Anlegesteg mit regenrpmatischem Walensee, leicht stilisiert
Alpen,  Ostschweiz,  Schweiz,  Touren

ALP-2020-RA-1
Seeschönheiten, Wasserfallgiganten, Felsenbad, verschobene Berge und Almen über Vater Rhein: Im Glarner Alpenblick

Taminatal mit Tektonikarena Sardona

Historische Heilwasserkultur mit Nervenkitzel

Den Eingang zum eintrittspflichtigen Teil der Taminaschlucht am Alten Bad Pfäfers erreiche ich erst zur Schließzeit. Das ehemalige Badgebäude dient heute als Museum und verfügt auch über eine Tagesgaststätte. Früher wurden die Kurgäste sogar zwischen den Felsen zur heißen Quelle abgeseilt. Heute ist der Badebetrieb auf das Kurbad unten in der Stadt beschränkt, das mit dem Heilwasser der Taminaschlucht versorgt wird. Zahlreiche Wasserfälle benetzen malerisch den breiteren Schluchtteil mit dem guten Fahrweg zum Alten Bad. Wasser ist hier überall üppig vorhanden, schon zuvor an der Waldrandroute zwischen Sargans und Bad Ragaz.

Alpen-salamander

Alpensalamander

Da eine Durchfahrt über das Alte Bad Pfäfers zum oberen Taminatal nicht möglich ist, muss ich wieder zurück nach Bad Ragaz. Von dort ist die Auffahrt auf Straße nach Pfäfers steiler als die Piste direkt im Taminatal, weil der Ort weit über der Schlucht liegt. Das Dorf zeigt sich eher verschlafen und untouristisch mit seiner als psychiatrische Klinik genutzten Klosteranlage und einem Rehazentrum. Den nötigsten Hunger stillt das einzige, etwas biedere Bistro mit einer aufgewärmten Quiche, die hier „Käsewehe“ heißt.

Sa 18.7. Pfäfers – Windegg (978 m, Aussichts- & Infopunkt UN-Welterbe Sardona) – Mapraggsee (874 m) – Vättis – Kunkelspass (1357 m) – Tamins – Reichenau (590 m, Zusammenfluss Vorder-/Hinterrhein) – Exkurs Hinterrheinaue (Trail) – via Hauptstraße – Bonaduz – via Sculmserstrasse – Sigl Ault – via Almpiste – Abzweig Scardanal – Alp Il Bot (Alp Sut, Bonaduz, 1506 m)

48 km | 1600 Hm

Über die familiären Verwerfungen einer Hauptüberschiebung

Auf der weiteren Strecke erreicht die Straße wieder die Talsohle der Tamina jenseits der Schlucht. Noch vor dem Stausee macht ein Fernrohr auf einer Aussichtsterrasse neugierig. Was gibts da zu sehen? – Berge, aber verhüllt. Wenn der Blick frei wäre, würde man die sogenannte Glarner Hauptüberschiebung erkennen. Das Gebiet Sardona steht für ein offenes Bergmuseum von frei sichtbaren Erdschichten, die Auffaltung der Alpen bei gleichzeitiger Erosion eindrucksvoll dokumentiert. Ein Blick in Millionen von Jahren der Erdgeschichte. Hier schob sich das alte, leicht rötliche Gestein über die schiefrige Jungsteinsteinschicht. Etwa 200 Millionen Jahre trennen die Jugend von dem Alter kreideweiß, doch beteiligten sich noch weitere Altersgruppen an der chronologisch falsch gestapelten Zeitenfamilie aus Stein. Meist aber beschirmt das alte Gestein den Felsnachwuchs, was die Felsgreise mit starker Erosion teuer bezahlen müssen. Deren Schichten sind nur noch dünn, die Gipfel der Weisheit sozusagen, dem Tode geweiht. Die Analogien zur Menschheit sind erstaunlich leibhaftig. In seiner Ausprägung einzigartig, bekam die Tektonikarena Sardona den Status als UN-Welterbe. Zum Glück kann man gute Teile dieser Gipfelflanken auch noch von anderen Orten aus bestaunen, sodann auch später am Kunkelspass oder gar von dem Almkamm über der Rheinverzweigung (am nächsten Tag).

Die Bergarena wächst prächtig an sich flach ausbreitenden Bergwiesen. Im charmanten Bergdorf Vättis findet ein Besucher alles, was es braucht, von Hotel, Gaststätte, Dorfladen, Museum bis zur etwas fremdartig wirkenden Zapfsäule an der Ortsbrücke. Es ist ein bescheidener Charme, weit weg von Zwangswelten. Es ist das Gefühl von Bergfreiheit, obwohl die Gipfel doch steil aufragen. Wohl kommen hier mehr Wanderer und Radler vorbei als Autos.

Wegen der doch recht zeitraubenden Misslichkeiten streiche ich den geplanten Exkurs zum Gigerwaldsee und der Alp Sardona mit der oberen Tamina. Gewiss kann ich meine Kräfte gut für den Kunkelspass gebrauchen, der doch ordentliche Steigungen den Waden aufdrängt. Landschaftlich ist die Strecke dramaturgisch wie von gekonnter Regiehand gestaffelt. Im Rücken wachsen die Tektonikmodelle der Urzeit immer erhabener empor und bilden einen raumgreifenden Gebirgskessel, dessen weiteste Horizontlinie man am Kunkelspass selbst überblickt. Am Passhospiz herrscht fröhlicher Trubel. Werden hier die Heldentaten der vielen Radler bejubelt oder sorgt der angeblich beste Heidelbeerkuchen der Welt hier für stimmungsvolle Beiz?

Noch immer erwarte ich Schotter, der am Pass auftauchen sollen. Bisher alles Asphalt. Erst als die Straße vom Bergwiesenplateau in den Wald eintaucht, beginnt der Schotterteil. Gute Piste, aber extrem steil. Was der Auffahrer an Schweiß ausschwitzt, verliert der Abfahrer an Bremsgummi. Der Wald weicht großen Geröllhängen, wild und kantig. Eindrucksvoll setzen figürliche Steinzapfen Akzente in der Kulisse. Zur anderen Seite öffnen sich kurze Ausblicke auf den Alpenrhein. Dann taucht die steile Rampe wieder in Wald ab, der zugleich dicht und licht Schattenspiele liefert. Engste Kurvenradien verzeihen hier keine Fehlsteuerung.

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