ALP-2021-TdS-18
Alpchäs, Kaskadenrausch und Kurvenlabyrinth im östlichen Berner Oberland
(So, 4.7.) Engstlenalp – Schwarzental – Leimboden – Winterlücke/Winterlicken (1391 m) – Hasliberg Reuti – Hasliberg Goldern – Hasliberg Hohfluh (1051 m) – Brünig/Brüningpass (1008 m) – Brienzwiler – Balmhof – Aaregg – Engi (726 m) – Giessbach – Engi – Aarboden – via Hauptkanal – Unterbach – Meiringen – Lammi (725 m) – Innertkirchen
64 km | 800 Hm
Der sonnige Morgen macht mich lachend und ich informiere mich noch bei einer Frau des Pferdetrecks, wie eine solche Tour abläuft. Einen „Gaul“ fahre ich ja auch. Die Logisitk für die Pferdeversorgung scheint die größte Herausforderung eines solchen Events zu sein. Die Straße ist schon erstaunlich gut abgetrocknet, die Rutschgefahr vorbei. Mit dem Abzweig nach Hasliberg haben sich wieder kräftige Wolkenschwaden über Hänge und Berge gelegt. Noch bleibt offen, ob es sich um abziehende oder anfliegende Wolkengeschwader handelt. Die oberen Lagen sind schon gar nicht einladend, sodass ich erstmal eine denkbare Auffahrt nach Käserstatt streiche. Als ich auf der Höhenstraße zum den Brünigpass stoße, setzt die nächste Regenfront ein.
Naturpark Giessbach – eine Welt für sich
Der Brienzersee träumt unter leichten Regentropfen dahin. Die Luft ist angenehm durchgewaschen, doch gibt sich der Himmel damit nicht zufrieden. Als ich über eine kurze Steilrampe die Giessbachfälle erreiche, setzt wieder stärkerer Regen ein. Naja, denke ich mir, das lässt ja die Kaskaden nur noch opulenter wirken. Die Mischung an den Giessbachfällen ist auf besondere Art seltsam – oder wie es oben am Parkplatz treffend heißt „Naturpark Giessbach, eine Welt für sich“.
Das Grandhotel aus der Belle-Époque-Zeit setzt mit seinen Türmchen und roten Holzbalkonen einen märchenhaften Kontrast zum überbordenden Grün und den stäubenden Wasserfallstufen. Das Innere ist gut zugänglich auch für das gemeine Touristenvolk, man kann sich die Räume anschauen auch ohne etwas zu konsumieren.
Geht man weiter zur Standseilbahn, die kurz nach dem Hotel 1879 gebaut wurde, scheint es fast des Kitsches zuviel, wie auch die Bahn sich in den Naturpark einfügt. Dem Klischee wird noch eine weitere Haube aufgesetzt, wenn man zum Schiffsanleger runterspaziert (oder die Bahn nutzt), wo nostalgische Raddampfer Gäste ausspucken oder einsammeln. Hier rauschen die Fälle direkt in den See, ein recht einmaliges Schauspiel einer solchen Wasserfallstaffel. Ich muss da sogar etwas an Jamaika und die Dunn River Falls denken, die direkt ins Meer stürzen – sicherlich anders, aber auch selten. Auf 400 m verteilen sich insgesamt 14 markante Fallstufen, die zuweilen donnernd alle menschlichen Lautäußerungen schlucken können. Ich bin zum See heruntergewandert und die teils zur Gegenseite näher zu den Fällen liegende zweite Wegevariante bergauf bis über das Hotel hinaus, wohl aber nicht alle Gefällstufen. Das dichte Blätterdach wirkt gar etwas regenschützend.