Selbstproträt mit Obelix-Skulptur, Reiserad im Vordergrund, Saint-Étienne-Vallée-Française
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AOC-2023-0
Rhône-Alpes – Occitanie – Catalunya – Provence

Chronisch fußkrank – eine Tour unter Schmerzen

Bereits bevor ich meine Tour begann, rebellierten meine Füße. Die chronische Fehlstellung der Füße verursachten teils höllische Schmerzen. Ich konnte kaum laufen, das Radeln ging aber irgendwie. Im Laufe der Tour veränderten sich die Schmerzpunkte in den Füßen mehrfach, dazu kamen rheumatische Begleitschmerzen. Auf dem Höhepunkt der Schmerzen musste ich neue Radschuhe kaufen – nochmal eine Nummer größer, also bereits zwei Stufen über normal. Zusammen mit einer viertägigen Ibuprofenkur kehrte sich die Schmerzentwicklung langsam um, wurde stets besser auf der Reise, ohne jedoch ganz zu verschwinden.

Als Konsequenz habe ich nahezu sämtliche Wanderexkursionen ausgeschlagen, da entweder zu schmerzhaft oder ungelenk, weil der Schuh nicht fest genug saß. Weiters habe ich mehrere Schotterprojekte rausgekürzt, weil das häufige Anfahren ein Problem darstellte. Umso erstaunlicher ist, welche Leistung man auch mit einem solchem Handicap vollbringen kann und wie sich der Körper auf einen minimalen, verträglichen Balanceakt einlässt. Tatsächlich war die mutige Entscheidung, die Tour trotz der Pein anzutreten, genau die richtige. Keine Ruhezeit hätte das Problem schneller gemildert. Am Ende wurde ich mehr durch indirekten Zeitaufwand behindert (z.B. der umständliche Schnürschuh; Mehrgewicht und -volumen in dem Satellitenrucksack auf dem Gepäckträger) als durch die Schmerzen selbst. Der Mensch ist eben immer wieder ein kleines Wunder.

Ganz zum Schluss, bereits in der ebenen Mittelmeerregion unterwegs, ereilte mich schließlich noch eine leichte Schleimbeutelentzündung, die trotz der Belastung gegen Ende wieder verschwand. Der Auslöser war wohl ein unglücklicher, fester Schlag vom Lenkerende auf das Knie, vielleicht auch gefördert von der schnelleren, aber eher monotonen Radelei an der Küste. Auch hier war ich doch erstaunt über die Selbstheilungskräfte. Nochmal musste ich zunächst an einen Abbruch denken. Wohl half am Ende auch ein halber Tag Zugfahren und eine Brunnenkühlung in Rochemaure – hatte ich doch zuvor am Meer keine wirklich guten Kühlungsmöglichkeit für das Knie gefunden.

Schlafplätze am Wegesrand – die Kunst der Improvisation

WC publique gibt es Frankreich fast an jedem Ort. Konjunktur haben nachhaltige Trockentoiletten

Gelegentlich werden Wildcamping und Biwakieren in der freien Natur leidenschaftlich verbissen diskutiert. Oft fehlt den Diskutanten allerdings reale Hintergrunderfahrung. Wildcampen bzw. Biwakieren über die Nacht ist kein schändlicher Missbrauch von Natur, sondern findet im Einklang mit der Natur statt. Risikogebiete mit Brandgefahr kann man gut meiden und vor allem schon dadurch schützen, dass man generell auf Feuer verzichtet – also auch auf den Tee oder Kaffee am Morgen.

Angenehmer, nobler Campingplatz mit Swimming-Pool bei Sant Llorenç de la Muga (Alt Emporda)

Nur selten habe ich reguläre Campingplätze genutzt, wobei die allseitigen WC publique in Frankreich dieses erleichtern. Die wenigen Campings, die ich regulär besuchte, waren eher in der unteren Preisklasse noch ohne spürbaren Inflationsverdacht, ein Camping in Katalonien verlangte mit 16,66 € den höchsten Preis. In Frankreich wie in Spanien belegte ich gleichwohl Campings mit je einem Preis von um die 6 €. Vergleiche der Realsituation kann ich jedoch trotz meiner langen Tour nicht liefern, dazu habe zu wenige Plätze besucht.

Camping im kleinsten Bergdorf: Pennes-le-Sec (Diois)

Die großen Campinganlagen – und nicht nur diese – schlossen zudem mit Ende der Feriensaison Ende August – in Frankreich strikter und mehr als in Spanien, wo die Nachsaison noch recht gut begleitet wird. Einige Einschränkungen gibt es aber auch dort bereits im September – etwa bzgl. Museen, Bergbahnen usw. An der französischen Mittelmeerküste wirkten einige Campinghotspot bereits wie Geisterorte – meistens nur 1-2 Campings und Restaurants noch offen (Argelès-sur-Mer, Narbonne Plage, Cap d’Agde u.a.m.). Trotzdem waren manche Strände noch gut besucht – nicht zuletzt auch von Einheimischen oder eben von den Resttouristen, die meist dann in Apartments wohnen. Meine Luxusklasse ist dann camping liberi/camping sauvage mit manch kuriosen Übernachtungsplätzen, wie etwa folgende Kollektion zeigen mag…

Abgesehen von den Campingnächten fand ich gleichwohl einige Male Unterschlupf bei Privatleuten. Auf dem Höhepunkt meiner Fußschmerzen wurde ein niederländischer Paar in einer Pizzeria auf mich aufmerksam. Sie luden mich spontan in ihre Zweitresidenz ein, die sie etwa die Hälfte des Jahres am Ortrand von Montbrun-les-Bains bewohnen. Miriam und Bert haben ein großes Landhaus recht luxuriös ausgebaut, nicht selten sind Kinder und Enkel zu Besuch. Für mich eine Nacht wie im Luxushotel. Auch die Pizza spendierte mir die Frau noch dazu. Ich bedanke mich mit einer tiefen Verbeugung! Tatsächlich wirkt ja sowas auch manchmal als Seelenmassage. Von da an gingen die Schmerzen stetig etwas zurück, aber eben auch durch die neuen Schuhe und die Tabletten.

Gastgeber Rainer vor Reiserad
Abschied vom Gastgeber in Corneilla

Als ich in Montélimar erstmalig einfuhr, um die Rhone zu queren, stieß ich etwas orientierungslos auf ein städtisches Fest. Beim Imbiss lernte ich Christophe kennen, der mich in ein baufälliges Restaurant unterhalb seiner Wohnung brachte. Das Ambiente war hier allerdings konträr zu dem in Montbrun – so bekam ich nachts Besuch von einer Ratte und als Pissoir diente eine Plastikflasche. An der recht stadtfernen Via Rhona wäre es gut möglich gewesen, geeignete Plätze für mein Zelt zu finden. Anderseits hatte ich so morgens noch die Gelegenheit, die Stadt etwas anzuschauen, was abends entfallen und mir daher mehr recht war.

Kirche von Corneilla-la-Rivière mit 4 Rundtürmchen oben auf
Charmantes Dorf am Fuße der Corbières maritimes: Corneilla-la-Rivière

Wiederholt konnte ich Rainers Gastfreundschaft nutzen, einem Mitglied aus dem Radreiseforum, der einen guten Teil seines Lebensabends im französischen Corneilla-sur-Rivière nahe Perpignan verbringt – eigentlich in Ulm beheimatet. Während ich den Besuch 2011 frühzeitig abgesprochen hatte, meldete ich mich diesmal sehr kurzfristig, zumal der zeitliche Verlauf meiner Tour doch schwierig abzuschätzen war. Trotzdem klappte es auch diesmal, derweil meine Route ganz nah durch den Nachbarort ohnehin geplant war. Ich bedanke mich nochmal bei Rainer für Kost und Logis!

Eine letzte Privatunterkunft lag schon eher außerhalb der Reise bei Karlsruhe, indem ich bei Natalie und Micha einkehrte, mir alten bekanntes Paar aus dem Radreiseforum. Der spontane Besuch brachte es jedoch mit sich, dass Natalie familiär andernorts eingebunden war. Auch hier nochmal Danke für das Obdach!

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