Hochburg für Kletterer und Mountainbiken und verfügt entsprechend über mehrere Bikeshops sogar in der Fußgängerzone – da fand ich doch Gefallen an einer neuen Radhose.

Der Übergang zum noch trubeligerem Riva del Garda zerfließt in den ungenauen Stadtgrenzen. Kurioserweise spielt an dem Abend die Stuttgarter Pianistin Olivia Trummer bei einem Jazzfestival auf, so als wäre es ein Wink mit dem Zaunpfahl. Meine geringen Reisebudgets haben mich aber zum Kulturbanausen wachsen lassen und ziehe daher einen Flaniergang durch die überfüllten Gassen vor.

Die laue Sommernacht bleibt auf der Abkühlskala bei 24 °C, der Tag war whl auch der heißeste der Tour. Immerhin befinde ich mich heir nicht mehr weit über Meereshöhe. Nur wenige hundert Meter von der Flanierpromenade entfernt drängten zwar noch die Musikklänge der Partymeile nach, doch fast verlassen zeigt sich dann die weitere Promenade und Uferstraße. Ein großes Villenportal verspricht 166 km Gardasee-Radweg und ist doch ein Flop, stockt doch der Radwegausbau bereits seit mehreren Jahren. An der unteren Ponalestraße stieß ich gleich auf einen passenden Aussichtsplatz für die Rast, mehr Luxusbalkon geht eigentlich nicht.

[So 11.8.] Terrazza panoramica del Ponale (Riva del Garda) – Via del Ponale (Piste) – Ponale Alto Belvedere – Via Ponale (Asphalt) – Ausfahrt Tunnel SS240 – Biacesa di Ledro – Via del Ponale (Piste) – Pré di Ledro – via SS240 – Molina di Ledro – Via al Lago (Südufer Lago di Ledro) – Pur – Via Europa – Doss di Pur – via Waldpiste/Radweg – Pieve di Ledro – Bezzecca – Tiarno di Sotto – Passo d’Ámpola (747 m) – Chiesetta di Croce

34 km | 1160 Hm

Morgens ist nur leises Plätschern vom See zu hören. So mitten aber im Touristenhotspot, sind bereits erste Jogger, Radler und eine Sonnenaufgangsbeobachtungsfamilie schon auf der Piste, als ich gerade aufgewacht war. Die Schotterpiste der Ponalestraße reicht zunächst bis zu einer Aussichtsbar, wo ein asphaltierter Teil mit mehreren Kehren folgt.

Der Schotterteil, eng in den Fels gepresst und Anfang der 2000er Jahre für Fußgänger wie Radler streng gesperrt gewesen, ist mittlerweile zu einer beliebten Radroute aufgewertet. Der Untergrund entspricht nicht ganz dem Publikum, dass da raufpedaliert. Manche Rennräder oder Familienkohorten kommen an die Grenze technischer Machbarkeit, denn der Schotter ist nicht unbedingt gut präpariert, wenn auch mit Reiserad noch zu bewältigen. Bei den alten Wehranlagen findet sich sogar eine Wasserstelle, wo eigentlich sonst nur Fels ist.

Die Schnell-mach-Geld-Bar am Ende des Schotterteils fiel durch besondere Unfreundlichkeit auf, sodass ich die Lust an einer Kaffeepause verlor. Das war auch gut so, denn umso besser war die Einkehr bei der Bar sul Ponale am zweiten Schotterstück, gleich gegenüber einem Wasserfall. Da mir der Schotter zu grob wurde, wechselte ich auf die Straße, wo der Kampf weiterging, nur andere Gegner. Die Blechkarossen verursachen in der Urlaubszeit und an Ausflugstagen einen regelrechten Verkehrsinfarkt. Die Maßnahmen der Lokalpolitik sind Veloverbot auf der Straße und noch mehr Parkplätze. Diese Schizophrenie ist wohl nicht heilbar solange das Auto Heiligenstatus genießt.

Galt 2002 der Lago di Ledro noch als Geheimtipp, hat sich heute der Hotspottourismus dem des nahen Gardasees angeglichen. Im Gegensatz zum Gardasee fehlen aber prominente Orte und ist die Siedlungsdichte doch geringer. Das Südufer ist ruhiger, aber nicht überall zugänglich. Die Straße klettert im Südwesten auf eine Höhe, während man mit dem Velo eine schattige Waldpiste eher ufernah weiter unten bemühen kann.

Zwischen dem Lago di Ledro und Passo d’Ámpola zieht sich ein langes Hochplateau mit Quellwiesen und einem naturgeschützten Schilfsee. Wer die Velroute auf der linken Hangseite statt der Hauptstraße benutzt, kommt noch direkter auf die Tremalzo-Auffahrt bereits im Wald drin. Allerdings verpasst man so die Einfahrt an der Passbasis mit noch einer vorläufig letzten Bar/Ristorante. Die Auffahrt ist dann lange ohne Aussicht. Noch im Wald befindet sich eine Kapelle, bei der es ein Picknickareal mit Wasserstelle gibt und mal wieder mit passenden Timing auftauchte.

[Mo 12.8.] Chiesetta di Croce – Tremalzo – Passo di Tremalzo (1686 m) – Bocca della Val Marza (1787 m) – Tunnel Corno della Marogna (1855 m) – Passo del Gatum (1632 m) – Passo Prà della Rosa (1424 m) – Passo Nota (1204 m) – via Valle del Bondo – Vesio – via SP38 – Rabione – Tignale – Kehre SP38/Torrente Val di Baes

45 km | 1130 Hm

Nach Waldende begleiten offene Bergwiesen die Fahrt, von zahlreichen kleinen Felstürmen durchsetzt. Bereits unterhalb der Passhöhe kann man im kleinen Weiler Tremalzo einkehren, doch auch auf der Passhöhe wartet noch ein Gasthof.

Auf der Passhöhe verwirrten mich die Verzweigungen, wohl sollte meine geoplante Weiterfahrt nicht die einizig denkbare sein. Leider ist es kaum möglich, vergleichende Wegequalitäten zu recherchieren. Man muss die Pisten ausprobieren, inwieweit sie auch ohne MTB-Qualitäten zu bewältigen sind. Die kultigste und spektakulärste Überfahrt führt zunächst weiter hinauf bis zum Tunnel bei Corno della Marogna als höchsten Punkt. Schon dieser eher mäßig ansteigende Weg entpuppt sich als untauglich für ein Vollreiserad, zu grob und locker liegt der Schotter auf.

Musste ich bereits aufwärts einige Passagen schieben, galt das auch für die Abfahrt zur Gegenseite. Die bizarre Felslandschaft wusste dann doch für die Tortur zu entschädigen. Umgekehrt hätte ich Tour gewiss nicht meistern können, wenn auch ein recht buntes Völkchen sich daran abarbeitet.

Am Passo Nota, auf den man quasi runterfällt wie auch zu den anderen Zwischenpässen, wechselt dann das Geläuf zunächst zu rauer Betonpiste, die kaum besser fahrbar ist. Der Asphalt erlöste mich dann doch bald vom stundenlangen Gerüttel. Schotterspezialisten können vom Passo Nota auch über weitere Pisten den Kreis nach Riva del Garda schließen.

Im Valle di Bondo warten am Straßenrand mehrere schöne Flussbadestellen. Rechte Zivilisation kehrt aber erst in Vesio zurück, wo sich nunmehr zahlreiche Straßenvarianten hinter oder zum Gardasee ergeben. Ich blieb auf einer seefernen Hinterlandroute, auf der man tief und steil in Mulden von Bergbächen abfällt, um wieder ebenso heftig aufzusteigen. In Tignale herrschte ordentlich Freizeitbetrieb, als Erfrischung gab es aus dem örtlichen Brunnen sogar Wasser mit Kohlensäure versetzt – was ich wiederholt auch in manch anderen Orten auf der Reise vorfinden konnte. Zur besonderen Abendstimmung auf der Aussichtsterrasse über dem Gardasee gönnte ich mir im Bistro noch eine Pizza – Atem der Blauen Stunde, Lichtermeer in lauer Sommernacht.

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