Gedichte
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Biokovo Diavolo
Der Himmel ist Stein,Stein ist Fels,fällt güldener Glanz,ganz im Spiegel,Bibel im Meer,mehr schweigt als spricht,nicht hört die Glocke,locke Gottes Kapelle,Schwelle zum Teufel,Läufer auf Reifen,gleich auf dem Gipfel,der Wichtel! –Unerhört! Der Stille gelauscht,berauscht die Sinne,gewinne das Herz,schmerzhaft spricht,Licht im Farbenfächer,schwächer die Sonne,Wonne mild gelächelt,gefällt den Lippen,nippen am Licht,bricht im Fels,Fels aus Stein.Allein! –Dir Gehört!
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Träume aus Lëtzebuerg
Ein großes Herz wird in dir getragen,die alten Grenzen längst zernagen,gemalte Pinselstriche still in Mäandern,gewogen Worte füllen die Präambeln,das Freundschaftsband im Buch geschlossen– so mag die Tinte nicht umsonst zerflossen,wo deine Burgen dazu Zeugnis geben,in deinem grünen Hügelland gelegen. Von Silberglitzer Licht so froh gepiegelt,die dunklen Tage memorial versiegelt,das Blut der Schlachten Grab geworden,schon einst des Nachbars Dichter Wortenein einig Siegelbuch Europa angemahnt,so weil der Denker Hass und Axt geahnt,dem Trotz Viandens tapfer kampferlegen,dein Burgfels lässt allein die Poesie bewegen. Nicht müde werden meine Lieder,die ewig‘ Träumerei von Frieden,der Mensch sich selbst beschenke,im Bund zu teilen lernen denke,einjedes Leben Freund sein soll,was einst getrennt von Zaun und Zoll,fürwahr – ich…
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Tag eines Radreisenden
S‘ist der Morgen, der zählt,noch die Wege ungewählt,die verrichtet zäh zu Tageim Bergprofil es mich bewahre,dass die Wade mir versage– so gerädert wie ich fahre. S’ist der Mittag, der stöhnt,Sonnenflut die Kopfhaut krönt,gelitten meine Augen schummern,von Schweiß so fast ertrunkendes Körpers Leiden wummern– Ruf nach neuen Lebensfunken! S’ist der Abend, der schlicht erwägt,was gehört im Bild zurechtgesägt,der Wahrheit hilft zu reifen,welch‘ Geschichten zu ersinnen,im Lachen und im Weinen eifern– so erinnert, kann gewinnen. S’ist die Nacht, die vergisst,nichts an Weg und Tat vermisst,nur Mondlicht durch die Apsis fällt,das Augenlicht zwinkernd weckt,was nur in Träumen lange hält– wach in Dunkelheit versteckt. S’ist die Tour im Ganzen eingedenktjeder Tag, der tausend Küsse…
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Magma eternita
Glühender Feuerballdein Steinverfallerleuchtet Nacht,nicht bedacht,was lebenswertschnell verwehrtim Tod verloren.Geburt neu erkoren,weil deine Glutder Erden Blut. Verwurzelt deine Lavain Blüten zart fürwahrmit Funken für ein Leben.Ich küsse dich so eben,aus Tuff die schroffen Wangenmit Poren, mehr wie sie verlangen.Gespuckt, und doch wie sanft geschenkt,der Januskopf in hundert Krater lenkt,geheim verdunkelt Magma eternitadas Licht des Hades – bist du‘s, Berg Ätna?
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Novemberlichter im Erzgebirge
Der Nebel hochschluckt das Licht,im Morgen stummdie erste Stunde bricht –ich kann noch schweigen– nein, nicht lange, nicht ewig! Den Tropfen nachts gefangen,im Tau zu Reif gerieselt,als Glanzkristall nun kröntden Untertan hernieder biegend –den dürren Halm– du Schöner! Ein jeder Sonnenstrahl so zartden Humus lustvoll leuchten lässt,die Lärchennadeln am Wonnebusen gratiniert,gebleichtes Chlorophyll zu rotem Gold gewandelt –nun nährt das Erdenblut– du Frucht des Lebens! So mancher hier am Wegesranderwartet Leben selbst im Tod,der Pilz sich greift den Stamm der Birke,die Flechten überziehen tote Fichten –gar tanzen silbrig glitzernd fesch im Paillettenkleid– ihr Freudengeister! Im Zweigentor des Hagebuttenstrauchs,da tropfen die roten Wunden sehr,was Feindlichkeit und Grenzen hier verletzten:den freien Bund der…
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Gernika
Die Stille bringt alles zurück –das Rauschen des Meeresdas Schreien der Totendie Scham der SchuldWohl doch schön, dassGernika lebt und rauscht– ich gäbe dazu gerne eure Seelen zurücklasse sie weinen, im Regen der Biskayaund doch – es wäre so schönjeden Tag Sonnenschein und laute Liederdie Geschichte ist Schrei und GesangRegen und Sonne – immerzu alles.Biskaya, auch Du!
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Kraichgau
Dein Maisfeld scheint umkreistdie Ähre aus Sonne gespeistso geheim die Kornblumenzeichennicht weiß ein Bussard im Kreischen,welch Weinen schluckt mein Leidenim milden Licht verfällt wie seiden. So Hügel auf Hügeldein geografisch Gefügebeschirmt feucht die Auenvom Burgturm zu beschauenim Antlitz gedroschen goldgelbvoller Leben, still die Welt.
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Das Meer weint (Banyuls)
Der Weg durch Reben hinaufmit Rad, mit Schweiß – ich schnauf’von Sonne verführtzu Tränen gerührtder Sinn im Gedichtvom Licht, das brichtein Gemälde im Dunstfürwahr ist Kunstspiegelt die Buchtdoch erinnert an Fluchtdas Gedächtnis der Schandeder Mensch geraubt dem Landedas Meer schluckt schwermit Rauschen einher.
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Il Cantore del Piemonte
In memoriam Gianmaria Testa