Bergbach Bregenbach mit Fließoptik, Fahrweg mit Reiserad
Schwarzwald,  Touren

SW-2024-1
Notschrei im Feldberg-Sturm feat. Nightrider Kienbächle, mystischer Moorkolk Blindensee & sonnenwarme Maikäferrunde am Kaiserstuhl

Hüttennacht zwischen Großstadt und einsamen Waldland

Der Bote eilt nun der schon wieder späten Tageszeit wegen durch die Felder, durch die wiederum schlecht ausgewiesene Wege führen. Das Kuppenziel ist aber irgendwie zu erahnen. Die direkteste Linie nach Freiburg ist ab Silberbrunnen schwer zu ermitteln, zumal kurz nicht schnell heißen muss. Die Entscheidung über Eichstetten und Umkirch scheint nicht ganz verkehrt. Ein Teil Richtung Bötzingen ist zudem wegen Baustelle aktuell verkehrsbefreit. Der Bote kann durchaus eilen, kennt er diese Kaiserstuhlseite ohnehin schon sehr gut. Überraschend hübsch sind dann doch noch unbekannte Orte wie Umkirch, doch setzt die Dämmerung Grenzen für Getrödel. Auf der Dreisam-Spur zurück ist dann doch erstaunlich unberadelt zu der Zeit.

Rechtzeitig für Littenweiler ausgeschert, möchte sich der Bote wiederum mit einer warmen Mahlzeit stärken, zum Yufka-Kebab wird immerhin noch ein Bier gereicht, während viele muslimische Fastfoodrestaurants ja eher auf die Zuckersoftgetränke setzen, was den Boten stets etwas empört. Im Zweifel könnte man ja wenigstens alkoholfreies Bier anbieten, das gabs ja auch bei den Muslimen in Sarajevo, erinnert sich der Bote. Des Boten Gedanken waren aber schon woanders, wie jetzt die Hütte finden? Das war dann doch recht leicht zu orten, aber nicht so leicht zu befahren. Ein paar sattsteile Pistenmeter musste er wieder schieben. Und dann war da tatsächlich nicht weit vom Großstadttrubel eine geräumige Waldhütte, sogar noch nicht verwüstet und mit fließend Wasser.

Tannenberghütte mit Grillplatz und Brunnen

(Mo 8.4.) Littenweiler-Tannenberghütte – Kappel – Kirchzarten – Oberried – Steinwasen – Notschrei (1121 m) – Muggenbrunn – Todtnau – Fahl – Parkplatz Fahler Wasserfälle – Todtnauer Hütte (1319 m)

47 km | 1495 Hm

Passstraße als Heilmittel gegen die Revolution

Das Prozedere des Morgens dauert dann doch immer etwas länger. Bis der Bote abfahrbereit war, verzichtete er auf ein paar schräge Seitenexkursionen, die er noch notiert hatte. Auf einer Nebenroute ging es also direkt nach Kirchzarten. Einkaufen im Supermarkt ist ja nicht ungewöhnlich, doch fand der Bote noch einen Intersportladen mit recht üppigem Angebot auch an Fahrradgerümpel. Solches Angebot war ihm von deutschen Intersports nicht bekannt, eher nur aus dem Ausland. Der Bote, über seine Radschuhe für schwierige Füße nicht so ganz glücklich, fand schließlich außerordentlich hochwertige Schuhe mit hohem Rabatt vor, sodass er die Gelegenheit nutzen wollte. Die neuen Cleats hatten aber wieder recht hohe Normalpreise, sodass sich der Rabatt doch geringer ausfiel.

Zunächst mit alten Schuhen ging es aber über den Notschrei. Diese so benannte Passhöhe mit Hotel verlockt zu vielerlei Wortspiel und Assoziationen. Tatsächlich geht der Name auf eine von der Bevölkerung empfundene Notlage zurück, eine dringlich ersehnte Passpassage, die per Petition („Hilfeschrei“) eingefordert wurde. Auch wenn sich das Ansinnen über eine lange Zeit hinzog, war es schließlich eine gravierende Not an Hunger und Arbeitslosigkeit im Jahre 1847, die zum Beschluss der Passstraße führte. Im Rahmen der Badischen Revolution drohte das Volk der Todtnauer und Zeller von der großherzoglichen Macht abzufallen. Schon immer waren Geld- und Sachgeschenke Mittel der politischen Manipulation. Noch vor der endgültigen Fertigstellung erhielt der Pass seinen Namen Notschrei und wurde als notwendige Lebensader nach Freiburg für die Todtnauer gewertet.

Die Passstraße zeigte sich etwas hübscher als ich sie erwartet hatte. Am Transitverkehr kommt man nicht vorbei, jedoch bewegt sich zwischen dem Freizeit- und Skipark Steinwasen mit allerlei Action-Bahnen und der Passhöhe deutlich weniger Verkehr als im unteren Teil. Oben fügt sich wieder Verkehr von der Schauinslandstraße her hinzu. Genau um diesen Park herum befindet sich auch der anspruchsvollste Abschnitt. Immerhin war der Notschrei auch der Tour de France im Jahre 1971 eine Etappenüberfahrt wert. Das triste Wetter vermochte aber trotz der warmen Luft den Anstieg nicht so recht zu würdigen. Die leichten Tropfen verflogen bald wieder, der düstere Himmel blieb jedoch.

Der Schlaf ist das erste Gebet der Stille

Zur Gegenseite ist der Downhill schnell erledigt, wenn man nicht zwischenzeitlich einbremst wie etwa für die Todtnauer Wasserfälle. Deren Glanz würde der Bote heuer aber nicht wiedererleben können, sodass er eine erneute Exkursion dorthin ausschlug. Das fiel ihm umso leichter, da die Wasserfälle zu einer recht üppigen Geldquelle umgewandelt wurden. In Todtnau wärmte die Strahlung noch gut unter der dichten Wolkendecke. Endlich konnte der Bote seine neuen Schuhe verschrauben.

So gerüstet ging es zum Feldbergpass hinauf – eine Anfahrt, die der Bote schon kannte. Es muss lang in der Historie zurückliegen, dass der Bote hier nächtigte und die Auffahrt an den Tagesanfang setzte. Der Bote glaubt sich sogar das Hotel wiedererkannt zu haben – immer noch ein einfacher Schuppen. Damals weilten Motorbiker ebenso dort und ulkten mit Gesprächen über Murmeltiere im Schwarzwald, da es ja Murmeltiersalbe dort gäbe. Das hatte dem Boten ein tiefes Schmunzeln für alle Zeiten verinnerlicht. Tatsächlich leben im Schwarzwald immerhin Gämsen, die man dort nicht so vermuten würde. Diesmal zeigten sich keine, aber ein Gamsweg leitet in der Spitzkehre zum Fahler Wasserfall ein.

Hier zweigt auch die Zufahrt Todtnauer Hütte und St. Wilhelmer Hütte ab. Der Fahrweg ist steiler als die Feldbergstraße. So weit in der Höhe ist auch noch wenig grün. Das Finale fällt schließlich wiederum in die Dämmerung und Dunkelheit. Zur Todtnauer Hütte ist nicht auszumachen, ob jemand ein Zimmer Bewohnt oder nur die Notbeleuchtung schimmert. Indes muss der Bote nun Vorsicht walten lassen, Naturschutzgebiet heißt es dort, Gebetsort für Nichtschlafende woanders. Der Wind treibt den Boten dennoch in Gottes Schutzhände, kann ein Schlaf nicht das stillste Gebet überhaupt sein?

stilisiertes Foto der Kapelle Todtnauer Hütte mit Reiserad

(Di 9.4.) Todtnauer Hütte (1319 m) – St. Wilhelmer Hütte (1380 m) – Todtnauer Hütte – via Piste – Wiesentalblick (1385 m) – Grüblesattel (1419 m) – Feldberg-Gipfel (1493 m) – Feldberg-Ort – Feldbergpass (1231 m) – Bärental – Titisee – Altenweg – Wießenhof – Heiligenbrunnen – Fürsatzhöhe (1077 m) – Neustadt (Sw) 18:30 h || per Bahn via DON, KA || 23:00 h Stuttgart

45 km | 665 Hm

Temperatursturz und Sturm ins Unsichtbare

Anfahrt St. Wilhelmer Hütte mit Feldbergtürmen, mit Velo

War der Abend zwar windig, aber noch mild, sorgte sich der Bote ob der bereits abgekühlten Temperatur auf 7,5 °C. Doch das ist das fast Tageshöchsttemperatur, später werden nochmal 7,7 °C am Wasser des Titisees gemessen. Fortan wird es kühler und stürmischer. Zur St. Wilhelmer Hütte ist es nicht weit und auch nicht wirklich steil. Der Weg ist leicht fahrbare Piste. Die Hütte wird nur tagsüber an ausgewählten Tagen bewirtet. Indes ist es zwar ein Hochpunkt, doch würde die Piste problemlos um den Berg herumführen etwa zur Zastlerhütte. Der Bote wollte jedoch noch den Feldberg-Gipfel erklimmen. Dazu ging es retour zur Todtnauer Hütte und dort einen leicht aufsteigenden Pistenweg weiter zur asphaltierten Straße zum Feldberg-Gipfel (Franz-Klarmeyer-Weg), zusammengeführt beim Wiesentalblick.

St. Wilhelmer Hütte

Die Schlechtwetterfront zieht sichtbar aus Westen und dem Tal hinauf. War Sicht an der Wilhelmer Hütte noch frei, brach diese nun ein. Zunächst Wolken und Niesel, steigerte sich der Niederschlag zu peitschendem Horizontalregen. Die Sicht unterschritt die 30-m-Marke. Die etwas verwegene Absicht, doch noch den Feldberg zu beradeln, war spätestens ab dem Grüblesattel eine Schnapsidee des Boten. Den Funkturm des SWRs erreicht, musste er sich erstmal warm tanzen und Wetterschutz so gut als möglich suchen. Als der Regen nachließ, konnte er noch einen kleinen Eindruck vom eigentlichen Feldbergturm gewinnen. Oft konnte man von einem Turm nicht zum anderen schauen, so kurz war die Sicht.

Dreiteiliges Bild mit Anfahrt, Feldbergsendeturm und Feldbergturm bei Wolkennebel

Kaltes Ende mit Kirschlikör

Verzweifelt schließlich vom Gipfel geflüchtet, bewahrheitete sich die recht abschreckende Feldbergarchitektur um den Feldbergpass. Ungemütlicher kann man Bergbebauung nicht gestalten. Der Bote entschied sich schließlich, bis Bärental weiterzufahren. Dort wartete ein bodenständiges Bäckercafé und gar ein Discounter. Doch lohnt noch einkaufen für eine fortgesetzte Tour? Die Wetter-Apps versprachen nur böse Aussichten mit Frostnächten für die nächsten beiden Tage. Der Bote schüttelte sich und vertrieb sich noch ein bisschen Zeit in überteuerten Souvenirläden.

Zunächst also nochmal weiter nach Titisee. Hier gäbe es nur einen Ort, der bei solchem Wetter Sinn machen würde – das Spaßbad. Dafür hatte der Bote nicht ausreichend Devisen gebunkert. Also einen Kirschlikör aus Schwarzwälder Kirschwasser als letztes Souvenir eingesammelt und nochmal einen Berg versuchen. Dort saute das Wetter aber weiterhin übel ein. Um 1000 m verwandelte sich der Regen in Schneematschregen, am Feldberg zeichnete sich fern schon eine weiße Kuppe ab. Obwohl bald etwas trockener, war hier für den Boten nichts mehr zu holen, was einem gehaltvollen Bericht füllen könnte. In Neustadt fielen dann die Würfel, Abbruch der denkbar zwei Tage längeren Tour, die er aber wohl vorausschauend in keiner Weise geplant hatte. Also doch irgendwie auch ein geplantes Ende. Der Schwarzwaldbote grüßt die Radgemeinde und hofft auf gelungenes Nacherleben.

Logo Schreibfeder, Pedal mitAugen, Rad, weißer Hintergrund

Seiten: 1 2 3

Cookie-Hinweis</br>Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Die Website verwendet Cookies von Drittanbietern, die dem Komfort der Seite dienen. Welche Cookies verwendet werden, erfährst du unter <a href=https://pedalgeist.de/privacy-policy/ target="_blank" rel="noopener noreferrer">Datenschutz</a> oder hier: Weitere Informationen


Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen.


Diese Seite verwendet folgende Cookies von eingebundenen Drittanbietern
(Cookie-Name | Provider | Typ | Ablauf nach):

- CONSENT | youtube.com | HTTP | 6656 days
- GPS | youtube.com | HTTP | 1 day
- PREF | youtube.com | HTTP | 8 month
- VISITOR_INFO1_LIVE | youtube.com | HTTP | 179 days
- YSC | youtube.com | HTTP | Session
- IDE | doubleclick.net | HTTP | 1 year
- test_cookie | doubleclick.net | HTTP | 1 day



Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen