Ausschnitt Aletschgletscher mit kleinem See
Alpen,  Schweiz,  Touren,  Wallis

ALP-2021-TdS-11
Die Oberwalliser Eröffnung mit dem Goms und der Aletsch Arena

(Mi, 7.7.) Lax – Ritena – via Piste (meist gut, oben schlammige Baustelle, unfahrbar) – Laxeralp – Kühboden/Fiescheralp (2215 m) – via Piste (recht ruppig, viel Wasser im Tunnel nicht ohne nasse Füße) – Märjelenstausee/Gletscherstube (2364 m) – Fiescheralp – via Piste (meist gut) – Bettmeralp

29 km | 1415 Hm

Ich hatte nach langer Wartezeit das Abflauen des Regens für eine schon recht kühle Rückfahrt ins Rhonetal genutzt, da die Wolken das Binntal doch noch dichter einnebeln sollten als das Haupttal. Zum Abendessen bei einem Italiener musste ich unvermeidlich, Fußball schauen, stand doch Italien bei der EM auf dem Platz und der Wirt erwartete so eine Mindestsympathie vom Gast. Mich besorgte mehr der fortgesetzte Strichregen in die Nacht hinein. Irgendwie konnte ich noch eine Scheunenveranda im steilen Hang finden, um ein Hotelzimmer zu vermeiden. Der Bergbauer der Scheune besucht mich schließlich am Morgen. Wir verreden ein bisschen die Zeit des Morgenregens.

Matschpiste und Pfützenwege zum Aletschgletscher

Spät und mit nassem Zelt starte ich auf den zwar anspruchsvollen, aber nicht unmöglichen Anstieg zur Fiescheralp (oft auch Kühboden als Ortsangabe). Der Asphalt der Straße endet nach einigen Waldkehren an einer Schranke, von der aus nur noch Verkehr mit besonderer Bewilligung erlaubt ist. Die Piste ist in gutem Zustand und hält auch dem Regenwetter sehr gut stand. Ungefähr ab der Laxeralp haben sich die Wolken soweit emporgehoben, dass sie nicht weiter ausregnen. Die Gegenseite zeigt, dass das Binntal noch von Wolken eingeschlossen ist.

Ich habe die offene Berglandschaft erreicht und das Ziel scheint bald vor Augen. Doch nun stemmt sich mir eine kaum noch fahrbare Schlammpiste entgegen. Die Piste unterliegt gerade Bauarbeiten und wird von profilgewaltigen Baufahrzeugen durchpflügt. Es bleibt nicht mal ein Wiesenrand, über den sich das Velo schieben ließe. Das Rad bewegt sich kaum, keine fünf Meter vergehen, dass ich nicht entkräftet durchschnaufen muss. Das Erdgewühl reicht fast bis zur Höhe Fiescheralp, schon fast ein ganzes Bergdorf. Die Seilbahnstation lockt zahlreiche Wanderer an und mehrere Hotels versorgen gletschersüchtige Bergtouristen. Eine große Schülergruppe bezieht gerade Quartier in der Großherberge an der Station.

Das zähe Finale im Baustellenmatsch hat meinen Zeithorizont endgültig zerrissen. Bereits ein Hauch von Abendsonne stimmt mich aber optimistisch, noch den Märjelensee anzusteuern. Das unschöne Areal der Fiescheralp verlässt man in einem Bogen um das Eggishorn herum. Der Fahrweg ist ruppiger als die Piste zur Fiescheralp und unrhythmischer mit kleinen heftigen Steigungsspitzen, aber auch wieder Zwischenabschwüngen. Als Radler bin ich doch ein Exot und zum Glück ebbt der Wandererstrom ob der späten Stunde nahezu gänzlich ab.

Von einer Spitzkehre aus, von der man erstmals den Tälligrattunnel erkennen kann, schweift mein freudiger Blick über den eindrucksvollen Fieschergletscher. Das Tunnelportal gleicht einer Garageneinfahrt, die in einen großen unterirdischen Kanal zu führen scheint. Zwar ist der Tunnel mäßig beleuchtet, doch sind Sand und Pfützen so tief, dass man sich in dem Dämmerlicht kaum ausreichend orientieren kann. Das Gletscherwasser hat die Kapazität eines Bergbaches, der den Tunnel durchfließt. Es ist unvermeidlich, die Füße immer wieder in Pfützen zu stellen. Nach der Regenfahrt und der Matschspur ist es nun bereits die dritte Tortur des Tages. Angesichts der besonderen Attraktion des Ziels und auch einer bewirteten Hütte am Märjelensee (Stausee) dürfte man von den Schweizer Bergranchern erwarten, dass sie den Tunnelboden etwas besser präparieren könnten.

Ich erreiche den See mit Hütte unweit des Tunnelausgangs bei dunklen Wolken. Das Wegenetz ist ein wenig unübersichtlich, Fortsetzung nur zu Fuß möglich. Ich folge dem scheinbaren Hauptweg in Richtung Aletschgletscher. Doch das Schmelzwasser des schneereichen Winters verhindert den Weg zu begehen, ohne die Füße in Bergbäche zu setzen. Auf ein Aus- und Anziehen der Schuhe hatte ich mich nicht vorbereitet, dazu drohte ein ungemütlicher Wettereinbruch. So muss ich etwas betrübt den Gang an den Gletscherrand aufgeben und es bleibt bei einem Telefoto auf einen nur kleinen Ausschnitt des Aletschgletschers.

Schlusspunkt Rösti mit Nebelwolke

Nochmal verschiebt die Wetterfront ihren Unmutszustand. Als ich zur Fiescheralp zurück bin, lugen nochmal letzte Sonnenstrahlen hervor. Die Höhenpiste zur Bettmeralp verläuft wellig, ist mal tiefer gespurt wie ein Trail, bleibt aber doch ziemlich gut fahrbar. In die grünen Bergwiesen mischen sich immer wieder Büsche von Alpenrosen, mal auch ein sprudelnder Bergbach. Einige Almhütten verstreuen sich, zur Mitte gibt es sogar ein Einkehrmöglichkeit tagsüber. Zur Bettmeralp hin fällt die Strecke steiler ab, teils betonbefestigt. Der Blick wandert über die ausgedehnte Alpsiedlung mit ausgeprägten Sport- und Freizeitanlagen, mehreren Bergbahnen und einem See. Kaum ein Haus, das nicht dem Tourismus dient, als Chaletferienwohnung oder als Hotel.

Bei so viel Bebauung darf man selbst im Sommer mit ausreichend Vesperstuben rechnen. Im Hotel/Restaurant Panorama werden Rösti als Spezialität gepriesen – dem huldige ich gerne. Der angestellte Wirt ist wieder mal ein Deutscher, der sich hier auf der Höhe glücklich wähnt. Weniger Glück empfinde ich beim Austritt in die Nacht. Wolken haben den Bergort dicht eingenebelt, aus denen dünner Regen ausfällt. Die Sichtweite bleibt bei ca. 50 Meter. Eine steile Abfahrt macht jetzt wenig Spaß, würde mich vollkommen durchnässen. Wieder muss ich eine ungewöhnliche Ecke suchen, um dem Sommerwasser zu trotzen.

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