Alpen,  Schweiz,  Touren

ALP-2019-1 Teil 2

Panoramatour zwischen Säntis, Glarner Alpen und Tösstalbergland (Fortsetzung)

Panorama Walensee mit Bergkulisse
Große Leinwand fürs Urlaubskino: Der Walensee im Morgenlicht

(3) Amden – Weesen – Schämis – Kaltbrunn – Gommiswald – Ernetschwil – Rüeterswil – Oberricken (906 m) – Ricken (790 m) – Wattwil – Obere Twerenalp (1230 m) – Wattwil – Lichtensteig – Krinau – Kengelbach – Libingen – Dietenwil – Mosnang – Dreien – Chogelhuet (777 m) – Müselbach – Kirchberg

97 km | 2070 Hm

Abendessen (Kirchberg, R/H Toggenburger Hof): weißer/grüner Spargel m. Sauce Béarnaise, Spätzlepfanne m. Speck, Pilzen, Sahnesauce, Bier, Espresso 41,50 SFR/37,50 €

Panorma Walensee nach Westen mit Straße und Bergkulisse

Aus der Vogelperspektive in die Froschperspektive und vice versa

Walensee am Ufer mit Bergkulisse im Sonne im Gegenlicht

Auch diese Nacht schlief ich auf einem Parkplatz am rauschenden Wasser, wenn auch noch etwas verwegener. Glück dem Tüchtigen – das Panorama über den Walensee zeigt sich prächtig bei klarem Sonnenschein. Nur die Schatten weichen langsam, so steil ist das Seetal eingefasst. Das Empfangsbad im See braucht Mut, da die Sonne noch kaum wärmen mag. In Weesen lagern Siedlungsvillen und Gärten an See und Hang, tauchen den Ort in ein entschleunigtes Kleinod mit Weinberg und Türmchen gestaffelt.

An der Ziegelbrücke entwickelt sich bald ein famoses Schneeberg-Panorama der Glarner Alpen, die noch zwei Gletscher halten. Der Ort Ziegelbrücke bildet die Schnittstelle der Eisenbahnwege, die sich vom Linthkanal aus auf beide Ufer des Zürichsees splitten. Breit entfaltet sich eine kaum zugängliche sumpfige Ebene, während allmählich die Straße im tiefen Grün der Weidehänge ansteigt. Unter die agrarische Landidylle mischen sich auch immer wieder Gewerbegebiete, die die modernen Bedürfnisse doch als recht profan enttarnen. Wozu braucht man hier Gartencenter im Garten Eden?

Panorama schneebedeckte Glarner Alpen mit Eisenbahnbrücke und Doppelstockzug
Die Glarner Alpen erstrahlen im Bildfenster am Linthkanal mit Gletscherbergen
Pralinen mit rotzwiebeliger Kirche Gommiswald im Hintergrund
Süße Verführung aus Gommiswald

Lieblich treibt die Kulisse von Gommiswald ins Auge, dessen Blickfang eine rotzwiebelige Kirche ist. Eine Bäckerei mit Café bietet feine Regionalspezialitäten an, denen ich nicht ganz widerstehen kann. Große Torten sind nicht passend für die kleine Schweiz, mehr kleine Törtchen und Apéro-Canapés, deren salzige Auflage gerne dekorativ in Geliermasse eingebunden wird. Nichts ist aber kultiger als das Hörnli zum Schümlikaffee, zu dem auch die örtlichen Polizisten fürs Znüni greifen.

Nunmehr bewegt sich die Straße in Halbhöhenlage, von der sich immer wieder Fernblicke auf den Zürichsee ergeben, während oberhalb das mächtige Kloster Berg Sion thront. Schon weiter nach oben getrieben, muss man bei der kreuzenden Rickenstraße genau schauen, um den einsamen Fahrweg nach Rueterswil zu orten. Was anfangs noch Straße ist, wird weiter oben zu einer Doppelspur von Steinplatten und Beton, die sich durch die Almwiesen zieht. In ein paar Passagen verliert sich gar die feste Fahrbahndecke zu einer Schotterpiste. Nicht ohne einen erleichterten Seufzer erreiche ich das Almdorf an der Oberrickenstraße. Fortan herrliche Blumenweiden – ein Hochgenuss! Entdeckt haben das auch schon andere – Reisepedaleure, Rennradler oder Vater mit ehrgeizigem Tochterkind.

Unheiliges Chrüzegg – eine Tortur in die Sackgasse

Über eine Abkürzung zur Chrüzeggstraße war ich unzureichend informiert. So nehme ich den Weg über Ricken und Wattwil, wobei man einige Höhenmeter verliert, aber schön auf einer Radroute weit östlich abgetrennt von der Hauptstraße abfahren kann. Im geschäftlich wuseligen Wattwil bin ich indes etwas desorientiert, um den rechten Abzweig nach Chrüzegg zu finden. So schlecht das ausgeschildert ist, so unpräzise bleiben die Auskünfte von Einheimischen, die alles andere als Schweizer Gelassenheit verströmen. Man muss die Ausschilderung „Spital“ einschlagen, so steil aufwärts, dass ich zunächst nur eine Sackgasse zu Wohngebieten vermutete.

Die Iberger Burg ist kaum zu sehen ohne einen zusätzlichen steilen Aufweg. Indessen schmiegt sich die Straße an grüne Bergwiesen, gleitet an Hainen, kleinen Höfen und Almhütten vorbei. Bei Hinter Rumpf, einer Wegverzweigung nebst Hüttenhaus, endet der Asphalt und die freie Sicht. Eingetaucht in Wald, wächst der Steigungsgradient wieder deutlich. Manche Kurve ist nun kaum noch auszusteuern. Es wäre hier klüger gewesen, den Rückzug anzutreten, aber ich hoffte auf besseren Weg. Den verspricht tatsächlich eine Doppelbetonspur, die aus dem Wald herausführt. Doch ist eine Spur zu schmal und steil, um die Linie mit Gepäckgewicht halten zu können. Schiebetortur statt Genussbergtour. Die Hoffnung am aussichtsreichen Tweralppass, eine flachere Höhenroute nach Chrüzegg vorzufinden, erfüllt sich gleichwohl nicht. Hier wieder Piste, bleibt diese zu steil, als dass ich die Kräfte dafür aufwänden möchte. Ohnehin ist nicht klar, ob der Anschluss weiter fort nach Krinau überhaupt fahrbar sein wird. Kapitulation, Umkehr!

Altstadtkulisse Lichtensteig an der Thur
Lichentsteig – Lichtblickkulisse im Toggenburg an der Thur

Jedes Dorf ein Ende der Welten

Die Alternative war, den Kurs nach Krinau von Lichtensteig aus einzuschlagen. Das hübsche Toggenburgstädtchen stellt sich auf einem Felssockel zur Schau wie von Hand modelliert. Meine lädierten Füße wollen dem aber nichts abgewinnen – mehr schon einem kühlen Brunnenstrahl. Das Tal nun eher leicht zu fahren, wohlgeformt die Wiesenhügel, Abendgesänge von Grün – so darf ich schwelgen. Fast schon wie eine Theaterkulisse grüßt das verwunschen versteckte Krinau in einer Talkurve mit dunklen Holzhäusern. Das Dorf bildete einmal die kleinste Gemeinde im Kanton St. Gallen, hat sich nunmehr aber Wattwil angegliedert. Die Dorfwirtschaft hält sich nur mühsam, zu selten schauen Gäste vorbei.

Kaum weniger geschenkte Ruheinsel widerspiegelt Libingen, dass man in einem weiteren, breiter entfaltetem Paralleltal findet. Obwohl auch schon nahe am Weltenende gelegen, ist der Ort ein wenig belebter. Mancher pilgert zur Lourdesgrotte, die bei einer Kapelle heilige Segnungen verspricht. Sie liegt jedoch taleinwärts, von der Wendekehre der Straße deutlich entfernt, sodass ich mir diesen Umweg erspare, wohl wissend, dass auch eine Madonna den Fall des Abends nicht aufhalten wird.

Weites Panorama mit Gipfelkette Säntis, Churfirsten und Glaern Alpen von Kirchberg aus
Kirchberg – mit Ausblick…
Brunnen-Nahaufnahme Kirchberg
… und Dorfidylle

Aus dem Schatten heraus, das Dorfpanorama schon im Rücken, eröffnen sich nunmehr weite Horizonte auf weiße Gipfelketten. Es ist die Bilanz des Vortages, aufsummiert an der Fernsichtwand – Säntismassiv, Churfirsten und Glarner Alpen. Kirchberg erreiche ich nach weiteren Hügeln, die Schwünge dabei zunehmend abgeflacht. Zur Einfahrt befinden sich propere Sportanlagen und ein paar Gewerbebetriebe. Besserverdienende leisten sich schlossartige Villen mit den eindrücklichen Alpenkettenblicken. Hingegen treibt sich die Mofa-Jugend des Ortes etwas orientierungslos beim eher steril wirkenden Hotel/Restaurant Toggenburger Hof herum, als gäbe es im Ort sonst keinerlei Treffpunkte für Heranwachsende.

(4) Kirchberg – Ötwil – Steig (834 m) – Gähwil – Mühlrüti – Hulftegg (995 m) – Steg/Tösstal – Wolfsgrueb (972 m) – Wald – Orn (Bachtel) (925 m) – Wernetshausen – Girenbad – Schaufelberger Egg/Bachtelsattel (990 m) – Gibswil – Ghöch/Ferenwaltsberg (976 m) – Hinterburg – Bauma – Schindlet (875 m) – Höchstock (884 m) – Sternenberg

66 km | 1925 Hm

Abendessen (Sternenberg, R Sternen): Steak m. Käse/Schinken überbacken, Gemüse, Pommes, Bier, ca. 34 SFR/31 €

Rote und grüne Kuh als Symbol-Bilder vor Molkerei
Kühe sind bunt

Witzig, witzig – die Gute-Laune-Luft vom Hulftegg

Das Hügelland trägt fort, mit Wiesen und Weiden, mit Hofgütern und Molkereien, ein paar Walnusshaine dazwischen und kleinste Dörfer in den Talmulden – jedes für sich eine Kulisse von entschleunigten Zivilisationsoasen, deren Verbindung zur modernen Konsum- und Arbeitswelt irgendwie geheimnisvoll bleibt, würden da nicht mal ein paar Autos verkehren.

Es scheint dann doch erstaunlich, wie gut frequentiert der Hulfteggpass ist. Nicht, dass hier ein Rummelplatz wäre und am frühen Morgen schon gar nicht. Doch mag man der Parkplatzgröße des Gasthofs den Eindruck abgewinnen, dass hier gerne pausiert wird, egal ob Manager, Motorbiker oder Wanderer. Der Gastwirt hat sich was einfallen lassen, um das Geschäft anzuregen: Buffets und Events für Partys, Gruppen und Firmen, darunter auch Dinnerkrimi wahlweise in Mundart oder Hochdeutsch, ein sonntägliches Frühstücksbuffet für gutverdienende Städter und – ein Witzweg! 45 Lachstationen verbreiten auf einem Wanderweg gute Laune. Nur bei 30 Euro fürs Frühstücksbüffet vergeht das Lachen wieder. Die angelockten städtischen Besucher wird es weniger stören.

Töss, Töss – das lächelnde Dschungelbuch

Das Lächeln bringt das oberer Tösstal von Natur aus mit. Mag der gepflegte, auch als Radpiste nutzbare Wanderweg planiert anmuten, ergießen sich indes sprießend zerstäubende Kaskaden zu allen Seiten, legt sich Totholz freimütig über das Bachbett, brechen zu den Seiten glitzernd gewässerte Mergelwulste ab, die man wie breite Lippen küssen möchte. Die alpine Wildnis überrascht mich hier, so nah ist doch noch die Verkehrsachse zwischen Winterthur und Rapperswil. Sogar Luchse soll es geben.

Kiespiste oberes Tösstal

Durch eine besondere geologische Struktur kann das obere und mittlere Tösstal zeitweilig austrocknen. Bis ins 19. Jahrhundert nutzten Fuhrleute daher das Flussbett als Fahrweg. Bleibend ist solche Trockenheit aber nie, die Wiederkehr des Wassers ist sicher und ein Grundwasserstrom bleibt stets erhalten, der auch die Stadt Winterthur mit Wasser versorgt.

Zur Tössscheidi muss man sich für einen Arm der Töss entscheiden. Ob es einen radelbaren Weg auch der Hintertöss entlang mit Anschluss zur Wolfsgrueb gibt, muss ich hier offenhalten. Der Weg führt indes auch dort noch eine Weile weiter, auch eine Hütte dort zu finden. Zur Vordertöss steigt nun der Weg mehr an, bleibt aber noch moderat. Erst spät verabschiedet sich der Pistenweg von der Töss, wo nur noch ein Trampelpfad den Quellbach begleitet. Von dieser Zweigstelle an steigt der Pistenweg extrem steil auf und ich muss hier die meisten Passagen schieben.

Zuoberst öffnet sich an der Wolfsgrueb ein Hügelpanorama nach Süden, dorther die asphaltierte Straße einen Parkplatz erreicht. Die Straße führt sogar noch weiter hoch zum Almgasthof Scheidegg, der aber üblicherweise von hier aus erwandert wird.

stilisiertes Bild mit Panorama auf Zürichsee
Fernblick auf den Zürichsee von der Wolfsgrueb-Straße

Todesmut ohne Edelmut

Fast möchte man das liebliche Bild hier nicht brechen, doch muss ich noch die Geschichte erzählen, die einen Radler fast den Tod gekostet hätte. Und fast bin ich verführt zu sagen, dass er ihn sich selbst verdient gehabt hätte. Die launigen Abschwünge winden sich in Kurven hinunter und im Tal wartet das geschäftige Städtchen Wald, welches noch von der ehemaligen Bleiche der einst bedeutenden Weberei geprägt ist, heute dabei moderne Wohnblöcke mit ins Bild drängen.

Ortsansicht auf Wald mit spitzem Kirchturm
Das Städtchen Wald war lange Zeit von Textilindustrie geprägt

So die Landschaft nicht für jeden Radler reizvoll genug, schießt eine kleine Gruppe italienischer Rennradler den Berg hinunter, taucht hinter mir auf und kann das Überholen kaum abwarten, da mal eine Kurve das vereitelt. Es sei hinzugefügt, dass ich kein Bremser bin, und gleichwohl mutig in den Kurven liege. So bricht dann einer in der Rechtskurve auf die linke Spur aus, nichts von der Straße unten einsehbar, da die Schleife um einen mächtigen Hügel herumführt.

Meine Ahnung auf der mittlerweile längst nicht mehr ganz verkehrsarmen Bergstraße erfüllt sich postwendend und entgegen kommt das erwartete Automobil. Der Rennradler neben mir, die Hupe des Autos laut und eigentlich ein Fall für den Frontalcrash – nur noch Zeit für ein Zucken auf dem Sekundenzeiger. Der Italiener aber nimmt Fahrt geradeaus in die tief abhängende Wiese. So lieblich grün ihr Gras, so sanftmütig auch ihr Narbenbett und gleich dazu noch ohne Weidedraht. Fast wie auf Tennisrasen rumpelt der Radrabauke auf der Wiese aus, ohne Salto, ohne Rutscher. Für echte Machos wichtig – keine Spur von Schockstarre, geht es weiter, mit Gelächter und Heldensprüchen, so meine ich zu hören. Ich mag nicht richten, aber manchen Radlern gehört das Zweirad schlicht entzogen.

Wadeln rund um den Bachtel

Schild Bachtelstraße mit Kastanienbaum

Die Italiener ziehen noch in gleiche Richtung, bleiben jedoch auf der unteren Halbhöhenstraße, während ich mir mal wieder die steilst mögliche Variante ausgesucht hatte. Vielleicht hätte ich mich im unteren Bereich des Abzweigs Richtung Bachtelranch noch mit Honig aus dem Zürcher Oberland versorgen sollen, den es im Selbstbedienlädeli eines Hofes gibt. Wäre aber ein schlechter Deal gewesen, denn am Hulftegg gabs den Honig günstiger.

Bachteleranch mit Aussichtsterrasse
Beliebtes Ausflugslokal: Die Bachtel-Ranch

Die Steigung der Straße geht weit in die Vertikale, bei quaeldich.de sind 18 % notiert. Eigentlich liegt die noch größere Herausforderung auf der Stichstraße von der Bachtelranch zum Bachtel selbst hinauf, wo ein weiteres Restaurant wartet. Gleich bei Abzweig werden dort maximale 20 % versprochen. Doch liegt mir nicht daran, den Heldenkurs ins Nichts auszureizen, besteht bei der beliebten Bachtelranch doch bereits Aussicht genug.

Die Verwirrung ist hier groß, ob der vielen „Bachtel“namen, die an Straßen, Berg, Sattel und Gasthöfe vergeben sind. Die eigentliche Passhöhe des Bachtelsattels fällt mit dem Schaufelberger Egg zusammen und liegt zur nördlichen Seite des Bergs auf der Strecke zwischen Girenbad und Gibswil. Diese Strecke schmiegt sich wieder weicher in Hügel- und Waldpassagen, bleibt sehr ruhig. Gibswil mit Skisprungchance lässt wieder das Tösstal aufleben. Nur kurz hier, suche ich erneut eine aussichtsreiche und lohnenswerte Bergroute über die Ghöchstraße. Etwas riskant, kann ich doch unten nicht erfahren, wie ernst die angeschriebene Baustelle die Passage zu nehmen sei. Es blieb aber harmlos.

Schmuckstücke der Tösstalbahn

Lieblich, doch schattiger und feuchter ist die Gegenseite im Wissenbachtal, im Verbund mit Bauma im Tösstal auch eine Region ehemaliger Textilindustrie, wie an Relikten etwa eines Transmissionsturms zu sehen ist (auch Museum vorhanden). Historisch dekorativer sind die Waggons von der historischen Tösstalbahn, die gut poliert am Bahnhof Bauma zu besichtigen sind. Ein letzter Abendaufschwung bringt mich noch bis Sternenberg, wo ein beliebter Gasthof zu noch zivilen Preisen einlädt.

(5) Sternenberg – Gfell – Allenwinden/Chaltenbrune (922 m) – Schnäggebode (845 m) – Ackerwis/Gentenegg (842 m) – Rotbühl (840 m) – Zinggen (822 m) – Ober-Sädelegg (849 m) – Sitzberg (792 m) – Bichelsee – Seelmatten/Bichelsee – Ruetschberg (603 m) – Aadorf – Frauenfeld – Hüttwilen – Steinegg (630 m) – Hörnliwald (609 m) – Eschenz – Stein/Rhein – Öhningen – Schienen – Schiener Berg (683 m) – Bohlingen – Singen 20:35 h || 22:43 h Stuttgart

Schilderzweig am Rotbiel

79 km | 985 Hm

Abendessen (Singen, griech. R): gemischter Grillteller, Reis, Zaziki, Bier, Espresso, ca. 25 €

Die Gipfelketten bleiben für lang die Horizontkulisse, soweit die Straße nicht mal etwas in eine Mulde abtaucht. Auch in dieser abgeschiedenen Gegend überraschen die zahlreichen Häuser, die sich über die Bergwiesen verteilen. Dorfkerne sucht man aber vergeblich.

Gegen Ober-Sädelegg überbrückt eine relativ kurze Kiespiste die Strecke nach Sitzberg, allerdings kaum von Asphalt zu unterscheiden und rennradtauglich. Die lautesten Bewohner der einzigen dörflichen Ansiedlung auf dieser Höhenroute sind die Hofgänse, auf einer Wiese schon unterhalb im Abschwungbogen Richtung Bichelsee. Nach dem weitgehend von Schilf umgebenden Bichelsee erklimmt man nochmal eine kleine, bewaldete Straßenhöhe.

Heimatgefühl Bodenseeregion

Liegt Aadorf am Siedlungsband, dass sich mit ländlichen Unterbrüchen von St. Gallen nach Winterthur zieht, so unterbricht in Richtung Frauenfeld nochmal Agrarland das Urbane. Frauenfeld begrüßt den Gast mit steil emporstrebenden Burgberg über der schweizerischen Murg (zwei weitere Murg-Flüsse queren den Schwarzwald!). Das große Postgebäude mit türkis oxidierter Kupferkuppel erinnert mich in der Bauweise stark an das ehemalige Postgebäude in Konstanz.

Msuikbox Frauenfeld für Straßenmusikanten mit Saxspieler-Figur (rot)

Musik uff d‘ Gass: Eine Musikbox in Frauenfeld hält Tools für Auftritte von Straßenmusikern bereit, darunter einen Bühnenteppich, Stromanschluss, Klappstühle und Bänke für Musiker und Zuschauer und eine Hutkollekte. Potenzielle Performer können sich in der Vorwoche zu einem Auftritt anmelden.

Bevor ich Stein am Rhein und eine versteckte Badeecke noch auf Schweizer Seite erreiche, wähle ich eine mir bisher unbekannte Route, die über Schloss Steinegg bei Hüttwilen führt. Die einstige mittelalterliche Burg aus dem 13. Jahrhundert wurde im 18. Jahrhundert in ein Schloss des Neorenaissancestils verwandelt. Das Gebäude mit dekorativen Rundtürmchen bewohnen heute Privatleute. Über eine Waldpiste kehre ich zurück zur Straße, die Herdern mit Eschenz verbindet.

Nach Bad im See und ein kurzer Blick in den Steiner Trubel, wollte ich noch eine Lücke schließen, die mir seit Jahrzehnten nachhängt. Obwohl ich langjähriger Bodenseebewohner war und auch häufig die verschiedenen Seeteile umrundete, war ich doch noch nie über den Schiener Berg geradelt. Ein Bewohner aus Öhningen, den ich um Auskunft zum Abzweig der Straße befrage, ist etwas irritiert, dass ich da hochfahren möchte. Der prognostizierte Wadenbeißer zeigt sich aber zahmer als erwartet, zumal das Steilstück eher kurz ausfällt. Nach Schienen, mehr Pendlerdorf mit abflauender Infrastruktur, steigt die Straße nochmal an, bevor sich fern das Panorama auf den Zeller See ausbreitet.

In der Industrie- und Gewerbestadt Singen mit seinen zweckmäßigen, eher spröden Straßen- und Fußgängerzonenquadraten endet diese erste, sonnige Frühsommertour zwischen Bodensee und Zürichsee mit genüsslichem Fazit. Ich durfte vermuten, dass es noch mehr zu entdecken gibt. Grund genug, eine weitere Tour in die erweiterte Zürichregion folgen zu lassen.

Logo Schreibfeder, Pedal mitAugen, Rad, weißer Hintergrund

Mehr zur Region auch in:

Sonnenuntergang am Züichsee, Herrliberg

ALP-2019-2
Sieben-Seen-Tour in der erweiterten Züri-Region

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