Dinsosaurierskulptur am Lac d'Emosson mit Mont Blanc im Hintergrund
Alpen,  Schweiz,  Touren,  Wallis

ALP-2021-TdS-14
Das Unterwallis im Schatten des Mont-Blanc

(Mi, 21.7.) Le Crêtet – Le Gondran – Col de Champex (1497 m) – Champex-Lac – Som-la-Proz – Issert – Praz-de-Fort – La Fouly/VS – Ferret – Les Ars Dessous (1785 m, Asphaltende Val Ferret) – La Fouly – Som-la-Proz – Orsières – Sembrancher – Vollèges Levron – Col du Lein (1658 m/1686 m)

67 km | 2110 Hm

Vom kitschigen Bergsee zur Gletschergalerie des Val Ferret

Für den kompletten Passaufstieg reicht mir die Zeit am Vortag nicht mehr. Die Route wendet sich beim Weiler Le Crêtet allmählich von jedem Fernblick ins Rhonetal ab und wirkt ein Stück geheimnisvoller mit schmalen Hochweiden zwischen dunklen Nadelwaldhängen. Ein schmales Sichtfenster öffnet den verheißungsvollen Blick ins Val d’Arpette mit einer charakteristischen Gipfelkette. Die Passhöhe des Col de Champex ist kaum als solche zu erkennen, denn mit ihr beginnt gleich die Ortschaft Champex-Lac, die ein kleines Hochplateau in Längsachse ausfüllt. Das umfangreiche touristische Angebot umlagert den See am unteren Ortsausgang schon ein bisschen kitschig mit seinen bunten Bötchen und kultivierten Ufern. Irisierend hebt sich die Bergkulisse um den Großen Sankt Bernhard in der Ferne. Die wunderbare Stimmung verführt mich zu verdient empfundenen Cappuccino und Walliser Aprikosenkuchen in einem Caféhaus mit einladendem Guesthouse.

Irritiert stoße ich auf ein Schaufenster eines Velomuseums, was aber nur Hotelstaffage ist und ein Hinweis auf das Museum in Chippis bei Sierre, also weit abseits am Tor zum Mittelwallis und insofern zuvor auf der Tour verpasst. Champex-Lac fällt über eine Abbruchkante ins Val d’Entremont bei Orsières ab, mit weitem Panorama, blendend grell spiegelt die Sonne von frisch gekämmten Bergwiesen. Um ins Val Ferret zu gelangen, kann man Orsières links liegen lassen und gleich in das Nebental einfahren. Der Grand Col Ferret stellt eine Verbindung ins italienische Aostatal dar, wurde jedoch nie als Straßenübergang ausgebaut. So erfreuen sich Mountainbiker an dem Übergang, den ich nach meinen Recherchen aber nicht als reiseradkompatibel einstufen kann.

Für das Erlebnis der Gletscherwelt im Val Ferret ist dies eher unerheblich, denn die furiose Horizontkulisse eröffnet sich bereits entlang der Auffahrt und insbesondere im Finalbereich der Asphaltstraße. Eine erste Offenbarung von Gipfelwelt liefert schon Praz-de-Fort mit einem verträumten Talschluss aus alpiner Bergkulisse vor einem romantisch entschlummerten Bergdorf.

Eine Zwischenpassage dürstet offen und zäh über die Bergwiesen, die gerade gemäht werden und die Heugräser mühsam händisch von den Bergbauernfamilien zusammengekehrt werden. Eine Parade von Gletschern entfaltet sich dann in La Fouly mit ein paar edlen Hotelhäusern, die sich aber alle treu und ergeben ins Landschaftsbild einfügen. Allein sind es die Mengen an Autos auf den Parkplätzen, die irritieren. In La Fouly längt sich die Straße weiter durch Bergwiesen zum Bergweiler Ferret mit einer hübschen Kapelle und defiliert nochmals an Gletscherkulissen vorbei. Das Ende Straße ist dann bei einer Almwirtschaft mit der Verzweigung zweier gut fahrbarer Pisten erreicht, von denen eine durch eine Talmulde zur Gegenseite in Richtung Ferretpass aufsteigt, die andere zu einer weiteren Alm.

Berauschende Rückkehr ins Wein- und Aprikosenland

Da mich die fortgeschrittene Zeit von weiteren Pistenexperimenten abhält, fliege ich zurück ins Val d’Entremont zurück nach Sembrancher. Vergleiche ich die Südanfahrt des Col du Lein mit dem des Col des Planches, dann muss der Col du Lein sich landschaftlich hinten anstellen. In der unteren Passage herrscht noch Aussicht, in der Ferne auf den Hang von Verbier. Dann aber schwindet um Levron der Ausblick zunehmend und die Route ödet etwas dahin bis auf ein paar Felszipfel, die skulpturenhaft versteckt in der Ferne hervorlugen. Umso mehr erfreut die Passhöhe des Col du Lein mit einem verwunschenen Bergsee und einem großräumigen Picknickgelände. Übernachter in Mobilheimen oder auch mit Zelt gibt es hier mehrere. Auf der anliegenden Alm herrscht noch geselliges Beisammensein, aber die Küche hat schon geschlossen. Ich bekomme aber noch Alpkäse für mein Proviantessen und ein Bier, die Wirtin spendiert mir dazu einen Espresso. Vielen Dank für die Gastfreundschaft!

(Do, 22.7.) Col du Lein (kleiner Teil sehr gute Piste bei Passhöhe) – Sapinhaut – Saxon – Charrat – Martigny – Pont de Gueroz – Salvan – La Médettaz – Le Trétien – via Route de la Cha (oberer Teil des ehemaligen Postkutschenwegs, sehr schottrige, steile Piste, teils nicht fahrbar, oben besser) – Finhaut – La Léchère – Route d’Emosson/Balayer

51 km | 1360 Hm

Ganz im Gegensatz zur Südseite, setzt die Nordseite des Col du Lein einen brillanten Kontrast. Nicht nur die Aussicht ins Rhonetal sticht dabei den Col des Planches aus, sondern auch die Wechsel von engsten Kurvenradien an und durch Felsen, die Bergblumen oben, unten die Aprikosenplantagen und im Übergang zu den nochmals darunterliegenden Weinhängen. Im Idealfall sollte man also den Pass umgekehrt zu meiner eingeschlagenen Richtung fahren. Zur Passhöhe sei ergänzend wie nebensächlich erwähnt, dass ein kleiner Teil plattgewalzte Naturstraße existiert, die aber Asphaltqualität besitzt.

Von Saxon, das Dorfzentrum mit Kirche noch im Weinhang gelegen, schleicht sich ein Wirtschaftsweg an den Rebenhängen und Obstplantagen vorbei bis Martigny. So kann man noch wenig oberhalb der platten, schnurgeraden Straßen fahren, die hier das Rhonetal durchziehen und an die sich die Gewerbegebiete klemmen. In Martigny, zu Deutsch auch noch oft Martinach genannt, herrscht zur Mittagszeit reges Treiben in der zentralen Shopping- und Gastromeile. Da sich viele Radler hier einfinden, um eine der zahlreichen Pässe der Umgebung anzugehen, denke ich mir, da gibts sicherlich viele und größere Radläden. Der einzige Laden mit Rennrädern hat jeden Wochentag gerade mal zwei Stunden geöffnet, ein weiterer Radladen erweist sich als nicht besonders hilfreich für mein kleines Kettenproblem.

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