Brunnenszene in Pennabilli, Sepiafarbe
Apennin,  Italien,  San Marino,  Touren

Giro d’Italia 2006-3: Von der Adria der Emiglia-Romagna zur Adria der Marken [Ravenna – Sirolo]

Dichte Wälder, erhabene Felsenstädte, Ministaat mit Demokratiegeschichte und Schluchtpassagen

(8) Lido di Dante – Ravenna – Forlimpópoli – Galeata (231 m) – Passo della Calla (1296 m) – Stia – Poppi (437 m)

134 km | 1460 Hm

Sekundenschlaf, Kurzschlaf – eigenartige Körperrhythmen

Heute geht es erstmals in den Apennin. Am südlichen Stadtrand von Ravenna fahre ich nach einem kleinem Stück Hauptverkehrsstraße immerzu auf Nebenstraßen. In der Ebene rolle ich mich schnell ein, lediglich die häufige Richtungswechsel verlangen immer wieder einen Blick auf die Karte nachschauen. Auf einer gedachten Diagonale gelange ich über San Pietro in Vincoli und Rotta nach Forlimpópoli. Lange bereitet ein Blick auf Hügel am Horizont auf die kommende topografische Veränderung vor. Ich bin froh, endlich wieder in die Berge zu kommen und das langweilige Radeln in der Ebene hinter mir zu lassen – so schön auch manche Stadtansichten waren.

lila Blüten mit Klatschmohn und Grünbewuchs, Kirchturm, Landhaus im unteren Bidente-Tal
Hübsche Einfahrt in die Hügelwelt des Apennin: Das untere Bidente-Tal

In Méldola überfällt mich ein plötzliches Augenjucken. An einem Brunnen versuche ich die Reizkeim herauszuwaschen. Es dauert ein Weilchen bis ich wieder einsatzfähig bin. Eine italienische Radsportgruppe kommt vorbei und ist respektvoll erstaunt über meine Pläne Richtung Sizilien. Der Himmel ist indes bewölkt. Und die drückende Schwüle ermattet auch auf einfachem Terrain. Noch im unteren Bidente-Tal drohe ich in den Sekundenschlaf über dem Lenker zu fallen. Ich habe keine Wahl und muss auf einer Bank direkt an der Straße pausieren, döse ein, falle in einen Kurzschlaf. Nach 20 Minuten rüttel ich mich auf, klatsche mich wach und versuche weiterzufahren. Das Ergebnis der Pause ist verblüffend: Ich fühle mich zu neuem Leben erweckt und bin wieder voll da. Der Rhythmus ist bemerkenswert gut.

Liebliche Apenninkammquerung über den Passo della Calla

Lang gezogene Kurven führen bei zunächst sehr leichter Steigung weiter ins Tal hinein, die Verkehrsdichte ist angenehm gering. Nur ab und zu zieht einer der modernen langen Trucks vorüber, die sogar im zarten Grün des enger werdenden Tales die lieblichen Mäander der Passstraße mit beweglichen Farbtupfern herausarbeiten. Auch im Mittelteil ist die Steigung immer noch mäßig, ich rolle sozusagen den Berg hoch. Ein Rennradlerpaar hat sich nach kurzem Halt herangerobbt, bleibt aber dann doch wieder zurück. Sie ziehen vorbei, als ich an einer Bar mit gegenüberliegender Wasserstelle anhalte. Paninis gibt es nicht, so belasse ich es bei einem Eis. Wenig später lädt eine durch einen Wasserfall geformte Gumpe vor einer romantisch verfallenen und überwucherten Brücke zu einem erfrischenden Bad ein.

romantischer Wasserfall unter grün bewachsener Steinbogenbrück mit Badegumpe

Als die hell- bis mittelgrüne Vegetation bei offener Strecke in einen dunklen Laub- und Mischwald führt, beginnt die Straße nach Corniolo stärker anzusteigen und schraubt sich schließlich sogar recht heftig nach oben. Der Foresta di Campigna ist Teil des Nationalparks Foreste Casentinesi/Monte Falterone-Campigna, den ich auch noch mal am nächsten Tag durchfahren werde. Vom Passo la Calla, welcher die Regionen Emilia Romagna und Toskana trennt, kann man durch den Wald weiter in ein Rifugio wandern, die Passhöhe erlaubt keine freien Panoramablicke. Die Abfahrt ist dann grandios. Die gute Straße, mittelweiche Kurven und ein ordentliches Gefälle durchstreichen den halblichten Wald , ab und an mit Blicken in die toskanische Hügelwelt. Durch Verlagerung des Körpergewichts lassen sich viele Kurven nehmen ohne stark die Bremsen zu bemühen. Ein Mountainbiker ist gleichfalls abwärts hinter mir unterwegs und überholt mich im unteren Bereich mit aufwärts gerichtetem Daumen. Berauschend.

Toskanisches Intermezzo am oberen Arno

Brunen mit Treppe und aufsteigender Gasse, rote Blumen in Tonkübeln, Stia
Stia eröffnet das kline toskansiche Intermezzo

So verfallen 750 Hm ziemlich schnell und ich erreiche das nicht spektakuläre, aber hübsche Städtchen Stia. In steilen Staffeln und Gassen muss man das Örtchen mit historischen Fassaden ersteigen. Ein Camping wäre vorhanden. Ich nehme nur ein paar flüchtige Eindrücke mit und kann weiter flott mit Sicht auf den Oberlauf des Arno nach Poppi abrollen. Schon deutlich vor der Einfahrt schält sich die eindrückliche Silhouette des auf dem Hügel gelegenen Städtchens mit seinem charakteristischen Schlossturm heraus, der aus dem 12. Jahrhundert stammt. Im Neustadtteil unten fällt dann die Entscheidung schwer. Eigentlich liegt die Altstadt mit dem Castello dei Conti Guidi auf dem Hügel südlich hinauf. Der Campingplatz „La Pineta“ (10 €) befindet sich aber stadtauswärts und dann in nördlicher Richtung zwei Kilometer bergauf. Obwohl der Camping ideal am Anstieg der nächsten Etappe liegt, bleibt das Dilemma für den Abend. Besichtigen und Essen in Poppi wäre mit erneutem heftigen Anstieg im Dunklem mit vollem Magen verbunden.

Weit-Panorama von Straße auf Poppi mit Palazzo
Einladendes Städtchen am Obelauf des Arno: Poppi
obiges Nah-Panorama von Poppi mit Kirche

So entscheide ich mich für den Verbleib im Camping. Hier oben, mit schönem Blick auf die umliegenden Hügel und von leichter Sommerluft umweht, gibt es nur Mikrowellengerichte. Das Risotto war noch genießbar, das Nudelgericht dann schon nur noch mit kräftiger Rotweinunterstützung zu verdauen. Trotz des wenig schmackhaften Dinners entpuppt sich der Abend bei ein paar Grappas als gelungen mit einem netten Gespräch im Italienisch-Deutsch-Mischmasch zwischen der Campingwärterin und ein dem Italienischen mächtigen deutschen Ehepaar aus Oberriexingen (bei Stuttgart, die Welt ist halt klein).

(9) Poppi – Passo Fangacci (1234 m) – Passo dei Mandrioli (1173 m) – Bagno (462 m) – Valico di Montecoronaro (865 m) – Pieve Santo Stefano (431 m) – Passo di Viamággio (983 m) – Badía Tedalda

103 km | 2230 Hm

Die vom Abend verschobene Besichtigung Poppis auf den Morgen bedeutete eine deutlich zu verspätete Abreisezeit. Aber es ist ja eine Urlaubsreise. Zunächst erlebe ich Poppi im herrlichen Morgenlicht als pittoreskes Städtchen, in dem das besinnliche Verweilen jede Hektik vergessen lässt. Die Auffahrt ist weniger steil als es von unten den Eindruck macht. Vom Platz am Schloss hat man einen weiten Blick ins Land. Ein nettes Hotel liegt gleich hier oben – für meinen Geldbeutel wohl doch zu teuer. Nach einem Frühstück aus Bäckerei und Supermarkt und dem genussvollen Verweilen fahre ich wieder zurück, erneut wieder hoch am Campingplatz vorbei.

Hügel mit Ginstergelb mit lichtem grünen Wald, von Poppi zum Passo di Fangacci

Vom Ginstergelb in schattige Urwälder

Die Hitze des Tages zapft schon jetzt die Kraftreserven an. Die heftige Steigung hier im unteren Teil tut ein Übriges. Im gleißenden Sonnenlicht leuchtet der zu bewältigende Berg im lichten Grün der Oliven und im Gelb des Ginsters. Noch im offenen Bereich treffe ich einen dickbäuchigen Italiener, der trotz seiner äußerlich zum Radfahren ungeeigneten Konstitution durchaus mein Bergtempo halten kann.

„Warum tue ich mir das an, wenn ich nach Pennabili doch wesentlich einfacher vorankommen könnte als über diesen Pass mit einem gehörigen Umweg“, frägt er mich, des Englischen einigermaßen mächtig.

„Einfach ist mir zu wenig. Es ist mein Ziel, über schöne und auch möglichst schwierige Berge zu fahren. Der Weg ist das Ziel. That’s my way!“ fällt meine Antwort aus. Der sonst wenig gesprächige, auf mich etwas seltsam-komisch wirkende Kauz, kehrt dann unerwartet mitten im mittlerweile dunklen Wald aus Buchen und Eichen um, ohne eine erkennbares Ziel erreicht zu haben.

Klosterkriche, Doppelturm mit Tor und Mauer, Eremio di Camáldoli
Mitten im Wald versteckt: Das Kloster Eremio di Camáldoli
Buchenurwald mit schiefrigem Wasserfall am Passo Fangacci
Nicht selten überrascht der Apennin mit Urwäldern, in denen eine reiche Vogelwelt existiert

Der schattige Wald, in dem die Stämme in fast geordneter Weise an den steilen Böden aufgereiht sind, wird dann kurz von einer Lichtung mit einem Kloster unterbrochen. Das Eremio di Camáldoli befindet sich auf 1104 m Höhe und ist Platz für klösterliche Handwerkskunst und andere Produkte, ein Kräutergarten ist auch vorhanden. Ich sehe ein paar Nonnen, das Wichtigste für mich sind allerdings die Brunnen, denn bei den hohen Temperaturen ist das Wasser schneller warm als dass ich es verbrauchen kann. Nach der eher flacheren Waldpassage folgt nun eine steilere, aber ebenfalls sehr schattige Fahrt, bis sich auf dem Passo delle Fungacci der Wald lichtet und weite, herrliche Blicke in ein Tal mit einem großen Stausee, dem Lago di Ridrácoli, in geräumiger Entfernung und unter Dunst freigibt. Der Wasserspeicher versorgt mitunter San Marino und Ravenna.

Das erste Drittel der Abfahrt ist dann zu meiner Überraschung geschotterte Waldstraße. Auch der bald auftauchende Asphalt ist schlecht. Die Schlaglöcher und engen Kehren verlangen äußerste Vorsicht. Mit anderen Worten: die erste Abfahrt des Tages fällt quasi aus. Bemerkenswert auch hier wieder die Varianten der Waldbiotope. Die Ordnung des Waldes auf der Westseite weicht einer ungestümen Wildheit. Dunkler, überhängender Buchenwald, wuchernde Moose auf Felsen und abgeknickten Baumstämmen un Totholz, dünnstrahlig plätschernde Kaskaden über Kiefergestein und munter zwitschernde Singvögel gestalten einen erfrischenden europäischen Urwald.

Aufgeheizt über Rollsplit

Doch das kühle Feeling ist bald zu Ende. Mit dem Weg zum Mandrioli-Pass läuft der Schweiß wieder ungebremst, wenn auch noch ein paar Schattenmomente die Auffahrt begleiten. Mit dem Pass verlasse ich zum zweiten Mal den Nationalpark, den ich bereits schon am Vortag am Passo la Calla durchkreuzt habe. Auf der Ostseite steht dann die gesamte Abfahrtsstrecke unter offener Sonneneinstrahlung. Nun, eine heiße, den Körper umströmende Luft ist ja ein aufregendes Gefühl, doch daraus wird nichts. Denn auf der nunmehr gut asphaltierten Straße liegt stellenweise Rollsplitt, der in der Hitze zu klebrigen Asphaltgeschossen auf mein Rad und meinen Körper zielt. Wieder kleben die Bröckchen am Reifengummi, sodass ich anhalten muss, um ein Eindringen in die Reifen zu verhindern. Da die Rollsplittstellen unberechenbar und besonders gern in den Kurven auftauchen, kann ich erneut nur mit stark gebremster Kontrolle herunterrollen – schon die zweite Abfahrt ist mir heute nicht gegönnt.

Passkurve Passo dei Mandrioli mit Passchild, Velo und Auto
Jede Abfahrt des Tages ein Hemnis: Rollsplit am Mandrioli-Pass

Kurz unterhalb des Mandrioli-Passes gibt es ein Gasthaus, wo ich mich mit Panini und Kuchen bevorrate – in der Hoffnung im Tal eine freie Rast- und Badegelegenheit zu finden. Das Panorama über die Talsohle hinweg ist wieder von einer ganz neuer Gestalt. Fast exakt ausgemessen erscheinende Gesteinsschichten ragen auf den emporgedrückten Felsen heraus und dokumentieren Stein gewordene Erdgeschichte. Tatsächlich finde ich in der Talsohle unterhalb der Autobahnbrücke einen schönen Rastplatz am Fluss.

Eigentlich ist es auch nach recht ausgedehnter Pause immer noch zu heiß, um große körperliche Anstrengungen anzugehen. So muss ich meinen inneren Schweinhund überwinden um weiterzufahren. Selbst die folgende mäßige Steigung sorgt für einen zentimenterdicken Schweißpanzer. Doch irgendwie stört mich das nicht, einen Zahn zuzulegen. Hauptsache, es gibt frisches Wasser – endlich in Verghereto. Dort am Brunnen hat man einen schönen Panoramablick auf ein Hügelland Richtung Süden.

Truck-Stau am Valico di Montecoronaro, mit Velo
David gegen Goliath am Valico di Montecoronaro: Das Velo bleibt Sieger

Rallye zwischen long vehicles im oberen Tibertal

Bereits beim Anstieg nach Verghereto fahre ich neben erstaunlich vielen Trucks. Eigentlich sollte diese Straße kaum befahren sein, es gibt doch in Sichtweite eine Autobahn. Nach einer kleine Zwischenabfahrt sehe ich das Übel auf der Autobahn: Sie ist in Richtung Süden wegen Bauarbeiten gesperrt, d. h. der gesamte Schwerlastverkehr nach Rom muss von der kleinen Nebenstraße getragen werden, dazu die schon fast erdrückten PKWs. Auf den lang gezogenen Schleifen bei mäßiger Steigung zum Valico di Montecoronaro ist es fast ein Kräftemessen zwischen den schweren Trucks und meinem Vehikel – wer ist schneller?

Die PS-Kraftprotze erringen allenfalls einen Pyrrhussieg, denn nach dem Pass geht nichts mehr. Auf vier Kilometern steht das Blech. Für die Fahrer heißt es Aussteigen und gute Laune bewahren. Ich kann an der Kolonne vorbeifahren, muss aber trotz geringem Gegenverkehr immer bremsbereit sein, denn es gibt nur wenig Platz. Die Trucker scherzen, ob ich gedopt sei, bekomme Anfeuerung, niemand versucht mich hier an meinem Vorteil zu hindern – welche Anfeindungen und welche gezielten Versuche des Abdrängens musste ich hingegen bei vergleichbaren Situationen in Deutschland erleben?! (Im November dieses Jahres erlebte ich solch rüdes Fahrverhalten bei einem Stau im Werdenfelser Land/Tirol – alle Mobber waren deutsche Autofahrer!) Trotz riskanter Manöver ist es nur ein fortgeschrittenes Runterrollen – auch die dritte Abfahrt des Tages ist mir genommen.

oberes Tibertal mit Erdfalten und steinerner Mehrbogenbrücke
Im oberen Tibertal zeigen sich aufgeschichte Erdschichten

Nachdem die Autos wieder auf die Autobahn streben, fahre ich wieder auf ganz ruhiger und schöner Strecke, die sich am Hang entlang in einem Auf und Ab schlängelt. Der Straßenbelag ist hier ziemlich schlecht, Kiefernzapfen übersäen die Fahrbahn und sämtliche Abwärtspassagen kann ich nicht mit vollem Tempo nehmen. Auf der auf Brückenpfeilern gestelzten Autobahn steht der Verkehr indes immer noch. Weiter südlich kehrt sich der Stau um, die Autos nach Süden Rollen, die nach Norden stehen. In der Talsohle glänzen silbrige Blätter in den Auen der oberen Tiber, die nur wenig östlich des Valico di Montecoronaro am Monte Fumaiolo entspringt. (Auf einer Parallelroute zu meiner Strecke kann man am Quellsee vorbeifahren.)

Fletschende Hundezähne, auszehrender Kampf auf Schotter

In Pieve Santo Stefano stärke ich mich mit Kuchen. Mir wird klar, das Tagesziel Pennabili ist zumindest bei Tageslicht nicht mehr erreichbar. Zudem fälle ich eine verheerende Entscheidung: Laut Karte gibt es zwei Auffahrten zum Passo di Viamággio. Statt der offiziell ausgeschilderten wähle ich die südlicher eingezeichnete Variante, weil diese nach Karte 3,5 km kürzer sein soll. Doch die Karte verrät nicht den Schotterweg, in den der kleine asphaltierte Teil bald übergeht – etwa dort, wo Zähne-fletschende Schäferhunde hinter einem Zaun mich am liebsten in Stücke zerreißen würden. Vielleicht wollten sie mich auch nur vor der bevorstehenden Strapaze warnen.


Mit enormen Kraftanstrengungen kämpfe ich mich verzweifelt den Berg hoch, schlage nach salzgierigen Mücken, schreie in die Wildnis, deren Schönheit mich jetzt nicht mehr berührt. … In der Dämmerung erreiche ich die Passhöhe. Infernalisch! Animalisch! Mehr Schweiß als hier geht nicht. Nass wie gerade aus dem Meer getaucht.


Ich aber will nicht mehr zurückfahren, hoffe auf einen halbwegs festen Untergrund. Doch die ziemlich steile Offroad-Strecke wird immer grobkörniger und rutschiger. Mit enormen Kraftanstrengungen kämpfe ich mich verzweifelt den Berg hoch, schlage nach salzgierigen Mücken, schreie in die Wildnis, deren Schönheit mich jetzt nicht mehr berührt. Nur zwei Autos begegne ich, an einem Berg erhebt sich eine einsame gelegene Kirche. In der Dämmerung erreiche ich die Passhöhe. Infernalisch! Animalisch! Mehr Schweiß als hier geht nicht. Nass wie gerade aus dem Meer getaucht.

Der Passo Viamággio markiert die Grenze zwischen der Toskana und der Marken. An der Kreuzung befindet sich ein Albergo, in dem wohl gutes Essen zubereitet wird. Ich versäume zu fragen, ob es auch Zimmer zu mieten gibt. Schnell verzehre ich ein paar energiereiche Geleefrüchte und wechsle die durchgetränkte Kleidung. Die kühle Luft auf der salzfeuchten Haut sorgt für ein wenig Schüttelfrost. Bei Dunkelheit beginne ich die Abfahrt, die Straße gut ausgebaut und in weiten Kurven bei mäßigem Gefälle ins Tal führend. Weil ich trotz der guten Fahrbahn auch immer mit unerwarteten Schlaglöchern rechnen und mit Dynamo fahren muss, entfällt nun auch die vierte Abfahrt an diesem Tag. So zerronnen eine gute Zeit des Tages.

Wegen der Fliegen werden die Räume abends nicht gelüftet und so ist es … erdrückend schwül.

Badía Tedalda ist meine Hoffnung. Die Luft hier ist angenehm warm, aber einen Campingplatz gibt es nicht. Der Ort, als Ausflugsbasis für Exkursionen in die Berge beworben, ist kleiner als erwartet. Zuerst fahre ich durch den Ort und glaube kein Hotel gesehen zu haben. Es ist nicht klar ersichtlich, welches Albergo auch Zimmer hat. Es sind dann doch zwei Möglichkeiten, unter denen ich das vermeintlich billigere wähle (Albergo „Locanda“, 35 €). Nur wenig Luft dringt durch das kleine Fenster, eine überhitzte Nacht ist gesichert. Im anderen Albergo esse ich ganz passabel bei Fußball-TV. Wegen der Fliegen werden die Räume abends nicht gelüftet und so ist es auch hier erdrückend schwül.

(10) Badía Tedalda (717 m) – Pennabilli (629 m) – Passo Cantonieria (1007 m) – Carpegna (748 m) – Sierra San Marco (1006 m) – San Leo (589 m) – bivio S.M. (~250 m) – San Marino (750 m) – Mercatino Conca (275 m) – Monte Osteriáccia (631 m) – Auditore (373 m)

104 km | 2230 Hm

Obwohl ich schon früher abreisebereit bin, muss ich bis nach acht Uhr warten, bis jemand vom Hotel sich sehen lässt und das für Italien typische Rudimentärfrühstück serviert. Als ich noch zuvor meine Radtaschen aufladen möchte, muss ich feststellen, dass alle Türen des Hauses abgschlossen sind – was hätte ich einem Notfall hier gemacht?

Italienischer Rennradschick, cineastisches Dolce Vita und ein einäugiger Humanist

Nun, der Tag auf der Straße beginnt bei herrlicher Morgensonne, die das anschmiegsame Tal zum Leuchten bringt. Auf den umliegenden Hügeln tauchen immer wieder Burgen auf. Sie sind Zeichen der Machtkämpfe zwischen den Fürstengeschlechtern Malatesta und Montefeltro. Die Malatesta breiteten im 14. Jahrhundert ihre Macht von Rimini über das Marrécchia-Tal und bis Pennabilli aus. Die Montefeltro, auch heute noch der Name dieser Region, regierten von San Leo bzw. Urbino aus und beherrschten etwa das Gebiet von Carpegna bis Cagli. Die Blütezeit ihrer Herrschaft lag im 15. Jahrhundert, als Federico II. da Montefeltro die Macht erlangte. Obwohl er sich selber am liebsten als erfolgreichen Feldherrn sah, ging Federico auch als Humanist in die Geschichte ein. Die Hofmaler durften ihn übrigens immer nur von der linken Seite her zeichnen, weil sein Gesicht verunstaltet war. Durch eine Lanze verlor er eine Auge und einen Teil seiner Nase.

Auf der sanft dahingleitenden Abfahrt begegnet mir ein ein freundlich mir zuwinkendes italienisches Rennradlerpaar. Ob sie vielleicht aus einem der touristischen Rennradstützpunkte bei Rimini kommen? Ob Einheimische oder Touristen, hier ist das Rennradfahren jedenfalls sehr beliebt. Wenig später kommt mir noch ein größere Radsportgruppe entgegen. Unter den Autos dominieren junge Fahrer mit gepflegten oder aufpolierten Autos der oberen Mittelklasse. Ich überlege, ob die alle noch bei Mama wohnen, um sich den mobilen Schick leisten zu können. Nun, irgendwie unterscheiden sich diese Bilder nicht wirklich in der modernen Welt insgesamt.

schöne, aufsteigende Gasse mit Filmuseum in Pennabilli
Für Lyriker, Theater und Film wie geschaffen: Pennabilli, Ort zweier Burgen

Der Campingplatz bei Pennabilli liegt in Ponte Messa im Flusstal noch etwas unterhalb der Abzweigung Richtung Carpegna. In das pittoreske Pennabilli selbst sind es hingegen drei heftig ansteigende Kilometer. Der Name stammt von den zwei Burgen Penna und Billi, die beidseitig des Ortes noch als Ruinen zu sehen sind.

Brunnenszene in Pennabilli, Sepiafarbe
Brunnen sind Treffpunkte der Kommunikation – auch in Pennbilli

Heute bezieht der Ort seinen Charme aus gelungener Renovierung, von Blumen überhängenden Fassaden und den Musei Minimi. Das sind kleine künstlerische Installationen, die der Dichtkunst, dem Theater und dem Film huldigen. Der Lyriker und Drehbuchautor Tonino Guerra, Ehrenbürger der Stadt, hat nicht nur auf diese Weise sehr viel für ein lebhaftes Kulturleben getan. Ein kleines Theater ist Treffpunkt übers Jahr, im Juni findet alljährlich zudem ein Straßentheaterfestival statt. Guerras Ruhm folgt auch seiner Freundschfaft zu Fellini, für den er die Vorlage zum Film Armacord schrieb. Entsprechende Motive des cineastischen Dolce Vita finden sich dann auch in den Musei Minimi wieder.

Schinken, Honig, Grubenkäse und farbige Flora

Nach Pennabilli bleibt die Straße zunächst steil ansteigend, ermöglicht bald einen rückwärtigen Panoramablick. Dann taucht die Straße in ein Gebiet aus Wald, Wiesen und Buschwerk ein, das in unterschiedlichsten Farbtönen leuchtet. Bunte Schmetterlinge flattern über den Blütenkelchen, Vögel zwitschern aus dem kühlen Unterholz kleiner Bachläufe. Ein süßlicher Duft ummantelt meine Nase, erinnert an eines der beliebten Produkte dieser Region, dem Honig. Er wird sogar warm mit Grubenkäse (fromaggio fossa) gegessen, einem Käse, der einst aus der Not heraus zum Schutz vor plündernden Soldaten in einem Erdloch verbuddelt wurde, und heute wegen der so angenommen Erdaromen aus Schwefel und Trüffel wieder geschätzt wird. Die Straße verläuft indes flacher, es lässt sich ein angenehmer Bergrhythmus fahren. Die starke Hitze, von klarer Sonne bestärkt, fordert allerdings auch hier seinen schweißtreibenden Tribut auf dem Weg zum Passo Cantoniera.

Die Passhöhe ist beliebtes Ausflugs- und Wandergebiet in dem Naturpark Sasso Simone e Simoncello. Wer noch ein paar Höhenmeter drauf legen will, kann hier auch noch die Schleife über den Monte Carpegna auf 1415 m fahren. Mehrere einzelne Rennradler – je eine sehr schicke blaue und gelbe Radvariante fallen mir auf – und eine weitere Gruppe sind unterwegs, einige pausieren in den Gaststätten hier am Pass. Meine gefüllten Hörnchen und eine Banane aus Pennabilli helfen mir für eine kleine Stärkung.

Auf der Ostseite öffnet sich die Landschaft weitläufig über Wiesen, Weiden und unzählbare Hügelketten in der Ferne. Das Korn blendet in strahlendem Goldton, zaghaftes Grün und spärliche, aber so wirkungsvollere Feldblumen setzen blaue und rote Farbtupfer. So sause ich hinunter, passiere Carpegna ohne großen Halt (berühmt für einen herkunftsgeschützten Schinken) und kraxle erneut hinauf, bald von der stechenden Mittagssonne in dem offenen Gelände ermattet.

grüner Bogenhügel am Serra San Marco, mit Velo
Auch für Wintersport bekannt: Die Region um den Monte Carpegna

Die nächste Bergkuppe lässt sich bereits von weit erahnen, nach Osten überraschen eigenartige Gesteinszapfen neben abgebrochenen Felskanten. Um den Sierra San Marco zu passieren, brauche ich Villagrande nicht zu durchfahren, was mich etwas verwirrt, weil auf der Karte anders eingetragen. Mein Blick fällt unter mir auf ein Wellnesshotel mit großem Pool, die Sehnsucht nach einer körperlichen Erfrischung wächst in mir. Die Hoteldichte ist hier auch deshalb groß, weil rund um den Monte Carpegna Wintersport betrieben wird – also ein Ganzjahresbetrieb lukrativ ist.

Auch auf der Nordseite des Passes bleibe ich der ungehinderten Sonneneinstrahlung ausgesetzt, jetzt wenigstens mit Fahrtwind hinunter. Eine breite Ebene tut sich auf. Weit im Dunst erkenne ich die Hügelkuppe von San Marino, vor mir baut sich bald ein mächtiger Kalkfelsen mit einer trutzigen Festung auf, daneben halbhoch auf dem Fels der zugehörige Ort. Jede Schleife weiter ergibt sich wieder eine neue faszinierende Perspektive.

San Leo mit Festung auf Felssporn

Stadt auf dem Felsenthron: San Leo

Schneller als erwartet stehe ich an dem kleinen Abzweig, der über eine kleine Brücke zum Stadttor von San Leo führt. Der Weg durch den Ort zur einladenen Piazza Dante führt über eine steile Gasse mit Kopfsteinplaster. Geschäfte mit teils sogar hochwertigem Kunsthandwerk und regionalen Lebensmittelspezialitäten säumen den Weg. Schon im oberen Ortsteil, begehe ich einen Laden mit ausschließlich aus Kupfer oder Eisen gedrehten und geschmiedeten Figuren, Vasen, Kerzenständern u.ä. Der Künstler sitzt schlafend in seinem Stuhl. Mehr oder weniger im Halbschlaf verkauft er mir einen Kerzenständer in der Form einer kleinen Kupferrose. Jemand, der sein Geld im Schlaf verdient ohne reich zu werden.

gepflegte Pflaster auf der Piazza San Leo mit dezentem Besuchercharme, sepiafarben
Gepflegte Piazza: San Leo

Ich verzichte auf eine weitere Auffahrt zur Festung La Rocca, die samt dem Museo Civico della Fortezza besichtigt werden kann und weitere Panoramablicke bereit hält. Das Panaroma habe ich schon in unterschiedlichsten Facetten auf der Abfahrt genossen, die Festungsanlage ist ein bedeutendes Beispiel von Militärarchitektur, das Museum enthält Waffen, historische Möbel und Dokumente. Das hört sich alles nicht wirklich aufregend an, auch gut zu wissen, dass die Festung vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert als Gefängnis diente. Das Ortsbild ist stimmig von gepflegten historischen Fassaden geprägt ohne übertrieben Postkartenseligkeit. Ich verbringe eine entspannende Mittagspause mit kleinem Salat in einem der Lokale an der zentralen Piazza.

Auch nach der Rast ist die Luft so heiß, dass ich mich schon ziemlich überwinden muss, mich erneut auf den Sattel zu schwingen. Die Fahrt führt weiter hinunter ins Tal der Marécchia, die hier sich in einem weiten Flussbett mit zahlreichen Kiesbänken ausbreitet. Der Verkehr auf der SS 258 ist nun ziemlich heftig, nicht weit ist einerseits nach Rimini und anderseits nach San Marino. Ich fürchte den nächsten heftigen Anstieg an einem offenen Hang und suche zunächst an einem Kiesweg das Flussufer auf um mich abzukühlen.

San Marino empfängt die Gäste mit Motorenlärm

Palazzp Púbblico in San Marino, Turmarchitektur mit Zackenkronen
Palazzo Púbblico in San Marino, Symbol einer alten Demokratie

Nun, endlich da die Sonne schon eine spürbar abklingende Intensität bemerken lässt, nehme ich die Fahrt nach San Marino in Angriff. In der Tat, die Doppelpause lässt mich aus dem Vollen schöpfen. Ich setze wieder zu einer Tagesendrallye an – und soll doch noch nicht die letzte an diesem Tag sein. Der Schweiß rinnt als tropfender Rinnsal über den Mützenschirm, im Trikot und Hose saugen sich voll. Aber der Rausch treibt mich voran. Wo San Marino beginnt, bemerke ich an der Häufung eines anderen Typs der Nummernschilder an den Autos und an den andersartigen Fahrbahnmarkierungen. Die Häuser ziehen sich ziemlich einfallslos den Hang hinauf, Baugrund ist in der ältesten Republik der Welt eben rar.

Dann vernehme ich plötzlich ein kaum zu ortendes Summen und Surren, das sich zu einem Dröhnen verstärkt. Bald sehe ich auch die Ursache des penetranten Lärmpegels. Ein großer, steiler, offener Hang ist dem Motocross vorbehalten. Dass San Marino seine Gäste mit solch einem öden, unappetitlichen Anblick und Lärmmüll Bewohner und Gäste empfängt und traktiert, möchte ich hier durchaus als harsche Kritik mit Ausrufezeichen anmerken. Das ist ja unterste Niveaustufe!

Bei der Autowalze, die hier nach oben rollt, bin ich natürlich sowas wie ein außerirdischer Fremdkörper.

Schon nicht mehr weit vor der ersten Gabelung der Straße zu den verschiedenen Bereiche von San Marino Stadt, ruft eine Frau mit fassungslosem Blick auf mich nach Gott im Himmel. Offenbar ist hier das nicht geheuer, dass ich mit Pedalkraft mich hoch schiebe. Bei der Autowalze, die hier nach oben rollt, bin ich natürlich sowas wie ein außerirdischer Fremdkörper. Wenig später erlaubt eine Gondel eine besondere Anfahrt nach San Marino.

Im oberen Bereich führt die Ausschilderung etwas in die Irre. San Marino ist hier Parkplatz – also als Radler immer weiter nach oben fahren. Am Stadttor schweift der Panoramablick hinüber nach San Leo. In der autofreien Altstadt herrscht internationaler Trubel, Schmalspurtouristen und Jetset gleichermaßen. Souvenirläden und Edelboutiquen kleben in den engen steilen Gassen aneinander. Dazwischen Fastfood-Bistros und charmante Restaurants, teilweise und Aussichtsterrassen. Das Rad kann ich hier schon wegen des dicht gedrängten Fußvolkes nur schieben.

Demokratisches Fürstentum mit Sinn für Kunst und charmanten Verweilecken

blau-weo-goldenes Souvenier-Modell einer venezianischen Maske
steile Gasse und Gartengasse in San Marino mit Leuten
Steile Shopping-Gassen, Gärten und…

Kleinstaaten sind wohlhabend und legen gerne ihre Überschüsse in Kunst und Museen an. Darunter befinden sich ein Foltermuseum, ein Wachsfigurenkabinett, ein Kuriositätenmuseum und ein Briefmarkenmuseum. Briefmarken aus San Marino sind weltweit begehrt und werden entsprechend als Souvenirs in allen erdenklichen Serien (Natur, Autos, Comics, Filmstars etc.) in den Souvenirläden angeboten. Um da die Spreu vom Weizen trennen zu können, bedarf es allerdings eines fachkundigen Sammlers. Zwischen dem vielen Kitsch kann man allerdings auch schöne Dinge finden. Manches davon scheint wie gesammelt aus den verschiedensten Regionen Italiens. Ist es authentisch, Glasbläsereien aus murano in San Marino zu kaufen? – Naja, ich bin beschränkt in meinen Kapazitäten und belasse es bei einem kleinen, blau-weiß-goldenen Modell einer venezianischen Karnevalsmaske. Ähnliches hätte ich allerdings auch an anderen Orten Italiens erhalten, sogar noch am Flughafen in Catania.

Ich schlendere weiter, entdecke immer wieder schöne neue Winkel, wieder eine Gasse, die in einen Garten übergeht. Überall begegnet mir die öffentlich präsentierte Kunst. In einer Einkaufsgalerie stehen geschwungene Marmorfiguren in Glaskästen geschützt, z. B. ein im braunen Marmor gehaltenes Modell einer Geige.

Etwas außerhalb der engen Gassen führt eine Rampe durch geschmackvoll angelegte Gärten, Blumen und Grünpflanzen stehen in einem ausgewogenen Verhältnis. Dazwischen sind unaufdringliche Plastiken platziert, durchaus aber mit erotischem Moment, z. B. die kopulierenden Insekten. Oberhalb dieses Gartens gelange ich wieder auf eine Gasse, die schließlich zur Piazza della Libertà mit dem Palazzo Púbblico und der Freiheitsstatue. Vom Platz aus ergibt sich wieder ein weiter Blick über Ebene und Hügel. Wer sich mehr Zeit nimmt, kann hier eine der stündlich stattfindenden Wachwechsel der Garde abpassen.

Skulptur Engelspaar, Gärten San Marino
… Kunst prägen das Bild des Fürstentums

Wie lange gibt es eigentlich schon die Republik? – Die ersten namentlich festgehaltenen Conules (Abgeordneten) sind im Jahr 1244 vermerkt, die Verfassung ist für 1599 belegt. Urkundlich gesichert ist die Gründung von San Marino im Jahre 885, wahrscheinlich gab es schon kurze Zeit später erste Volksabgeordnete. Nur von zwei kurzen Besetzungen durch päpstliche (!) Truppen blieb San Marino bis heute unabhängig und zog aus den Kämpfen zwischen Malatesta und Montefeltro einen Nutzen, indem es zusätzliches Land gewinnen konnte.

Wenig Gasthäuser im schweißtreibenden Hügelland

Für den Rest des Tages versuche ich wieder alles denkbar Mögliche. Irritierend ausgeschildert, finde ich zunächst keine Ortsnamen, die mit meiner Karte übereinstimmen – so hinunter in eine Talsohle. Weiter hinauf, nicht erwartet, auch nicht leicht, die meisten Steigungen hier haben wohl 7-8 %, Weiler mit wenigen Gehöften, keine Restaurants, keine Unterkunft. Hinunter rausche ich, sehe nur Hügel, soweit das Auge reicht. Mercatino Conca liegt wieder in einer Talsohle, ein richtiger Ort, doch auch hier keine Bleibe für die Nacht. Die Dämmerung setzt ein, nochmal stürme ich einen Hügel hinauf, ich muss beißen – er will nicht enden, ein richtiger Berg, 350 Hm werde ich später recherchieren. Es wird dunkel, immerhin nur wenige Autos. Die Blicke ins Land beruhigen, ferne Lichter, hier und da auf einem Hügel oder in einem Tal. Mitten im Nichts eine gut besuchte Osteria – sollte ich einfach zu Abend essen und auf freier Wildbahn campieren?


Wie ich gegen Süden hin nun noch häufiger feststelle, gibt es keine Speisekarte, sondern man bespricht, was man haben will und was davon im Hause ist. Vielleicht ist das auch so etwas wie nachhaltige Gastronomie inmitten einer Wegwerfgesellschaft, in der immer alles zu jeder Zeit zur Verfügung stehen soll.


Schon im Dunkeln, die Straßen sind in gutem Zustand, rolle ich hinunter. Nicht zur Talsohle, schon zuvor erreiche ich Auditore. Ist in der Karte als Kurort verzeichnet. Trotzdem kein Hinweis auf einen Hotel. Die Straße ist steil, ich will nirgendwo vorbeirauschen, frage eine alte Frau am Straßenrand – eigentlich habe ich dann das Schild schon selbst gelesen. Im Albergo „Il Torrione“ erhalte ich eine Bleibe (33 €). Das Zimmer ist zwar klein und mit Mängeln, aber die Gastgeber sind sehr symphatisch, das Ambiente mit der Gartenlaube draußen nett und romantisch. Einzelne Lichter leuchten auf den Hügeln, als würden sie frei am Himmel schweben. Der Tag neigt sich in dunkler Stille.

Wie ich gegen Süden hin nun noch häufiger feststelle, gibt es keine Speisekarte, sondern man bespricht, was man haben will und was davon im Hause ist. Vielleicht ist das auch so etwas wie nachhaltige Gastronomie inmitten einer Wegwerfgesellschaft, in der immer alles zu jeder Zeit zur Verfügung stehen soll. So speise ich Pasta und ein Steak mit Pommes, was eine recht häufige Kombination auf meiner Reise wurde. Ordentlich, aber ohne finesse Überraschungen.

(11) Auditore – Urbino (451 m) – Calmazzo (130 m) – Gola del Furlo – Cagli – Cantiano (360 m) – la Croce (~600 m) – Sassoferrato – Gola di Frasassi – Gola della Rossa – Castelplánio-Borgo Loreto (~150 m)

138 km | 1200 Hm

Im italienischen Fernsehen wird berichtet, wie die Bevölkerung über die aktuelle Hitzewelle stöhnt. Trotzdem werde die Werte von 33-35 °C zwischen Rom und Mailand in Deutschland mit über 35 °C teilweise noch übertroffen. Die klare Morgenluft weist auch für diesen Tag wieder auf heiße Stunden unter kräftiger Sonne hin. Noch führt der Berg weiter hinunter, dann glänzt und glitzert die landwirtschaftlich gut genutzte Talebene des Fiume Fóglia. Erste Radler und eine staunende Rennradgruppe begegnen mir bereits – es ist Sonntag, klassischer Radlertag in den romanischen Veloländern. Dann folgt in weiten Schleifen gezogene, weiche Auffahrt mit Blicken auf fruchtbare Felder und durch kleine, erfrischende, von Bachläufen durchzogene Haine am Hang. Und auch die Vögel sind fröhlich gestimmt, zelebrieren ihr eigenes Sonntagskonzert.

Stadttor Urbino mit Wachmann, sepiafarben
Eine dicke Stadtmauer zeugt von der einstigen Machtfülle Urbinos

Charmante Universitätsstadt im historischen Machtzentrum

Urbino liegt auf einer Bergkuppe, sodass man zunächst von Süden her die Wohngebiete am Stadtrand von unten her wahrnimmt. Schließlich stehe ich vor dem Stadttor, vor dem ein Polizist die wenigen Autos kontrolliert, die in die Altstadt hineinfahren dürfen. Klassisches Kopfsteinpflaster schüttelt mich beim Runterollen kräftig durch. Urbino wird von einigen mächtigen Bauten geprägt, darunter insbesondere dem Palazzo Ducale, dem einstigen Machtzentrum des bereits vormals erwähnten Federico II. da Montefeltro. Die Gebäude lassen sich gar nicht von meinem Kameraobjektiv einfangen.

Stadtbild Urbino
Urbino, Universitätstadt mit Flair

Der Sonntagmorgen ist wie in den meisten italienischen Städten noch sehr ruhig. Eine Mädchengruppe mit traditionellen Kleidern und gekränzten Haaren findet sich vor einer Kirche ein, die Cafés verströmen den Flair einer aufgeweckten Studentenstadt. Vor dem Palazzo stehen eine Reihe Oldtimer, deren Besitzer aber nicht zu sehen sind. Von der Südseite bekommt man wieder einen ganz anderen Blick auf die Stadt und den Palazzo. Mächtig hebt sich auch die Kuppel des Doms heraus, der fast eine bauliche Einheit mit dem Herrschaftspalast bildet.

Domkuppe, Urbino
Mächtige Domkuppel in Urbino

Die Stadt wäre für einen Abend besonders schön, jetzt am Morgen zieht es mich nach dem Genuss von Gepäckspezialitäten und einem Eis schnell weiter. Nochmal wechselt die Stadtperspektive von Westen her, hier schälen sich erst die beiden Rundtürme des Palazzo als Wahrzeichen der Stadt heraus. Eine kurze Strecke liegt noch in schattigem Flussbiotop, dann trennt sich eine gerade Nebenstraße von der nunmehr vierspurigen Schnellstraße ab, das Tal liegt nun offen unter der Sonne. Die Hitze saugt wieder erhebliche Energie aus meinem Körper.

Weil ich mich klein mache, um dem austrocknenden Wind wenig Widerstand zu bieten, achte ich zu wenig auf die Schilder. Ich versäume die korrekte Abfahrt in Calmazzo in Richtung Cagli. Bei einem weiteren Abzweig über eine Brücke sieht es so aus, als könne ich hinüber auf die Straße. Doch die Schnellstraße versperrt den Weg, selbst ein gefährliches Überqueren ist nicht möglich, weil es keine Möglichkeit gibt, mein Rad auf die Schnellstraße zu schieben. Ich muss einen unangenehmen Umweg über eine kleine Straße mit aufreibender Mikrotopographie nehmen.

grün lecuhtender angestauter Furlo-Fluss mit hohen Schluchtfelsen
In grünen Pasttelltönen schimmernde Schlucht: Gola del Furlo

Schluchten und Badegumpen

Endlich erreiche ich die Straße entlang des Fiume Candigliano, der hier ein schöne Schlucht zwischen hohen Kalkfelsen, die Gola del Furlo, ausgewaschen hat. Ich fahre fast eben, das Grün der Ufer und das Blau des Flusses leuchten in sanften Pastelltönen, changierende Smaragdfarben. Die Schnellstraße verläuft übrigens parallel dazu unsichtbar im Tunnel durch den Berg. Am Ende der kleinen Schlucht gibt es Imbisse, Picknickplätze und einen Badestrand, der aber von Ausflüglern am Sonntag überlaufen ist. Wegen der unsäglichen Hitze suche ich an verschiedenen Stellen nach etwas geschützteren Badeplätze, aber der Fluss wird hier zunehmend unromantisch, industrielle Anlagen verhindern den Zugang. So wirkt auch Acqualagna als eher öder Ort, umso erstaunlicher, dass hier alljährlich eine Trüffelmesse stattfindet. In den Wäldern um Urbino und Acqualagna findet sich sowohl weißer als auch schwarzer Trüffel.

Piazza in Cagli mit Brunnen und Rathaus? Kirche?
Cagli

Immer wieder muss ich frisches Wasser abfüllen, weil das Wasser nach kurzer Zeit nahezu ungenießbar aufgewärmt ist. Das Tal bleibt ziemlich eben und ist bis Cagli ziemlich langweilig. Cagli überzeugt mit hübschem Ortsbild, viele kleine Kirchen und ein Torreone aus der Zeit der Montefeltro geben dem Ort sein Gesicht. An der zentralen Piazza greife ich erneut zum einzigen Nahrungsmittel, auf das ich Appetit habe: Eis.

Die folgende Verlauf ist wieder von einer Schlucht bestimmt, wo dichte Waldhänge für ein erfrischendes Klimat bei aller Hitze sorgen. Ich suche einen eher schwer zugänglichen Badeplatz. Noch bevor die Nebenstraße in die SS 3 mündet, hat der Burano-Fluss Pool-artige Auswaschungen mit kleinen Kaskaden gebildet, die gerne als Badestellen genutzt werden – auch einfacher zugänglich sind. Um meiner Route zu folgen, muss ich unbedingt vor Cantiano darauf achten, die SS 3 wieder zu verlassen, denn von der Umgehung führt kein Abzweig nach Sassoferrato. Der Umweg über Schéggia mit einer weiteren Schlucht ist zwar nicht erheblich, wäre aber ungünstig für mein Zeitfenster.

Badegumpen mit springender Jugend, Fiume Burano
Natürlich geformte Badepools im Burano-Fluss

Auch Cantiano ist ein reizvolles Städtchen, das schon ganz unter dem Eindruck der Berge und der Ruhe verströmenden Natur liegt. Nahezu ohne Verkehr ist der nun folgende Anstieg über Fossato auf eine Art Passhöhe la Croce, die aber im Sinne der strengen Definition wohl kein Pass ist. Auch diese Steigung ist eher mäßig, aber ich versuche das Tempo hochzuhalten und muss entsprechend oben wieder die schweißgetränkten Kleider wechseln. An der dort befindlichen Wasserstelle habe ich mich ausgesprochen vieler Fliegen zu erwehren. Mit der Abfahrt beginnt eine sogar überwiegend schattige Abendfahrt. Zunächst stoße ich auf eine wunderbare, einsame Schlucht mit überhängenden Bäumen in den Felsen, die noch zum Naturpark Monte Cucco gehört. Die Strecke entlang des Sentino flacht zunehmend ab. Sassoferrato liegt auf einem Hügel jenseits der Fahrstrecke, ich bleibe weiter auf Endspurtkurs in dem zunehmend belebteren Tal.

Schluchtpassage, Gola di Frasassi
Revier für Greifvögel: Die Gola della Rossa

Mit dem Flussknick beim nächsten Regionalpark ändert sich das Landschaftsbild wieder. An den bewaldeten Hängen zu meiner Linken verteilen sich einzelne Villen, zuweilen etwas an einen Kurpark erinnernd. Beim nächsten Knick gelange ich in die Gola di Frasassi, wo sich mächtige Felswände fast senkrecht nach oben richten und dazwischen gleiten Greifvögel für ihr Abendmahl. Die hier befindliche berühmte Grotte ist jetzt längst geschlossen. Alsbald mündet der Setino in den Esino, der die nun folgende Gola della Rossa bildet. Von ihr ist aber nicht viel zu sehen, denn die nunmehr vierspurige, alternativlose Schnellstraße Richtung Adria verschwindet in vielen Tunnels, der dicht rauschende Verkehr erlaubt keine Stopps in den kurzen offenen Lücken dazwischen.

Agroturismo in Weinbergen

Mit dem Ende dieser Schlucht bietet das Tal nun genügend Platz, um weitere Verkehrstrassen und dichte Besiedlung zuzulassen. Die Nebenstraße führt durch die Orte hindurch, ist dementsprechend auch noch stark befahren. Noch begleiten beidseitig Hügel die Strecke.

Ich suche nach einem Nachtquartier, finde lange nichts entlang der Straße. Dann entdecke ich einen Hinweis auf den Camping Agriturismo „Santa Anna“. Am Abzweig an der Straße am Ortsende Borgo Loretos liegt auch ein Ristorante und ein Hotel. Zum Camping führt eine Straße, die so steil ist, dass selbst ein Gavia-Pass erblassen würde. Teile muss ich schieben, zum Glück ist der Weg nicht weit und doch bin ich in kurzer Zeit weit über dem Tal. Gegenüber liegt auf einem Hügel Castelplánio, Borgo Loreto ist der untenliegende Ortsteil davon.

Auf dem Balkon des Hauses mit Obst- und Gemüsegarten zwischen Weinbergen sitzt eine altes Ehepaar, ein Hund bellt, ein Campingwagen und ein Zelt auf einem abgetrennten Gartenteil ist alles, was auf einen Camping hinweist. Ein etwas muffeliger Mann öffnet, die Verständigung ist schwierig, offenbar bin ich als Durchreisender weniger gern gesehen, aber ich kann campieren (7 €), sogar die Sanitäranlagen sind okay. Zum Essen gehe ich zu Fuß, auch so die steile Rampe mühsam zu bewältigen. Im Ristorante ist alles wieder auf Fußball konzentriert, die Gerichte sind ähnlich wie am Vorabend.

(12) Borgo Loreto – Jesi – Falconara – Ancona – Sirolo

71 km | 425 Hm

Dem Verkehr geopfert – Sichtbarriere zum Meer

Ich kann mich glücklich schätzen, am Abend nicht noch weitergefahren zu sein, denn mit Castelplánio enden die letzten Hügel damit beginnt eine langweilige, durchindustrialisierte und laute Ebene mit schlechter Luft. Zwar ist Jesi, umgeben von desaströsem Verkehr, eine wichtige Kulturstadt mit gar ruhigen Teilen in der Altstadt – doch hätte ich hier große Probleme mit der Suche nach einer Unterkunft bekommen. Vom Kopfsteinpflaster genervt bin ich froh, bald die flotte Fahrt fortsetzen zu können. Als ich schließlich die Küste erreiche, ist der Anblick zunächst einmal ernüchternd. Die Straße mit zähfließendem Verkehr verläuft hinter der Eisenbahnlinie, womit der Blick auf die Strände und das Meer meist verwehrt ist.

Blick auf Hafen und Stadthügel Ancona
Bedeutender Fährhafen, von Stadthügeln umgeben: Ancona

Hafenstadt mit liberalem Künstlerflair

In Ancona dominiert erstmal das Verkehrsgewirr um die Hafenanlagen. Das alte Hafentor Port Pia ist ungünstig verbaut. Nur schwer kann ich einen fotogerechten Blick auf die mit Hügel erhobene Stadt erhaschen. Erst mit der Auffahrt zum Duomo San Ciriaco entspannt sich die Sicht, schweift weit über Meer, Hafen und Stadt. Auch jetzt ist es wieder extrem heiß, nur wenig Kühle kommt vom Meer.

Künstlertreppe in Ancona
Künstlerflair in Ancona

Ich holpere über Pflastergestein nach unten, in der Fußgängerzone sind die Straßenbeläge dann glatt. Die Stadt sprüht voller Leben. Eine moderne Einkaufsstadt, Studentenstadt, komische Gestalten, ein liberales Flair, auch Künstlercharme. An vielen Ecken stehen Malerinnen und Maler, lassen sich quirligen Leben inspirieren. Auf einer Treppe hat jemand seine Verkaufsgalerie nach außen verlegt. Ein Brunnen mit zahllosen gleichen Köpfen liefert „serienweise“ Wasser, das sogar vom Restaurant gegenüber abgefüllt wird. Auch ich lasse mich nieder in einem Straßencafé, schaue ein Weilchen dem Treiben zu.

reihenartige Gesichter mit spuckenden Mundrohren, Fontana delle Erbe, Ancona
Viele Münder füllen den Trog: Fontana elle Erbe
Skulptur einer im Wind stehende Meerjungfrau, Ancona

Bei der Ausfahrt zeigt sich mir eine martialische Meeresfrau, deren Sagengeschichte sie mir nicht mitteilen möchte. Eine breite Avenue führt zu einem Kreisel oberhalb des Meeres, dann folgt eine steile Rampe aus der Stadt raus. Der Blick wird frei – das Blau des Meeres erheitert mein Auge. Vereinzelte Villen wachen in Bestlage über dem weiten Wasser. Zuweilen verschwindet das Meer hinter den Wiesenkuppeln oder einem Hain, taucht aber dann wieder ebenso schön erneut auf. Nach dem Abzweig nach Portonovo fällt die Straße in eine Talmulde mit dem Ort Póggio, steigt dann mäßig, um sich schließlich meerabgewandt als prachtvolle Halbhöhenstraße mit beschaulicher Vegetation um den Monte Cónero herumzuschlängeln. Auf den Monte Cónero führt auch eine Stichstraße hinauf.

Felsblick mit Meerausschnitt durch grünes Pflanzenfenster, Riviera del Conero
Einer schönsten Abschnitte der italienischen Adria: Die Riviera del Cónero

Eine promenierende Schmuckperle mit Felsenbucht

Nach dem schattigen Grün taucht inmitten goldfarbenen Wiesenhügel Sirolo auf. Am späten Mittag bin ich nun am Etappenplanziel des Vortages. Immerhin verbleibt mir ein halber Ruhetag mit Strandbesuch, Wäschewaschen und gemütlicher Ortsbesichtigung. Ich steuere direkt den Camping Internazionale an, über eine steile Rampe abwärts noch im ersten Ortsteil zu erreichen. Der Platz ist mit 19 € ziemlich teuer, aber die Traumlage an der Riviera del Cónero ist inklusive. Eine Treppe führt zu der weißen Sandbucht des Spiaggia San Michele/Sassi Neri, mit mehreren Lidos. Am Ende der bewirtschafteten Zone muss man Felsenhindernisse übersteigen, um den Nacktbadebereich zu erreichen, der kaum genutzt wird.

Spiaggia San Michel in der Steilbucht von Sirolo
Weitläufige Felsenstrandbucht in Sirolo
pastellton-bunter, grobfelckiger Krug mit Permanentduft, aus Sirolo
Ewiger Duft im Minikrug

Am Abend schlendere ich durch das heimelige Städtchen. Sehr beliebt bei Touristen, kein Geheimtipp mehr, aber aufgrund der Größe immer noch von intimer Überschaubarkeit. Zahlreiche Werkstätten und Läden bieten Kunsthandwerk und Essensprodukte an. Die wirklich attraktiven Keramiken sind natürlich wieder nicht für radelnde Reisende geeignet, aber Leichtgewichte wie ein kleiner Fisch und ein Miniaturkrug mit permanent bleibendem Geruch regionaler Duftessenzen versetzt, haben in den Taschen noch Platz. (Der Duft ist übrigens auch noch nach 13 Jahren erhalten!) Viele Restaurants bieten gute und sogar gastronomische Gerichte an, einige können nur mit Reservierung besucht werden. Ich finde ein sehr gutes Gartenrestaurant mit halboffener Veranda. Natürlich Fischgerichte. Noch spät trifft sich die Jugend auf der lebhaften Piazza bei hippen Cocktails oder Eis. So klingt er aus, der Halbtag am Meer.

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