Adamello-Gipfelkette mit Hochhäusern beim Passo del Tonale
Alpen,  Lombardei,  Südtirol-Trentino,  Touren

ALP-2024-TiSA-21
Das Valcamonica und Val di Sole im lieblichen Yin und Yang von majestätischen Adamello- und Ortler-Alpen

Die Abschnitte werden nun kürzer zu eher geraden Durchfahrten, da ich spätestens Mitte September zuhause sein wollte. Manch attraktives Seitental musste daher entfallen, welche ich teils unerwartet noch am Rande des Val di Sole vorfand. Das obere Valcamonica (Lombardia) und Val di Sole (Trentino) sind zwei Täler wie gespiegelt, jeweils recht gerade gezogen mit langen flachen Anfahrten in den unteren Etagen, von zahlreichen Dörfern begleitet, und für viele Freizeitaktivitäten beliebt im Sommer, auf der Höhe des Passo Tonale mehr als Wintersportort. Diese Anklang bringt allerdings auch einige Probleme mit sich, Verkehr und Besiedlung haben in den letzten 20 Jahren stark zugenommen, so etwa im ausufernden Ponte di Legno auf der verunstalteten Tonale-Passhöhe mit weiteren Bautätigkeiten um eine ohnehin schon deplatzierte Shoppingmeile in den Adamello-Bergen, die die Südseite beider Täler begleiten. Gleichwohl gespiegelt sind jeweils die unteren Talbereiche mit launigen Radwegen, auf denen man große Teile der verkehrsreichen Anfahrten nunmehr geruhsam gestalten kann, was eine doch erfreuliche Entwicklung mit Blick zurück auf die 2000er Jahre ist.

[Fr 30.8.] Trivigno Colonia/Campo Sportivo – Valico di Baite Salena (1798 m) – Passo del Picco (1930 m) – Lago di Guspessa/Passo di Guspessa (1839 m) – Rifugio Daniele Beccaria – Max. Kammstraße Trivigno-Mortirolo (1945 m) – Alpe Motta – Passo del Mortirolo (1853 m) – Monno – Incudine – via Radweg – Ponte di Legno/Parco dell’Adamello/Val Sozzine – via SS42 – Passo del Tonale (1884 m)

69 km | 1295 Hm

Die Kammroute zum Mortirolo-Pass schleicht sich zunächst über eine verzückende Hochalmlandschaft, teils von Mooren durchsetzt. Wandern die Ausblicke zunächst bereits auf die südliche Talseite etwa hinunter nach Aprica, reicht im zweiten Teil die Aussicht ins nördliche Valtellina mit den Bernina-Alpen.

Ich traf gleich anfangs noch unweit von meinem Schlafplatz etwas mehr in der Wildnis Bernard und Ingrid, ein Bikepacker-Paar aus der Münchner Gegend. Als Mapper bis zur Navi-Uhr am Handgelenk durchgepeilt und getaktet, ist bei ihnen nichts dem Zufall überlassen. Auch wenn ich viele Parallelen in der Tourgestaltung und den Zielregionen bei ihnen finde, ist es doch erstaunlich, wie unterschiedlich dann immer noch die Fahrkonzepte sind. Beide sind so sportlich, dass ich nicht annähernd ihre Spur halten konnte. Mit dem Gaviapass hatten sie sich auch ein recht ambitioniertes Ziel für den Tag gesetzt.

Einen kleineren, giftigen Anstieg muss man dann auch auf der Höhenstraße noch bewältigen, bevor man auf den Mortirolo-Pass runterrollen kann. Auf der Passhöhe kann man nunmehr eine augenzwinkernde Legendengeschichte nachlesen, die sich auf eine radelnden König Carlo im 14. Jahrhundert bezieht und dabei das Valcamonica zwischen Mortirolo- und Gavia-Pass mit seinen sehenswerten Kirchlein bekannt macht.

Die Südseite ist weitaus weniger steil als die Varianten der Nordrampe, auch weil eine alte Passstraße heute nicht mehr normal befahrbar ist. Über das charmante Monno erreichte ich dann schnell die Talsohle des Valcamonica. Zunächst nimmt die Straße eine kleinere Steigungsrampe, im abflachenden Tal überraschte mich dann die neue Radroute, auf der man sich vom Straßenverkehr wohltuend absetzen kann. Auf Asphalt oder gut befestigter Piste führt der eben auch so benannte Radweg entlang dem Fluss Oglio entlang, an der Strecke viele Raststellen.

Ponte di Legno hat mittlerweile städtische Ausmaße angenommen, gepusht von den offensiv ausgebauten Freizeitaktivitäten, die mittlerweile über den Skisport weit hinausreichen. Am Ende des Ortes streckt sich lang ein großer Freizeitpark mit Picknickplätzen, Holzliegen, WCs sowie Rad und -Wanderwegen beidseitig des Ufers. Verwirrend sind hier die Wegweiser für Radler. Zuvor noch der Radweg auch als Tonale-Route angeschrieben, verschwindet dieser Hinweis, stattdessen heißt plötzlich Val Sozzine. Die ist aber ein anderes Seitental und soll eigentlich mehr den lokalen Freizeitpark gleichen Namens herausheben. Der Website des Radwegs zufolge muss man hier weiterhin der Tonale-Passstraße folgen, sowohl ein Flowtrail wie ein weiterer Pistenweg sind für die Auffahrt nicht geeignet. Also null Radweg zur Passhöhe, schlicht ein Bluff, um mehr Radwegkilometer zu verkaufen als vorhanden.

[Sa 31.8.] Passo del Tonale – Vermiglio – Fucine – Pellizzano – Mezzana – Mestriago – Dimaro – Malé – via Ciclovia della Val di Sole – Mostizzolo – Livo – Pregehna – Marcena (Rumo) – Corte Inferiore/Via per Proves (Picknickareal)

61 km | 690 Hm

Ich erreichte die Tonale-Passhöhe doch recht ausgelaugt in der Dunkelheit. Ungastlicher kenne ich kaum eine Passhöhe, so betoniert und besiedelt erstreckt sich der Skiort über das Sattelplateau. Eigentlich könnte man hier vielmehr Bergnatur genießen, soweit man den Ort verlässt, denn die Adamello-Alpen liefern eine eindrucksvolle Gipfelkette und Naturschutzgebiete schließen sich recht schnell an die auslaufende Besiedlung an.

Die Abfahrt ist dann auch recht ansprechend, meine Erinerungen an die Erstbefahrung waren doch recht stark verblasst. In der Talsohle platzieren sich hübsche Dörfer, die von Touristen noch gut besucht sind – vielleicht auch das letzte große Saisonwochenende. In Ossana mit dem imposanten Castel San Michele lockt ein Blick in das Nebental Pejo, doch hatte ich jetzt den direkteren Rückfahrmodus eingelegt.

Erst in Malé finde ich einen Supermarkt nahe der Strecke und wechsle so recht spät zum Ciclovia Val di Sole, der unmittelbar am Fluss entlangführt, aber die höher gelegenen Dörfer mit Geschäften, Museen und Gastrobetrieben vorbeifliegen lässt. Sonst ist der Aspahltweg launig zu fahren, passiert mehr und mehr Apfelplantagen, während sich zahlreiche Kanuten durch den aufgewühlten Noce pflügen.

So unvermittelt endet der Radweg wie das Val di Sole an der Ponte di Mostizzolo, wo sich der Fluss nochmal eng durch ein Felsspalier zwängt, bevor er im Stausees Santa Giustina weit ausbreiten kann, zugleich nunmehr Teil des Val di Non, das genauer Valli di Non lauten muss, weil damit alle Talzweige gemeint sind, so auch der am folgenden Pescara-Fluss.

Dieser Exkurs im Val di Non sollte nicht viel länger dauern als schon beim ersten Exkurs auf dieser Tour Anfang Juni (ALP-2024-TiSA-04). Nicht mehr verwunderlich, finden wir hier vor allem eines: Äpfel, Äpfel, Äpfel, … Livo gilt dabei als Premiumregion für den Roten und Goldenen Delicious. Die Gemeinde Rumo schließt das Apfeltal quasi ab und übergibt wieder an die alpinere Berglandschaften. Im Dunklen erreichte ich noch fast die Sprachgrenze zwischen Trentino und Südtirol an einem gepflegten Grillplatz, aber ganz einsam jenseits aller Zivilisation.

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