Stuttgarter Touristikmesse CMT reißt Rekorde – alles prima Klima?
Unter Strom: Neue Chancen im Naturerleben kollidieren mit dem klassischen Pedalgeist
Die Stuttgarter CMT gilt als weltweit größte Publikumsmesse für Touristik. Mit der Ausgabe 2020 wird der Zulauf eher noch steigen. In der Sonderausstellung „Fahrad- & WanderReisen“ gab es mehr Länderrepräsentanz als in den Vorjahren einschließlich dem Gastland Montenegro. Das Velo verdankt seinen aktuellen Boom sowohl als Fahrgerät wie auch auf dem Reisemarkt weitgehend der E-Mobilität. Damit verknüpfte Fragen zu Sinn und Nachhaltigkeit wurden zumindest auf diesem Messeteil ausgespart. Andererseits treten damit neue Zielgruppen für möglichst unverfälschtes Naturerleben in den Fokus. Unter diesem gemeinsamen Schwerpunkt treffen sich Wanderseele und Pedalgeist wiederum gleichermaßen, unabhängig vom Antrieb.
Gestern, am Samstag, dem 11. Januar 2020, startete die Messe für Touristik und Caravan CMT in Stuttgart – genauer Stuttgart Messe auf der Gemarkung der Fildergemeinde Leinfelden-Echterdingen im Ortsteil Echterdingen beim Flughafen. Schon vor Öffnung der Hallentore vermeldete die Leitung der ohnehin größen Publikumsmesse für Touristik neue Spitzenwerte. „Mit 2161 Ausstellern aus 100 Ländern und 360 Regionen, 1200 Fahrzeugen und 120 Premieren verzeichnete man ‚Rekordwerte‘“, heißt es in der Pressemitteilung zur Messeröffnung. Für Caravans reichte die Stellfläche nicht mehr aus und erforderte eine Notlösung in einem Außenzelt. Der SWR hob die Beliebtheit als Publikumsmesse hervor und wies auf das stets zunehmende Publikumsinteresse der Messe hin.
Wild Beauty vom Balkan
Auch naturnahes Reisen liegt im Trend. So konstatiert der ADAC für das Camping-Segment nur eine Richtung: „nach oben“. Das Gastland Montenegro, schon seit Staatsgründung ein Land, das Naturschutz als Staatsziel in der Verfassung verankerte, lockt mit nachhaltigem Urlaub, wie der Staatsekretär des Landes Damir Davidovic unterstrich. Mit dem Slogan „Wild Beauty“ sollen die vielfältigen, teils noch sehr unberührten Naturlandschaften begehrlicher ins Licht gerückt werde. Bereiste ich 2013 die „Schwarzen Berge“ noch als Nischenland, wurde ich am Montenegro-Stand in der Sonderhalle für Radfahren und Wandern vom einem in Budva lebenden Ungarn belehrt, dass der Wandel in den letzten Jahren enorm gewesen sei, und die Touristenzahlen erheblich zugenommen haben. Nischenland Montenegro ade? Ökoland ade? Neuer Wohlstand auf dem Balkan?
Nimmt man die Broschüren zur Ansicht, steht Rafting, Wandern und Biken wie seit eh und je im Fokus. Die versporchenen 3000 km Biketrail sind nicht neu, verteilen sich offroad und auf Straßen. Das Material ist gut und professionell zusammengestellt, ein informative Übersicht der Campings darunter. Mountainbiker finden die Top Trails mit GPS-Daten und Panoramakarten bereits kostenlos auf der Website www.montenegro.travel. Noch mehr Lust verspricht ein neuer Mountainbikeführer mit 248 Seiten, topografischen Karten im Maßstab 1:50.000 sowie mit reiß- und wetterfestem Papier (Map.Solutions, ISBN 978-3-935806-16-9).
Der schwierige Spagat aus Reiseerlebnis, touristischem Einkommen und Nachhaltigkeit
Gleichwohl birgt die Besuchereuphorie im Tourismus auch eine Falle: Wachstum und Nachhaltigkeit sind nur schwer in Einklang zu bringen. Statements und Werbebotschaften neigen dazu, eine vordergründige, heile Welt zu propagieren, während wachsende Hotelbauten, umgreifende Adventure-Aktivitäten und Zunahme von touristischen Verkehrsströmen mehr oder weniger sichtbare Eingriffe in Landschaft, Vegetation und Fauna hinterlassen. Manche Individualreisende wähne sihc hier gerne aus vor, doch hinterlassen auch Backpacker und Selbstversorger ihre SPuren – und versagen den Gastländern manche lebensnotwenidge Einnahme.
Von manch sekundären, weitgehend unsichtbaren Folgen wie Wasserknappheit durch Luxusverbräuche in Hotels oder auf Golfplätzen oder dem immer größeren ökologischen Fußabdruck als zweitläufiger Nachhaltigkeitsindikator ist da noch gar nicht berichtet. Die Klimaproblematik wird gerne ausgeblendet oder mit geschönten Ökoetiketten zurechtgebogen. Noch weit mehr kritische Fragen dürften da die Tochtermesse am zweiten Wochenende aufwerfen, wo traditionell Kreuzfahrten und Golfurlaub gefeatured werden.
Das Auto lebt – schon bei der Reiseplanung
Zurück zum Messeandrang. Seit mindestens 20 Jahren besuche ich die CMT regelmäßig, anfangs noch im Killesberg-Areal. Heuer staunte ich über den Autoverkehrsandrang, den ich als rekordverdächtig einstufen muss. Ob es zudem der Flächenausdehnung des Caravan-Bereichs oder infrastrukturellen Mängeln geschuldet war, dass die Verkehrsordner fast überfordert waren, muss ich ungeklärt lassen. Angesichts eines Parkhauses über der Autobahn als Filder-Wahrzeichen darf es aber nicht verwundern: Das nachhaltige Umdenken in Richtung Urlaubsmesse-Anfahrt hat beim Bürger noch nicht stattgefunden – trotz grün gewählter Häupter in Land und Landeshauptstadt. Für die berauschte Reisekultur lässt sich da Ähnliches vermuten. Immerhin, die Radparkplätze waren zumindest mäßig gut gefüllt, dem milden Winter dank. Es ist aber noch Luft nach oben.
Immer wieder etwas anders: Die Ausstellung Fahrrad- und WanderReisen
Nachhaltigkeit und Natur ist der CMT traditionell eine Sonderausstellung wert, auch als „Tochtermesse“ am stets ersten Messewochenende betitelt. Das Programmlabel „Fahrrad- & WanderReisen“ wurde wieder ernster genommen, einige Abenteuerbereiche wie die Paraglider entfielen als Materialsegment. Der Trend der Fahrrad- und Wanderbranche hat es wohl erfordert, doch auch sind weit mehr Länderinfos für Velo- und Fußgeher dort zu finden als im Vorjahr.
Italien, in den Länderhallen seit Jahren im Abwärtstrend der repräsentierten Regionen und allgemeiner Informationen, trumpfte in der Naturreisehalle ganz neu auf. Expertise aus erster Hand zu Regionen wie Marken oder Basilicata, im Hauptteil der Messe schon mal vergessen. BEsondere Tipps erhielt ich von einer Expertin aus dem Tarvisiano. Auch Kroatien war hier eher neu mit mehr Power vertreten, genauer mit der nördlichen Region Kvarner. Traditionell hingegen ist in der Sonderhalle schon immer Katalonien stark präsent, als Festlandregion ebenso wie mit der Baleareninsel Mallorca als Radeldomizil.
France à velo
Doch kreuzten noch mehr Länder mit velo- und wanderspezifischen Angeboten auf: Sogar das Gastland Montenegro war in der Sonderausstellung präsent – ein Novum. Frankreich bot bereits hier fast das gesamte Spektrum seiner Regionen. „France à velo“ ein großer Ausstellungsaufsteiger und mehr als nur eine Via Rhona, die immer noch um vollständige Fertigstellung kämpft, obwohl seit Jahren auf der CMT explizit beworben. Der Belgier Kristof erzählte gerne über seine Wahlheimat am Fuße des Col de la Bonette. Er führt in dem Radlereldorado Jausiers an der Route des Grandes Alpes das Chambre d’hôtes & Gites „La Mexicaine“ – Unterkunft mit Schwimmbad und Garten. Für gutes Klima zuhause gabs aus dem Körbchen der Vercors-Vertretung ein Tütchen Lavendel. Ein Hauch Provence-Sommer im schwäbischen Winter.
Slowenien immer beliebter, und doch noch unbekannte Seiten
Am Slowenien-Stand zum Alpe-Adria Trail gab es Diskussionen um schlechten Service und lästige Grenzabfertigungen in dem Alpenland für stille Entdecker. Die Touristin outete sich aber als Pauschaltouristin von Busreisen – eine nicht immer geeignete Form, Land und Leute unverfälscht kennenzulernen. Manchmal werden auch die Erwartungen etwas in illusorische Perfektion getrieben. Urlaubserleben ist nicht ohne Risiko jenseits der Komfortzone. Zum Glück ein Einzelfall, kann ich doch die Erfahrung nicht so teilen. Slowenien war bei mir immer top.
Der Geheimtipp-Status ist sicherlich längst zu streichen, doch besteht noch Informationsbedarf. Die slowenischen Alternative Alpe Adria Bike zum allseits bekannten Ciclovia-Alpe-Adria-Radweg, der nur durch Österreich und Italien führt, ist selbst von den Touristikvertretern des Landes noch nicht entdeckt. Oh Wunder, sind Ausschilderung im Land selbst schon seit Jahren präsent. Erstmals beworben und gleich in einer ausführlichen Broschüre präsentiert wird das Radeln am ehemaligen Eisernen Vorhang zwischen Slowenien und Ungarn – ein weiteres Projekt, das von der EU (Interreg) gefördert wird.
Deutsche Regionen machen viel Lust auf Natur und Genuss
Vermarktungsdefizite hat hingegen der Schwarzwald keine. Der Dachverband unterhält zahlreiche Regionalverbände, die recht autonom sind. Der Hochschwarzwald hat die besten Karten. Topinfos und Broschüren werden den vielen Naturoasen im Südwesten voll gerecht, Radfahren und Wandern sind ebenso stilecht wie Gourmetspeisen und Bäderwellness. Als Promotionartikel gibt es eine neues Radtrikotdesign mit Schwarzwaldfarben, jetzt mit grünen Tannenrauten – schlichte 25 Euro. Indes, ich zügelte mich – zu viele Trikots warten im Schrank zuhause, abgetragen zu werden. Aber die nächste Schwarzwaldtour kommt bestimmt.
Auch kleinere Regionen konnten sich in der Sonderschau platzieren – das Dahner Felsenland ebenso wie die Kraichgau-Region oder die Alb mit vielen Wandergebieten wie etwa dem 158 km langen Albschäferweg in der Heidenheimer Brenzregion, der den historischen Zeitspuren der Wanderschäfer folgt, die es seit dem 15. Jahrundert gibt. Beim Wandern denkt man auch mal an den Jakobsweg. Auch dafür braucht man nicht in die Ferne schweifen, Pilgerwege gibt es auch vor der Haustür im Ländle. Sachsen-Anhalt schlug prominent mit naturverbundenen Reiseangeboten auf, neben Wandern und Radfahren auch als verblüffend umfangreiches Seenland.
Neue Radreviere in Übersee dank E-Bike
Seit Jahren gibt es Exoten, die Radreisen oder Trekking in anderen Kontinenten anbieten. Manche konnten neue Geschäftskonzepte entwickeln. Schwere Radtouren im Andenhochland bei sauerstoffarmer Höhenluft waren bisher wenigen Abenteurern vorbehalten. Das E-Bike eröffnet ganz neue Welten auf Hochlandschotterpisten, über Salzseen und bei brachialen Winden. Der logistische Aufwand ist enorm, wie Ralf Heidlindemann von Pedalito berichten kann. Aber er investierte in 100 E-Bikes und gewann eine neue Abenteuerklientel, die es sonst nicht gegeben hätte. Der richtige Riecher macht den Pionier. Läuft gut.
Die Gerätewelt mag es überwiegend elektrisch – Markt schlägt Sinnfrage
Die Radaussteller waren kompakt aufgestellt und wohl ein wenig augenfälliger repräsentiert als in einigen der Vorjahre. Auf der CMT sind Spezialräder eher zu finden als Alltagsräder. Reiseradhersteller Velotraum aus Weil der Stadt gab sich da noch eher konventionell, verzichtete sogar auf trendige Fatbikes aus seinem Programm. Hase Bikes aus Waltrop präsentierte eine umfangreiche Auswahl von Trikes, die Designs werden immer attraktiver.
Wer nicht faul liegen möchte, fährt zumindest faul mit E-Motor. Auf der CMT sind die Trendsetter der Fahrradbranche noch stärker präsent als im Laden. Der Fahrradladen und Hersteller Walcher aus Deizisau und Quantor Bikes aus Denkendorf mit exklusivem Vertrieb geben beide 50 % Anteil von E-Bike im Sortiment an. Dass es eher 70 % sein könnten im Schnitt aller Radläden, möchten sie aber auch nicht verneinen.
Fahrrad Kaiser aus Schorndorf, nicht auf der Messe vertreten, meinte, dass sogar Rennräder zu Ladenhütern geworden sind. Pedalkraft ohne Motor sei fast unverkäuflich. Der Eindruck könnte täuschen, wird das Segment immer mehr übers Internet gekauft oder bestellt, dient aber nicht mehr als Ladenware – so äußerten sich zumindest hier mehrere Anbieter. Rennräder mit Motor scheinen widersinnig – der sportliche Gehalt ist ja nicht mehr messbar. Doch ist auch hier wie beim Mountainbiking der Trend nicht aufzuhalten.
Die Hersteller und Händler geben sich marktkonform, die Professionalität hat den kauzigen Inside-Schrauber und Überzeugungstäter abgelöst. Man spürt den wachsenden Existenzdruck, der nostalgischen Werkstattgeruch in Hintergaragen verdrängt. Die nötigen Qualifikationen wachsen auch bei den Radläden, weil die Technikpalette des Velos immer breiter und spezifischer wird – vom Kreuzschlitzschlüssel bis zum Smartchip. Personalentwicklung braucht es qualitativ wie quantitativ. So auch zu hören vom Radzentrum Nagold oder in einigen ausgelobten Jobangeboten abzulesen. Der Kunde wird immer anspruchvoller, wünscht die Bespaßung auch über Social-Media-Portale, möchte mal als Laie, mal als Experte abgeholt werden, erwartet eine parallele Webeinkaufswelt zum Lokalshop mit Werkstatt ohne lange Wartezeiten. Zumindest Social Media wird häufig skeptisch bewertet. Für kleine Unternehmen ist der Aufwand da oft zu hoch, der zusätzliche Ertrag fraglich.
Neue Radlertypen – smart, fun, e-mobil und auch mal mit Kamel
Im Trend enthalten sind aber nicht zuletzt neue Radlertypen. Dieser Ansicht ist zumindest Andreas Krafft von Quantor. Er sieht Mountainbiker mit E-Motor als komplett neue Kundengruppe, die sonst dem Fahrradmarkt entgangen wäre. Wer konventionell biken möchte, tut das auch noch immer. Der Markt sei stabil, aber vielleicht nicht so sichtbar. Ob es deswegen eine E-Bike-Challenge in der marokkanischen Sahara geben muss (demnächst in der zweiten Januar-Hälfte), wo teils die Kamele die E-Bikes auch noch tragen, mochte aber selbst den überzeugten E-Bike-Produzenten nicht recht einleuchten.
Die Stuttgart-Region ist nicht nur Autoproduzenten-Land, sondern auch potenter Keim von Radherstellern. Nach Walcher, Velotraum, Quantor sei noch die Remsdale-E-Bike Manufaktur „handmade in Schorndorf“ genannt. Hier geht nichts ohne Motor, jedoch ist das Konzept ein eigenes Patent mit besonderer Verbauung im Rahmen. Die nach Kundenwunsch zusammenstellbaren Bikes fallen durch niedriges Gewicht und schlanke Designs auf. Den Carbon-Renner mit Akku gibt es mit unter 10,9 Kilogramm.
Den klobigen Bombast-Kontrast hat Walcher ausgestellt (nicht die Eigenmarke). Für knapp 6000 Euro bekommt man E-Power, wie sie sonst nur auf der IAA in Frankfurt angepriesen wird (allerdings ohne PS-Girl auf dem Sattel). Das sei aber nur die Billigversion, andere Varianten werden mit fünfstelligen Beträgen gehandelt, durfte ich noch erfahren. Im Blechkasten des Unterrohrs befindet sich weit mehr als nur ein Akku: Modernste Elektronik macht Fahrrad-Computer, Pulsmesser & Co. überflüssig, Smart-Technologie liefert alle Daten über eine App. Wenn die Elektronik spinnt, bleibt das Rad stehen. Oder wer hat Lust 30 Kilogramm den Berg hochzuwürgen?
Neu auf der Messe meinte ich auch K1 Lehe zu orten. Hier hat der E-Motor die Pedalkraft ganz abgelöst. E-Mofas gibt es in innovativen Designs und für unterschiedlichen Nutzen. Als Transportvehikel gut denkbar, sind hingegen andere Modell optisch ans Motorrad angelehnt, auch wenn sie nur 45 km/h sprinten können. Der Motorrad-Macho darf nun leise schnurren, Kindergarten-Kawasaki sozusagen. Funktionaler und eine schlaue Idee für Bahnpendler ist das faltbare E-Mofa. Das Design ist gewöhnungsbedürftig und setzt Zweifel an der Stabilität. Zusammengeklappt wie ein Einkaufstrolley, schaut es cool aus.
Kein Forum für zeitkritische Gedanken
Über die Nachhaltigkeit von E-Motoren an einem Pedalgefährt, das 200 Jahre lang stets getreten wurde, und den Sinn, ob gesunde Menschen in agilen Altersklassen zum Strom greifen sollen, macht sich die Tochtermesse keine Gedanken. Die Branche selbst möchte sich das Geschäft nicht verderben lassen, und die Messe sieht sich offenbar nicht als zeitkritisches Forum, das auch zu den Seiten leuchten möchte. Auf der Podiumsbühne lautet dann der Vortrag „Wie finde ich das richtige E-Bike?“, – und nicht mehr „Wie finde ich mein richtiges Velo?“
Ein Blick zu den Randbereichen ist auch noch interessant. Die üblichen Verdächtigen mit Spezialprodukten hatten eigentlich keinen Zuwachs (Textil, Nahrungsergänzung, Zubehör), waren eher geschrumpft. Der Tacho-Spezialist Sigma gab an, mit Navigationsgeräten 50 % des Geschäfts zu machen, konventionelle Tachos also noch gleichauf. Die Digitalisierungswelle sei aber derart voranschreitend, dass man auch damit rechnen müsse, dass irgendwann keine Tachos mehr gebaut werden und sich alles in Smartgeräten wiederfindet. Den Nachhaltigkeitsgedanken verweigert sich die Navi-Gemeinde ja nicht weniger als die E-Bike-Szene. Der Sigma-Vertreter sieht es ähnlich, kann sich aber dem Marktgeschehen nicht verweigern. Auch ein Hauch von Ohnmacht gegenüber nicht gewollten Welten. Noch mehr ein Tabu die Ressourcenfraß der Digitalisierung in allen Lebensbereichen einschließlich heute übrlicher Kommunikation. Doch das würde hier den Rahmen sprengen.
Die Digitalisierung trifft das Landesvermessungsamt des Landes Baden-Württemberg noch mehr im Kern. Karten werden heute als digitale Datenbasis erstellt, Landkarten aus Papier sind nur noch Ableger. Viel Arbeit wartet da, weil Datenbanken gefüttert werden wollen. Das war noch nicht allzu lange her, als es andersherum war.
Ohne Pokerface: Neue Karten fürs Ländle
Das Ländle wird nun neu vermessen. Für Wanderer. Es gibt einen neuen Satz Karten im Maßstab 1:25.000, als mobile App, aber auch als Papierkarte (gute Qualität, kleines Format, doppelseitig bedruckt). Noch sind nicht alle Landesteile zu haben. Lohnend ist das Geschäft vor allem für Wanderer – Wandervereine, aber auch Touristen, die in unmittelbare Umgebung eines Wellnesshotels kleine Räume erkunden wollen – deswegen auch detaillierte Maßstäbe. Typische Maßstäbe für Radler (1:50.000 – 1:100.000) sind hingegen weniger lukrativ. Das Entwicklungspotenzial, die Wegequalität für Radler besser zu erfassen, ist bekannt und steht auch in guter Arbeit – immerhin. Brauchbare Ergebnisse für den Markt aber ungewiss.
Erstmals seit vielen Jahren wieder schaffte ich den Sprung in die Länderhallen an einem Messetag nicht mehr. Das mag an längeren Gesprächen gelegen haben, aber auch die Präsenz vieler Länder über die üblichen Radreiseveranstalter hinaus in der Halle Fahrrad- & Wanderreisen hat die Zeit erschlagen. Das empfand ich sogar als angenehm, ist der Mix zu Pedalgaul und Siebenmeilenstiefel doch gelungener als in den Vorjahren ausgefallen. Die Zielgruppe auch individuell Radreisender wird so mehr angesprochen – ein Plus. Für die nächste Messe sind also auch wieder Überraschungen zu erwarten.
Die CMT ist noch bis zum 19. Januar geöffnet. Die Tochtermesse zu „Fahrrad- & WanderReisen“ endet allerdings bereits in diesen Stunden am heutigen Sonntag.