Dinsosaurierskulptur am Lac d'Emosson mit Mont Blanc im Hintergrund
Alpen,  Schweiz,  Touren,  Wallis

ALP-2021-TdS-14
Das Unterwallis im Schatten des Mont-Blanc

Dinos und Postkutschenwege vor der Mont-Blanc-Kulisse

Während die Passrouten nach Chamonix und ins Aostatal mit den Großen Sankt Bernhard von der im Weinberg thronenden Burg La Bâtiaz aus dem 13. Jahrhundert gut überwacht werden konnten, liegt der Anstieg nach Salvan bereits außerhalb dem Sichtfeld der Burg um den Rhoneknick herum. Unter der offenen Sonneneinstrahlung auf den Berg fordert mir der Aufstieg alle Schweißtränen ab. Der Verkehr ist doch erstaunlich viel für eine Sackgasse im Berg. Mit der Bogenbrücke über die Gorges du Trient erreiche ich ein erstes Highlight der Strecke. Für lange galt die Pont de Gueuroz als höchste Brücke Europas, wurde aber mittlerweile in den 1990er Jahren durch eine neue Sprengwerkbrücke für den Verkehr direkt daneben ersetzt. Hier fehlt aber ein Sichtbalkon für die Brücke ebenso wie die Schlucht unten kaum einsehbar ist.

Die Fondation Marconi richtete in Salvan ein Radiomuseum ein, das sich der Lebensleistung von Guglielmo Marconi ebenso widmet wie der Geschichte um die Titanic und dem Radio allgemein. Neben dem Museum kann auch ein eigener Lehrpfad zu Marconi’s Versuchsstationen begangen werden.

Guglielmo Marconi

Der italienische Physiker und Elektroingenieur Guglielmo Marconi (1874-1937) war ein Pionier der drahtlosen Telekommunikation und gilt als einer der ersten Funkamateure. Erste drahtlose Übertragungsexperimente machte er 1895 bei einem Aufenthalt in Salvan. Seine Pionierleistungen bildeten die Grundlage für die drahtlose Nachrichtenübermittlung. Seine Erfindungen wie die der Marconi-Antenne und den aufeinander abgestimmten Sendeanlagen leiteten ein neues Zeitalter für die globale Kommunikation ein. Marconi’s Funktechnologie ermöglichte auch neue Wege zur Lebensrettung wie die SOS-Signale, mit deren Hilfe immerhin noch 700 Passagiere der gesunkenen Titanic 1912 gerettet werden konnten. Er war Mitglied zahlreicher Akademien, engagierte sich als Unternehmer in der Telegrafie und wurde neben vielen anderen Ehrungen 1909 mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet. In seinem Heimatland Italien beteiligte er sich auch am politischen Leben.

Auf den Spuren der Mont-Blanc-Bahn

Die Steigung der Strecke bleibt etwa gleich, auch wenn sich die Strecke vom Panoramablick auf die Rhone verabschiedet. In Salvan wird dann ein erstes Zwischenplateau erreicht mit einem doch recht beliebten Ferienort. Eindrücklich für den Radler ist oberhalb des Dorfkerns eine Straßenschleife, die bei idealer Perspektive auch noch die Mont-Blanc-Bahn einbezieht, die ihrerseits sich verwegen durch das Trienttal hinaufschraubt. Die Bahn bleibt noch bis Finhaut gelegentlicher Begleiter der Strecke, versteckt sich aber oft im Berg. Bis zum Straßenende in Le Trétien passiert man noch einen kleinen Campingplatz und ein Natursteinbad in Fels eingelassen, dessen Gäste mit dem angeschlossenen Zoo einen Gutteil des Autoverkehrs ausmacht.

Weniger besucht, aber ein Durchgang wert ist die Gorges du Triège, nicht mit der Trient-Schlucht in unmittelbarer Nähe zu verwechseln. Über enge Treppenstiege folgt man schmal speienden Wasserfällen und ausgewaschenen Kaskadentöpfen. Von der Straße reicht der Steig bis zum weiter oben liegenden Bahnhof von Le Trétien.

Das Dorf Le Trétien hält die letzte Bastion vor dem Pistenanstieg über die alte Postkutschenrouten (Route de la Cha), dessen ersten Teil ich noch am nächsten Tag befahren möchte. Die Piste hier ist für losen Schotter so steil, ich ein paar Kehren schieben muss. Im oberen Teil ist die Piste wieder gezähmt und endet mit wunderbarer Aussichtsbank bald auf die Emosson-Straße am oberen Ortsausgang von Finhaut.

Dinosaurische Gipfelschau „Top of Europe“

Was bisher noch verborgen blieb, wird nun ständiger Begleiter der Panoramaschau auf der Emosson-Straße: Der Blick auf den Mont-Blanc und sein benachbarten Schneekuppen. Für den Lac d’Emosson reichen meine Kräfte nicht mehr, die Dämmerung bricht früher ein. Ich sehe mich zunächst unschön gestrandet mitten auf einer Bergstraße. Eine Spitzkehre eröffnet mir aber einen guten Standplatz für mein Zelt. Dazu leuchtet ein heller Mond über dem Trientgletscher, der sich gleich gegenüber befindet. Die Gipfelkuppe des Mont-Blanc leuchtet indes kaum weniger intensiv von Westen herüber. Das Konservenpicknick in der Straßenkurve wird zum Festessen einer unvergesslichen Blauen Stunde.

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