Cascata della Froda, stilisiertesBild mit Selbstproträt nackt von hinten, Schriftzug "Prealpi Luganesi"
Alpen,  Italien,  Lombardei,  Schweiz,  Tessin,  Touren

ALP-2021-TdS-08
Der Lago Maggiore mit dem Hinterland der Varese-Region

(Sa, 19.6.) Avegno – Ponte Brolla – Locarno – Minusio – Tenero – Quartino – Magadino – Vira – Fosano – Alpe di Neggia (1396 m) – Indemini – Biegno – Ármio – Passo della Forcora (1179 m)

55 km | 1585 Hm

Auf meiner Strecke lag eigentlich nur Locarno und dort eine einzige Apotheke als öffentliche Teststation gemäß meiner Recherchen. Einem größeren Andrang hoffte ich zu entgehen, recht früh nach Öffnung einzutreffen. Dort gibt es dann weder Andrang noch einen Test, denn am Samstag wird nicht getestet! Wie machen das die Schweizer, derer ja viele über die naheliegende Grenze mit strengem italienischen Testregime fahren?

Ich werde aufs Hospital verwiesen. Dort bekomme ich eine neue Maske und darf ein erstes Papier ausfüllen. Schließlich werde ich zu einem Schalter gebeten. Der Mann fragt mich, ob ich eine besondere medizinische Indikation habe, dass ich einen Test brauche. Für Touristen sei der Test nicht kostenlos, zumindest nicht ohne Anmeldung. Die preiswerte Variante liegt irgendwo bei 40 Franken, wenn es besonders schnell gehen soll 80 Stutz. Ein paar Abendessen liegen mir da näher, ich lehne ab. Ohnehin reise ich nach Italien auf einem Schleichweg ein, Kontrollen soll es aber selbst an stärker frequentierten Grenzstellen nicht geben. Diese Farce der Coronaregeln wird man wohl erst in einigen Jahren vollends begreifen. Derzeit sind alle getrieben von Aktionismus und jedes Land pflegt sein eigenes Misstrauen mitten in Europa. Obwohl nicht in der EU, zeigen sich die Schweizer in der Pandemie als die doch noch verlässlichsten Europäer. Alles scheint konträr kurios.

Das Ostufer des Lago Maggiore mit seinem Hinterland

Entschleunigte Steine – das letzte Dorf der Schweiz

Um überhaupt den Grenzort Indemini zu erreichen, wartet eine herbe Rampe zur Alpe di Neggia. Zunächst quere ich dazu die Magadino-Ebene, dessen Mündungsdelta teils dem Naturschutz und teils Teilen touristischen Freizeitanlagen vorbehalten ist. Davon entfernt drängen sich Autos zum Ostufer des Lago Maggiore hin, andere zweigen in Richtung Bellinzona ab. So lässt der Verkehr zum Seeufer hin etwas nach. In Vira windet sich dann eine Straße eng durch den Villenhang, mit weiter Aussicht über den See. Sobald der Kastanienwald erreicht ist, dringt die Straße tiefer in den Berg ein, bleibt steil und aber nunmehr schattig und ohne Aussicht. Felsen reichen dicht an die Straße, Wasser fällt durch enge Spalte und Farne kämpfen sich durch Steinritzen.

Auf der offenen, fast öden Passhöhe ringt ein kühler Wind mit den Sommergefühlen. Die Alpe di Neggia nutzen Einheimische offensichtlich gerne als Wandergebiet, zur Einkehr wartet eine Alpwirtschaft. Vielleicht überraschend ist hier auf dem Hochpunkt noch nicht die Landesgrenze. Die Straße fällt über enge Kurven in ein abgelegenes, waldreiches Tal ab, das wenige Weiler und Weiden auflockern. Hier ist weder Schweiz noch Italien – es ist ein Niemandsland, von besonderer Stille geprägt.

Das schlichte Steingrau von Indemini schält sich zu einem charmanten Kleinod heraus. Steile Gassen aus Granitgestein führen in das eng gestaffelte Dorf hinunter, deren Bewohner Sinn für lustige Figuren und verwitterte Skulpturen haben, über denen liebliche Rosenstöcke oder Oleanderbüsche hängen. Über den wundersamen Auszeitblick vom örtlichen Restaurant atme ich ein gutes Stück vollkommener Entschleunigung – das Dorf am Ende der Schweiz, nein, eigentlich am Ende der Welt – mal wieder.

(So, 20.6.) Passo della Forcora – Lago Delio – Campagnano – Maccagno – Colmegna – Luino – Germignaga – Bedero Valtravaglia – Roggiano – Brissago Valtravaglia – Passo di San Michele (885 m) – Passo di San Antonio (647 m) – Capanna Adamoli – Passo del Cuvignone (1036 m) – Vararo

57 km | 1385 Hm

Über die Panoramaoffensive ins Schlaraffenland an der Seeriviera

Nach dem Abendessen musste ich noch verwegen welligem Terrain folgen und herbe Steigungen durch die Dunkelheit bewältigen, um überhaupt eine Freistelle zum Campen zu finden – so eng schlängelt sich Wald und Bergwelt bis zum Passo della Forcora, wo sich bei einer Kapelle nebst Gasthof der Blick Richtung Lago Maggiore öffnet. Doch windet sich die Straße fortan wieder aussichtsarm zwischen Birkenhainen und üppigen Farnhängen nach unten. Für den Lago Delio muss man die Straße mit einem kleinen Stich nach oben verlassen. Der Exkurs lohnt jedoch kaum, zumal der fast leere Stausee geradezu tröge wirkt.

Die weitere Abfahrt eröffnet dann bald eine Panoramaoffensive auf den Lago Maggiore – nach Norden, nach Westen, nach Süden. Einzig die dicken Wolken trüben die denkbare Heiterkeit im Kurvenrausch zum See hinunter. Trotz der Coronamasken wirbelt im italienischen Maccagno ein ganz anderes Leben als in der Schweiz. Der Gang durch den Supermarkt ist wie ein Ausflug ins Schlaraffenland. Nicht nur die Preise machen wieder Spaß auf Genuss, auch das Warenangebot überbietet die Auslagen des teuren Nachbarn um ein Vielfaches und bei höherer Qualität.

Nur langsam setzt sich die Sonne durch weiterhin dicke Wolken durch. Die Seestrecke entfaltet ihr liebliches Rivieragefühl. Einige Tunnelstrecken darf der Radler auf ufernahen Altstraßen umfahren. Mit der Doppelstadt Luino/Germignaga endet die Seligkeit ein wenig, Verkehr und Besiedlung verdichten sich am Seeufer, die Promenadenanlagen verstören mit planierten Flächen und lauten Jugendtreffs à la Italiana. In der schwülen Hitze suche ich geeignete Strandabschnitte, die hier aber eher Mangelware sind. Viele Privatvillen schneiden die Seeufer ab, andere Seebereiche enden etwas trostlos an der Straßenmauer.

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