ALP-2021-TdS-14
Das Unterwallis im Schatten des Mont-Blanc
Klein, aber fein: Das Pässeknäuel im Rhoneknick
(Di, 20.7.) Sembrancher – Vens – Col des Planches (1408 m/1411 m) – Col du Tronc (1606 m/1608 m, teils via gute Piste) – Col des Planches – Chemin-Dessus – Martigny-Croix – Le Brocard – Les Valettes (Bovernier) – Restaurant Les Gorges du Durnand (Eingang Gorges du Durnand) – Bémont – Ausgang Gorges du Durnand – Le Lombard – Le Crêtet
39 km | 1495 Hm
Aussichtsreiche Eröffnung eines Pässepuzzles
Die eigentliche Kunst in der Pässeecke um Sembrancher besteht darin, eine möglichst geschickte Abfolge der Pässe zu befahren, ohne die Strecken zu doppeln und dabei noch die schönsten Auffahrtsseiten zu erwischen. Die Gleichung ist nicht wirklich lösbar, zumal zwischen dem Col des Planches und dem Col du Lein der Col du Tronc von drei Seiten über sehr gut fahrbare, rennradtaugliche Pisten ansteuerbar ist. Ich löse die schräge Geometrie mit einer Stichtour zum Col du Tronc vom Col des Planches aus, wobei ein gutes Stück dieser Strecke auch noch asphaltiert ist. Wer die längste und verwunschene Pistenauffahrt sucht, muss den Col du Tronc von Levron an der Col-du-Lein-Route aus ansteuern. Die Verbindung zwischen Col du Tronc und Col du Lein ist hingegen vergleichsweise kurz und dürfte den geringsten landschaftlichen Mehrwert abwerfen.
Unmittelbar im Ortsrand von Sembrancher beginnt der Anstieg zum Col des Planches, der durch sein Panorama auf die Vorberge des Mont-Blanc eine gehobene Schönheitswertung einfahren kann. Zur Passhöhe wartet ein größeres Picknickareal mit viel Aussicht. Für den Abstecher zum Col du Tronc nutzt man die schattige Auffahrt durch zunehmend lichter werdenden Lärchenwald. Die Fernsicht kehrt erst am Col du Tronc wieder, auf schon besagter Verbindung nach Levron dürfte es davon mehr geben.
Die wilden Wasser der Gorges du Durnand
Nach Martigny hinunter hat man zeitweise weniger Aussicht als erwartet, dennoch ist die Route berauschend zu fahren und in Gegenrichtung wohl anspruchsvoller als die Südseite. Martigny zeigt sich selbst mit der hochthronenden Burg in der Vogelperspektive, dazu das weite Rhonetal in Richtung Genfer See. Die verkehrsstarke Sankt-Bernhard-Route kann man unten nicht ganz umfahren, die Strecke bis zur ableitenden Anfahrt zum Champex-Pass in Bouvernier ist allerdings nur kurz.
In der noch kräftigen Nachmittagshitze wirken die prominenten Steigungen besonders schweißtreibend. Die Serpentinen ziehen sich durch nur dünn besiedelte Bergwiesen im Wechsel mit Waldstücken. Der Zutritt zur Gorges du Durnand besteht kostenpflichtig bei einem gleich anliegenden Restaurant, das fast in die Schlucht selbst hineinreicht. Ich habe allerdings Pech, da die Schlucht gerade geschlossen wird. Auch hoffe ich auf Einblicke von der Straße weiter oben, die sich aber nicht erfüllen. Der obere Zugang zur Schlucht ist eigentlich nur als Ausgang vorgesehen. Trotz der Sperrung kann ich das Drehkreuz überwinden und versuche die Schlucht von oben abzulaufen. Das Herunterlaufen über die kühnen Leitern und klitschigen Treppen ist recht heikel und ein aufsteigendes Begehen macht schon Sinn. Wären noch Leute unterwegs, ist der Einbahnverkehr unerlässlich, denn viele Passagen sind nicht von zwei entgegenkommenden Personen passierbar. So als ungesehener Einzelgänger kann ich das Naturschauspiel aber doch noch bewundern.