
Das Engadinerhaus – mehr als eine kunstvolle Heimstatt
Guarda
Das Wort Freilichtmuseum habe ich in dem Beitrag schon mehrfach strapaziert. Noch einmal müssen wir aber einen solchen Rundgang machen – unverzichtbar und gewissermaßen die Krönung der Schauplätze für das Engadinerhaus. Jeder Winkel, jede nur minimal veränderte Perspektive schafft neue einzigartige Ansichten. Es wurde oben bereits erwähnt – hier setzte Selina Chönz dem Schellen-Ursli ein Denkmal und verpflanzte seine Geschichte in eines der vielen sehenswerten Häuser in Guarda. Der Dorfrundgang müsste noch länger sein, würde man alle Facetten aufgreifen wollen. Dem exemplarischen Bilderbogen sei hier am durchaus genüge getan – für ein paar Ahs und Ohs sollte es reichen.
Schmucke Fensterplätze



Schellen-Ursli’s verwunschene Heimstatt

Behaglicher Charme – fast zu schön, um alltäglich zu sein





Nachschlag in Moll



Lavin
Nach dem oben gelegenen Guarda wechseln wir wieder zum Inn und zu der Bahnlinie hinunter. Wir finden wieder eine moderne bunte Interpretation wie schon zuvor in Scuol, aber auch ein altes Haus mit zwei Gesichtern – ein Doppelhaus in einem sozusagen, was auch häufiger vorkommt.


Susch
Den Schlusspunkt des Unterengadins setzt hier ein recht puristisches Sgraffitohaus mit den Elementarfarben Weiß und Grau, aber elegant in allen Elementen ausgeführt.
Auswahlschau aus dem Oberengadin
Der Bogen ins Oberengadin ist hier nicht lückenlos. Zernez bleibt ungesehen und ist dem Stil nach aber schon ähnlich wie Susch überwiegend mit funktionalen modernen Häusern bestückt. S-chanf bietet eine eher nur kleine Auswahl an Engadinerhäusern. Der Einstieg erfolgt hier also mit dem ersten Höhepunkt von Westen gesehen, wenngleich der Übergang ins Oberengadin von vier Seiten möglich wäre.
Zuoz
In Zuoz stoßen wir beim Hotel Crusch Alva auf den Schellen-Ursli mit gleich zwei Skulpturen. Den Hotelbau selbst zieren nicht nur ein Familienwappen, sondern gleich sämtliche Kantonswappen der Schweiz. Ein weiteres Haus mit gestaffelten Doppelerker und Holzrahmen.



La Punt-Chamues-ch
Der Doppelort zu beiden Seiten des Inns und direkt am Fuße der Auffahrt zum Albulapass ist bisweilen schnell durchfahren – die Durchgangsstraße verleitet dazu. Doch ist der Ort besser für die Pause geeignet als das benachbarte Bever. Es gibt ein Gourmetrestaurant mit Spezialitäten auf Arvenbasis und einige Preziosen des Engadinerhauses – besonders auf der Seite La Punt (linkes Innufer). Auffällig hier auch die Varianten an Sonnenuhren.



Samedan
Je näher man St. Moritz kommt, desto mehr weicht das Engadinerhaus einer modernen Bauweise, sowohl als Stein- wie auch Holzhaus, immer häufiger nach zeitgemäßen Niedrigenergiekonzepten. Celarina ist zwar noch ein charmanter Ort, aber schon ohne die Typik des Engadinerhauses. Fährt man schließlich nach St. Moritz, überwiegen massentaugliche Hochbauten an den Hängen, türmchenbestückte Chalets oder Hotelbauten gar im Belle-Époque-Stil. Ausgerechnet dem Hauptort des Oberengadins fehlt das Engadiner Herz ebenso wie dessen Ästhetik. Nur Samedan zeigt noch reduzierte Elemente des Engadinerhauses, teils auch mit weniger vertrauten Verzierungen und Formen. Viele Gebäude des Dienstleistungszentrums im Oberengadin sind allerdings bereits schmucklos funktional.





Pontresina
Im Vergleich zu St. Moritz verfügt Pontresina noch über viel Engadiner Charme, wenn auch protzige Bauten für den touristischen Geldadel, moderne Zweckbauten wie das Kongresszentrum und allfällige Sport- und Luxusshops das Bild vom unberührten Bergdorf eher zurückgedrängt haben. Wer der Dorfstraße aufmerksam folgt, macht jedoch noch ausreichend Entdeckungen von Engadinkultur. Auch moderne Bauten mit Luxuswohnungen tragen Sgraffiti, traditionell ist hingegen das Museum Alpin beheimatet.
Die Verbreitung des Engadinerhauses endet hier an der Kulisse höchster Berg- und Gletscherwelt und dem Revier des Steinbocks, der hin und wieder bis ins Dorf hinunterschaut.

Die Tour zum Thema:

