ALP-2021-TdS-04
Das Valle Leventina mit Tremolafieber am San Gottardo
Das Valle Leventina mit Abwegen
(Di, 29.6.) [Miglieglia – Breno – Vezio – Passo di Arosio/La Penudria (859 m) – Gravesano – Bedano – Taverne – Mezzovico – Rivera – Monte Ceneri (556 m, Piazza Ticino) –] Cadenazzo – Camorino – Bellinzona – Carasso – Gorduno – Preonzo/Moleno – Lodrino – Iragna – Biasca – via Radroute/Valle Leventina – Pollegio – Personico
78 km | 900 Hm
Bellinzona – lebenswerte Stadt unter Burgen
Als ich vom Monte-Ceneri-Pass kommend die Magadino-Ebene erreiche, zeichnet sich ein heftiger Wettereinbruch ab. Schon im Vorort Camorino ereilen mich die ersten Regentropfen. Noch ringen tief hängende Wolken um ihre vollständige Entlastung. Unter dem Schutz der Arkaden Bellinzonas kann ich immerhin ein paar Eindrücke mit der Kamera sammeln. Als der Wolkenbruch herniederbricht, muss ich mich mit einem trögen Supermarktdach bescheiden. Schnell kühlt die Sommerluft ab, Wasser flutet die Straßen und sprudelt aus den Kanaldeckeln heraus, der Hagel tanzt freudig dazu.
Ich verlasse das schöne Bellinzona wie schon zu früheren Reisen etwas übereilt, das Wetter vergällt mir doch eine längere Verweilzeit, die die Stadt eigentlich verdient hätte. Allein drei Burgen mit Bauphasen vom 13. bis ins 16. Jahrhundert prägen die Kantonshauptstadt mit einer einzigartigen wehrtechnischen Kulisse, die zum UNESCO-Weltkulturerbe erhoben wurde. Während das Castello di Montebello und das Castello di Sasso Corbaro eher am Rande über der Stadt thronen, ragt das Castelgrande auf einem mächtigen Felssockel quasi mitten aus der Altstadt heraus. Auf der riesigen Piazza verlieren sich die Menschen zu kleinen Spielfiguren. Wandelt man durch die Stadt, lächeln überall Facetten mit Bauelementen aus verschiedenen Epochen dem Betrachter entgegen. Mächtig und bildreich findet sich Geschichte und Legende im Hof der Loggia des Rathauses. An der Piazza Collegiata grübeln in einem Patrizierhaus berühmte Denker wie Dante Alighieri oder Galileo Galilei über den eisschleckenden Touristen.
Postkartenansichten aus dem unteren Valle Leventina
Auch nach dem großen Wolkenbruch regnet es immer wieder, mal stärker, mal schwächer. So muss ich noch einige Male pausieren und der Fortgang nimmt nicht die erhoffte Fahrt auf. Umso berauschender sind die Wasserfälle in den Felsnischen aus den nahezu abgeschlossenen Tälern wie Lodrino und Iragna. Etwas verirrt in Biasca für einen warmen Bissen zum Abend, ende ich in kaum durchschaubarer Dunkelheit zwischen Radweg und Straße doch noch passend zum Flutsommer an einem rauschenden Bergbach für die Nacht.
(Mi, 30.6.) Personico – Bodio – Giornico – Ponte di Sasso – Nivo – Chironico – Gribbio – Motta di Gribbio (1431 m) – Dalpi – Prato (Leventina) – Rodi – Gola del Piottino – Polmengo – Faido/Cascata Piumogna – Chinchengo – Calpiogna – Campello – Molare – Carì-Prodör (1647 m)
55 km | 2145 Hm
Der Sonnensommer kehrte wieder und grüßte zu einem facettenreichen Tag. Giornico malt sein Ortsbild mit zwei Steinbogenbrücken und drei Kirchtürmchen auf der Gegenseite des Ticino. In diesem Postkartendorf ist dann auch das hübsch herausgeputzte Museum Leventina gut angelegt. Die Radwegroute setzt sich folgend durch eine ansteigende Kluse auf der Straße fort. Mit einer Doppelserpentine erreicht man einen guten Kulissenplatz, um die Bahntrassenarchitektur mit dem neuen Treno Gottardo in einer Tunnel-Kehren-Kombination auf zwei Etagen zu bestaunen.
